"Eine schnelle Kugel"
Strache-Fans drohen Kanzler Kern mit Mord
14.06.2016Morddrohungen gegen Kern. Strache lässt Postings löschen. Kanzler appelliert.
„Eine schnelle Kugel“ für den „Judas von Österreich“, postete ein User auf der Facebook-Seite von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gegen SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern. Ein anderer drohte mit „9 mm“.
Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaft ermitteln bereits wegen „gefährlicher Drohung“ gegen (noch) anonyme Täter. Und das Innenministerium hat den Personenschutz für den Bundeskanzler erhöht.
„Bananenrepublik“
Der Hintergrund: In einem ÖSTERREICH-Interview hatte Kern die Frage, wonach Österreich wegen der Wahlanfechtung nun international als „Bananenrepublik“ dargestellt werde, bejaht. Das wiederum bezeichnete FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als „unglaubliche Entgleisung“.
Kern: "Geister, die da gerufen werden …"
Mit diesem Eintrag auf Facebook löste der Ober-Blaue eine virtuelle Lawine des Hasses gegen den roten Kanzler aus. Dutzende User – darunter offenbar auch einschlägige Neonazis – beschimpften und bedrohten Kern.
Das Kanzleramt hat die betreffenden Postings bereits den Behörden gemeldet. FPÖ-Chef Strache reagierte gestern auf seiner Seite: „Ich weise darauf hin, dass ich auf meiner Facebook-Seite keine Beschimpfungen, Drohungen und Gewaltaufrufe dulde.“ Mittlerweile sind die vielzähligen Hasspostings auch gelöscht worden.
Kern mahnt auf ÖSTERREICH-Anfrage zu einer Abrüstung der Worte: „Aus der Geschichte wissen wir, dass der Gewalt der Worte oft die Gewalt der Taten folgen. Die Geister, die da gerufen werden, wird man so schnell nicht wieder los. Ich appelliere deshalb an alle, schon durch die eigene Wortwahl einen Beitrag zu einem guten Miteinander in unserem Land zu leisten.“
I. Daniel
Strache als Auslöser
Nachdem FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Montag auf seiner Facebook-Seite eine Antwort von SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern in einem ÖSTERREICH-Interview als „unglaubliche Entgleisung“ bezeichnet hatte, reagierten Hunderte Fans von Strache. Unter den zahlreichen Antworten befanden sich ebenso zahlreiche Beschimpfungen und sogar Drohungen gegen Kern. Ein User schrieb gar von „einer schnellen Kugel“ für den SP-Chef. Screenshots der Postings wurden den Behörden übermittelt, die nun die Identitäten der Hassposter ausforschen. Zumindest einer dieser Facebook-User dürfte übrigens ein Neonazi sein. Die FPÖ hat die Einträge löschen lassen und distanziert sich von ihnen.