Der FPÖ-Chef ist "Fechtwart" bei einer rechter Burschenschaft.
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat vor dem Akademikerball Antisemitismus verurteilt, doch er ist selbst tief in den Burschenschaften verankert. Mit 17 Jahren trat er der Burschenschaft Vandalia bei, wurde dort ihr Fechtwart und focht sieben Duelle (Mensuren). Auch diese Verbindung gilt als klar deutschnational. Das zeigt auch das Foto, das in der Vandalia-„Bude“ aufgenommen wurde: darauf eine schwarz-weiß-rote Reichskriegsflagge, wie sie auch die Nazis bei Aufmärschen verwendet haben. Das „Vaterland“, auf das sich diese Burschenschafter berufen, ist Deutschland, nicht Österreich.
Auch FP-Mandatar Wendelin Mölzer gehört der Vandalia an. FP-Klubchef Johann Gudenus ist, wie FPÖ-Vizekanzler Strache, bei der Vandalia.
Unter Strache haben sich die Korporierten endgültig als Kaderschmiede der Blauen etabliert: 39 Prozent der FPÖ-Abgeordneten sind schlagende Burschenschafter. Martin Graf und Harald Stefan sind gar bei der extrem rechten Burschenschaft Olympia, ebenso wie FP-Klubdirektor und Koalitionsverhandler Norbert Nemeth. Diese gilt etwa in Deutschland – selbst unter Burschenschaftern – als militant und stand früher unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Der Publizist Hans-Henning Scharsach sieht die Olympia als Gefahr und „Bewahrer brauner Traditionen“ an. Auf Veranstaltungen der Olympen sind immer wieder Neonazis aufgetreten.
Neben Strache ist auch FP-Infrastrukturminister Norbert Hofer (Marko-Germania) Burschenschafter. FP-Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller gehört zwei Mädelschaften (Iduna zu Linz und Sigrid zu Wien) an.
Auch bei Kickl und Hofer
Bei FP-Innenminister Herbert Kickl (kein Burschenschafter) sitzen mit Alexander Höferl (Kommunikationschef, Gothia Wien) und Kabinettschef Roland Teufel (Brixia Innsbruck) zwei Korporierte an Schalthebeln. Bei Hofer sind gleich fünf Kabinettsmitarbeiter, darunter etwa Generalsekretär Andreas Reichhardt (Cimbria) und Herwig Götschober (Franko-Cherusker), Schlagende. Der Kabinettschef von Verteidigungsminister Mario Kunasek, Michael Klug, ist bei der Gothia.
Auch im Büro von Sozialministerin Beate Hartinger sind Kabinettschef Volker Knestel (Nibelungen Bregenz) und Dominic Keuschnig (Tauriska Klagenfurt) Teil der Burschenschafterwelt.
In einigen dieser Buden (etwa bei jener von Götschober) fanden auch bereits Hausdurchsuchungen statt.
Bis 2002 wurden die Burschenschaften vom heimischen Verfassungsschutz observiert und fanden auch immer wieder Eingang in den Rechtsextremismusbericht. 2002 wurden diese Berichte eingestellt.
Auch der derzeit wegen NS-Wiederbetätigung einsitzende Gottfried Küssel ist Burschenschafter. Strache will „keine Antisemiten in der FPÖ“. Ob ihm diese Burschenschafter dabei folgen?
Isabelle Daniel