Heiße politische Entscheidung des Gesundheitsministers: Er will, dass die sogenannte „Pille danach“ künftig rezeptfrei ist.
Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) greift ein heißes Eisen an – und bringt konservative Kreise gegen sich auf. In einer Anfragebeantwortung an die Grüne Judith Schwentner befürwortet Stöger die Freigabe der „Pille danach“. Stöger bekam prompt Unterstützung von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek – beide SPÖ-Politiker erwarten sich davon Erleichterungen für Frauen.
Pille ist bereits in 18
EU-Ländern zugelassen
Im
Interview mit ÖSTERREICH argumentiert Stöger, dass die „Pille danach“
bereits in vielen europäischen Ländern rezeptfrei erhältlich ist und sich
deren Einsatz bewährt habe. Tatsächlich ist die „Pille danach“ derzeit in 18
von 27 EU-Staaten ohne ärztliche Verordnung zu bekommen. Zudem, so Stöger
weiter, stehe der Oberste Sanitätsrat der Rezeptfreigabe positiv gegenüber.
Das Apothekengesetz gibt den Apothekern die Möglichkeit, das Rezept in Notfällen – etwa in der Nacht – auch ohne ärztliche Verordnung abzugeben. Nur: Oft tun das die Apotheken nicht und schicken die verzweifelten Frauen in eine Spitalsambulanz.
Die „Pille danach“ ist zwar keine Abtreibungspille. Sie verhindert aber bis zu 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr die Einnistung des bereits befruchteten Eis in der Gebärmutter (siehe Kasten rechts).
Pille ist Dorn im Auge von Abtreibungsgegnern
Abtreibungsgegnern
und auch der FPÖ ist das seit dem Jahr 2000 in Österreich erhältliche
Medikament natürlich ein Dorn im Auge. FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar
Belakowitsch-Jenewein ist strikt gegen die Rezeptfreigabe – sie führt
allerdings medizinische Bedenken an: Immerhin handle es sich um ein hoch
dosiertes Hormonpräparat, das zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen könne.
Unternehmen müssen Freigabe beantragen
Stögers
Willenserklärung ist noch keine endgültige Entscheidung: Denn die Hersteller
der Pille müssten die Rezeptfreigabe beantragen – was sehr wahrscheinlich
ist.
Die „Pille danach“ gibt es in Österreich unter zwei Markennamen: Vikela und Postinor. Vikela wird von Gerrot hergestellt – das ist politisch nicht undelikat. Gehört doch das Unternehmen zum Lannacher-Konzern des konservativen früheren Wirtschaftsministers Martin Bartenstein.