Bei der Umsetzung des "5-Punkte-Programms" für Islam-Lehrer durch die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) wurde Verbesserungspotential festgestellt: Etwa bei der Vermittlung demokratischer Grundwerte. Für HC Strache ist das Programm bloßes Placebo.
Bei der Umsetzung des "5-Punkte-Programms" für Islam-Lehrer durch die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) hat das Unterrichtsministerium in einer ersten Zwischenbilanz "viele Schritte in die richtige Richtung, aber auch weiteres Verbesserungspotenzial" festgestellt.
Mehr Demokratie
So sieht der unabhängige wissenschaftliche
Beirat, der für die IGGiÖ die Islam-Schulbücher geprüft hat,
Nachbesserungsbedarf bei der "staatsbürgerlichen Erziehung"
wie Berücksichtigung von Demokratie oder Menschenrechten. Ob diese Werte
auch im jüngst fertiggestellten IGGiÖ-Entwurf für einen neuen Lehrplan
enthalten sind, sollen nun Juristen des Unterrichtsministeriums überprüfen,
teilte das Ressort mit.
Mängel festgestellt
Bei der Überprüfung der
Deutschkenntnisse aller Islam-Lehrer an österreichischen Schulen wurden bei
14 der rund 400 Pädagogen Mängel festgestellt. Konkret haben jeweils vier
Lehrer in Tirol und Vorarlberg, drei in Wien und zwei in der Steiermark
nicht das verlangte Matura-Niveau erreicht. Die Betroffenen müssen laut
Unterrichtsministerium Sprachförderkurse besuchen und bis Herbst adäquate
Deutsch-Kenntnisse vorweisen. Andernfalls droht der Entzug der
Unterrichtserlaubnis.
Unzureichend für Strache
Als völlig unzureichend
bezeichnete FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache das Fünf-Punkte-Programm der
Bildungsministerin für den islamischen Religionsunterricht. Hier handle es
sich um ein bloßes Placebo, mit dem man Tätigkeit vorgaukeln wolle. Es sei
entlarvend, dass es offenbar immer noch eklatante Defizite bei der
Vermittlung von Demokratie und Menschenrechten gebe. Dies zeige nur, dass es
in den letzten Jahren gröbste Versäumnisse gegeben habe. Mit der bloßen
Unterzeichnung einer Präambel im Dienstvertrag werde es außerdem auch nicht
getan sein. Denn es komme schließlich darauf an, welches Wertebild ein
Lehrer dann im Unterricht vermittle.
Predigten prüfen
Zudem werde nur über den Unterricht in
öffentlichen Schulen gesprochen. Man müsse aber auch etwa die Predigten, die
in Koranschulen, Moscheen etc. gehalten würden, genauestens überprüfen,
verlangte Strache. Es müsse auch hier strenge Kontrollen geben sowie
sofortige Konsequenzen für Prediger und Lehrer, die Demokratie,
Menschenrechte und Gleichberechtigung angreifen würden.
Verbesserungsvorschläge
Derzeit wird der neue Lehrplan im
Unterrichtsministerium formal überprüft. Er muss - wie auch die angepassten
neuen Lehrmaterialien - den in der Verfassung festgeschriebenen Werten
staatsbürgerlicher Erziehung (Demokratie, Humanität, Solidarität, Friede,
Gerechtigkeit, Offenheit und Toleranz gegenüber den Menschen) entsprechen.
Im Prüfbericht des wissenschaftlichen Beirats, dem u.a. die Wiener
Orientalistin Monika Mühlböck, und Martin Jäggle von der
katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien angehören, sind
Verbesserungsvorschläge im Hinblick auf die Berücksichtigung der
staatsbürgerlichen Erziehung enthalten.
Sofortmaßnahme
Vorerst dürfen Islam-Lehrer selbst erstellte
Unterrichtsmaterialien nur noch nach Zustimmung durch den Fachinspektor
verwenden. Als Sofortmaßnahme hat die IGGÖ außerdem bereits die Entfernung
der umstrittenen Darstellung eines Märtyrers aus einem Religionsbuch
angeordnet.
Neue Dienstverträge
Rechtzeitig zum kommenden Schuljahr
sollen außerdem alle Islam-Lehrer neue Dienstverträge abschließen, deren
Präambel ein grundlegendes Bekenntnis zu Demokratie, Menschenrechten und
Toleranz beinhaltet. Die Glaubensgemeinschaft hat zugesagt, Lehrern, die
sich von diesen Werten distanzieren, sofort die Unterrichtserlaubnis zu
entziehen.
Grundvoraussetzungen
Zusätzlich dazu hat das Ministerium für
Religionslehrer verbindliche formale Grundvoraussetzungen für die Aufnahme
in den Lehrberuf festgelegt. Künftig müssen Islam-Lehrer für eine Anstellung
ein Studium an einer Pädagogischen Hochschule oder einer Universität in
Österreich oder der EU abgeschlossen haben.
Von den Fachinspektoren für den islamischen Religionsunterricht soll künftig jedes Semester einen umfassender Tätigkeitsbericht an das Unterrichtsministerium gehen. Allerdings müsse die Qualität der Unterlagen noch auf ein einheitliches Niveau gebracht werden, heißt es seitens des Ressorts.