Vizekanzler im Interview
Strache: "Der eine oder andere hat gespendet"
13.04.2019
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Oe24.TV: Sie sind sich mit dem Kanzler in die Haare geraten. Gibt es jetzt eine klare Trennlinie zwischen FPÖ und Identitären?
Heinz-Christian Strache: Es gab bereits seit längerer Zeit eine klare Trennlinie zwischen der FPÖ und FPÖ-fremden Vereinen. Uns geht es darum, unsere kulturelle Identität und Heimat zu bewahren und uns vor der illegalen Migration zu schützen – aber das gehört in den Gebietskörperschaften und der Regierung umgesetzt, und nicht auf der Straße.
Oe24.TV: Aber inhaltliche Ähnlichkeiten gibt es auch?
Strache: Das ist ja evident. Aber dazu brauche ich keine pubertierenden Vereine oder Aktionisten, welche eben kein Teil der FPÖ waren und sind.
Oe24.TV: Jetzt haben Sie einen klaren Strich gezogen.
Strache: Man muss fairerweise sagen, dass einige mit den Inhalten Sympathien gehabt haben. Daher gibt es sicher den einen oder anderen, der gespendet hat, bei einer Versammlung war. Faktum ist: Mit unserem Beschluss, mit unserer klaren Positionierung, sagen wir, dass wir das nicht mehr wünschen.
Oe24.TV: Dann tritt aber der Kanzler auf und sagt in Ihre Richtung: ‚Das ist untragbar.‘
Strache: Da war ich zuerst einmal schon erstaunt. Wie kommt man dazu, das der FPÖ in die Schuhe zu schieben, wo wir doch nichts mit der Organisation zu tun haben? Das ist eine Kampagne vor der EU-Wahl, an der die Linken ihre Freude haben.
Oe24.TV: Da hat der Kanzler Ihnen die Pistole angesetzt?
Strache: Nein, die Pistole lasse ich mir von niemandem ansetzen. Es hat ja ein Verfahren gegen diese Gruppe gegeben – da ist sie vom Verdacht, eine kriminelle bzw. terroristische Vereinigung zu sein, freigesprochen worden. Man muss das zur Kenntnis nehmen. Jetzt gibt es Ermittlungen – die sind abzuwarten. Es gibt keine Vorverurteilung, aber auch keinen Persilschein.
Oe24.TV: Sie waren ziemlich beste Freunde mit Kurz. Haben Sie ihm nicht gesagt: ‚Na hallo, können Sie mich nicht zuvor anrufen, bevor Sie so etwas sagen?‘
Strache: Wir haben immer ein offenes Gesprächsklima – deshalb wundert es mich, dass man darin so einen unglaublich großen Knatsch entdecken bzw. produzieren will.
Oe24.TV: Aber Sie wollten sich doch öffentlich nichts mehr ausrichten, oder?
Strache: Das handhabe ich auch so. Ich bin überzeugt, dass auch der Kanzler das so handhabt.
Oe24.TV: Nun ist es doch passiert.
Strache: Das ist Ihre Interpretation. Aber ja: Es gab da oder dort bei dem Thema unterschiedliche Interpretationen.
Oe24.TV: Wird der Ton in der Koalition jetzt rauer?
Strache: Nein, dieses Thema ist abgehandelt und wir arbeiten für Österreich. Da lassen wir uns nicht provozieren oder von unserem Weg abbringen.
Oe24.TV: Sind Sie sauer?
Strache: Nein, ich bin älter geworden, damit gelassener.
Oe24.TV: Themenwechsel: Sie wollen die ORF-Gebühr abschaffen.
Strache: Als erster Schritt soll eine Reform mit einem neuen ORF-Gesetz kommen. Man muss endlich Optimierungsschritte setzen.
Oe24.TV: Und das heißt? Ein Sparprogramm?
Strache: Der ORF weiß selbst, dass er ein großer Elefant ist und man dort mal in der Struktur bezüglich Effizienz nachschauen muss, weil Qualität, fallende Zuschauerzahlen und das Geld, das man ausgibt, in keiner Relation mehr stehen.
Oe24.TV: Da sollen 10 bis 20 % eingespart werden?
Strache: Zumindest sollte ein ORF-Management evaluieren, wie viel Sparpotenzial der ORF ohne Qualitätsverlust hat.
Oe24.TV:: Sie bleiben dabei: Die GIS-Gebühr soll abgeschafft werden. Kompromiss ist: Nicht heuer, aber in dieser Legislaturperiode?
Strache: Die ÖVP hat dem nicht zugestimmt – aber ich kämpfe dafür wie ein Löwe, weil das erwarten die Menschen. Zu Recht! Wir wollen hier zusätzliche 320 Euro Jahresentlastung für die Bürger in dieser Periode.
Oe24.TV: Bleibt der Herr Wrabetz ORF-Generaldirektor?
Strache: Wenn er der Kandidat der ÖVP ist, dann muss die ÖVP das klären. Aber ich denke, das würden die Österreicher nicht verstehen.
Oe24.TV: Sie hielten das für keine gute Idee?
Strache: Genau. Ich hielte das für keine gute Idee.