Heinz-Christian Strache schlug im ORF-Talk wild um sich, will EU und ORF mit Volksbegehren umkämpfen.
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte beim ORF-Sommergespräch mit Moderator Elmar Oberhauser und ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner alle Hände voll zu tun, um neben dem belastenden neuen Fotomaterial mit eigenen politischen Themen zu punkten.
Eidestattliche Erklärung gegen BZÖ
Nach
Straches Ankündigung, sich eine Zusammenarbeit mit Jörg Haider (BZÖ) auf
Kärntner Landesebene vorstellen zu können, ließ der FPÖ-Chef nun beim
Sommerinterview damit aufhorchen, laut „eidesstattlicher Erklärung“ als
FPÖ-Chef niemals mit dem BZÖ oder Haider zusammenzugehen. Strache: „Mit
diesen Menschen, die Schulden hinterlassen haben – 1.000 Mal nein, keine
Vereinigung“.
Weiters will der Rechtspolitiker ab sofort zwei neue Volksbegehren verkaufen. Eine Aktion betrifft den „Kampf gegen die ORF-Gebühren“. Rund 240 Euro würden von jedem unter dem Titel ORF-Gebühren eingehoben, der ein Fernsehgerät zu Hause habe, egal ob man das Programm ansehe oder nicht. Das sei eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Bei der FPÖ sollen bereits mehr als 10.000 Unterstützungserklärungen eingelangt sein.
EU-Austritt „möglich“
Ein weiteres
Volksbegehren richtet sich gegen die Europäische Union (EU). Die FPÖ wird
anlässlich der bevorstehenden Unterzeichnung des EU-Reformvertrages im
September eine bundesweite „Petition für eine Volksabstimmung“ über die
europäische Verfassung starten. Damit will man Druck auf die Bundesregierung
ausüben. Aufhorchen ließ Strache mit der Aussage, dass er für Österreich
einen Austritt aus der EU für „möglich“ erachte.
Trotz schlechter Umfragewerte für zahlreiche Landtagswahlen – Niederösterreich im kommenden Jahr und Kärnten 2009 – gab sich Strache kampfbereit: „Wir werden auf jeden Fall bei der Landtagswahl in Kärnten antreten.“
Strache rezitierte Erich Fried
Als gar nichts mehr half, las er
ein Gedicht vor. Zum Schluss zog er einen Band des großen österreichischen
Dichters Erich Fried hervor und rezitierte. Zu den Fragen zu seiner
Rechts-Vergangenheit, die ihm ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner im
Rahmen der ORF-Sommergespräche stellte, wollte er keine konkrete Auskunft
geben.
Frage: Waren das auf den Fotos tatsächlich nur harmlose Paintball-Spiele
oder Wehrsportübungen?
Antwort: Beschimpfungen – und merkwürdige
Aktionen. So zog Strache plötzlich ein Foto hervor, das ihn als Vierjährigen
beim Indianerspielen zeigt – offensichtlich, um die unschuldige
Unbedenklichkeit seiner Spiele zu demonstrieren.
Frage: Wurden Sie im FPÖ-Vorstand damit konfrontiert, in der verbotenen
Wiking-Jugend aktiv gewesen zu sein?
Antwort: Wiederum Beschimpfungen
mit dem Hinweis auf die Vertraulichkeit der Vorstands-Sitzung, von der er
nur vor Gericht entbunden wäre. Und immer wieder: „Wir sehen uns vor Gericht
wieder, Herr Fellner!“
Frage: Stimmt es, dass Sie von der deutschen Polizei verhaftet oder
festgenommen wurden?
Auch da erging sich Strache nur in eine wüste
Schimpforgie mit dem offensichtlichen Ziel, die gestellten Fragen nicht zu
beantworten.
Gute Quote für Strache
Die Zuseher konnten sich selbst ein
Bild machen. Das "Sommergespräch" mit Strache sahen durchschnittlich 538.000
Zuschauer bei einem Marktanteil von 24 Prozent. Die Spitze lag bei 585.000
Zuschauern. Im Vorjahr erreichte das ORF-"Sommergespräch" mit Strache
447.000 Zuschauer. Bei BZÖ-Chef Peter Westenthaler, der beim ersten
"Sommergespräch" interviewt wurde, sahen heuer durchschnittlich 445.000
Seher zu.