Strache steigt in Hofburg-Wahl ein
02.01.2010
Die FPÖ wird aller Voraussicht nach einen Kandidaten gegen Heinz Fischer
aufstellen. Die Sensation: Strache überlegt, selbst anzutreten.
Eine Bundespräsidentenwahl, drei Landtagswahlen, als Krönung die in Wien: Es
soll das Jahr des Heinz-Christian Strache werden. Im Interview mit
ÖSTERREICH stellt der FPÖ-Chef – er wurde 2009 40 – erstmals klar: Seine
Partei wird einen Gegenkandidaten zu Heinz Fischer aufstellen, wenn – was
derzeit wahrscheinlich ist – die ÖVP keinen eigenen Kandidaten ins Rennen
schickt. Strache im O-Ton: „Wir werden sicher nicht zulassen, dass nur
Fischer antritt.“
Barbara Rosenkranz ist Favoritin
Tatsächlich schien die
Entscheidung schon gefallen zu sein: Die niederösterreichische Landesrätin
Barbara Rosenkranz gilt als Favoritin im blauen Kandidaten-Poker. Gegenüber
ÖSTERREICH dementiert sie ihr Antreten nicht, im Gegenteil: „Wenn es so weit
ist, werde ich mich dazu äußern“.
Wie ÖSTERREICH berichtete, wälzt man in der FPÖ aber auch andere Pläne: das
Antreten des Parteichefs selbst. Der Vorteil: Strache könnte nahtlos von der
Bundespräsidentenwahl (25. April) in die Wienwahl (10. Oktober) gleiten –
und beide Wahlkämpfe durch die Wahlkampfkostenrückerstattung in Wien
finanzieren.
Ursprünglich war der Plan in der FPÖ schon fallen gelassen worden, weil
Strache in internen Umfragen nur auf 15 % gekommen war. Jetzt scheint er
wieder aktuell zu sein: Der FPÖ-Chef schließt im Interview nicht aus, gegen
Fischer in den Ring zu steigen.
Das Ziel: Wildern in bürgerlichen Wählerschichten – ein Verzicht der ÖVP bei
der Bundespräsidentenwahl käme da gerade recht. Tatsächlich versucht Strache
derzeit vermehrt in bürgerlichen Kreisen zu punkten.
"Ich schließe nicht aus, dass ich antrete" ÖSTERREICH:
Die nächste bundesweite Wahl wird die zum Bundespräsidenten sein.
Gibt es einen FPÖ-Kandidaten? Strache: Man muss das
Amt insgesamt diskutieren, ob es überhaupt in dieser Form noch
notwendig ist. Da gibt es Einsparungspotenzial. Über einen eigenen
Kandidaten werden wir in aller Ruhe entscheiden. Was wir aber sicher
nicht zulassen werden, ist, dass es nur einen einzigen Kandidaten
gibt, dass nur Heinz Fischer vielleicht auch noch mit Unterstützung
der ÖVP antritt. Diese Situation ist jetzt einmal abzuwarten. Wir
haben genügend Zeit und werden dann im Bundesparteivorstand unsere
Entscheidung treffen. ÖSTERREICH: Sind Sie mit
Fischers Amtsführung eigentlich zufrieden? Strache:
Bundespräsident Fischer hat durchaus gezeigt, dass er eine
staatstragende Rolle spielen kann. Aber er hat auch verschiedentlich
eine parteipolitische Schlagseite zu erkennen gegeben. ÖSTERREICH:
Als FPÖ-Kandidatin wird Barbara Rosenkranz genannt … Strache:
Wir haben viele mögliche Kandidaten und bei bundesweiten Umfragen
erzielen wir Zustimmungswerte von über 20 Prozent. Es ist niemand
auszuschließen. ÖSTERREICH: Und Sie selbst?
Würden Sie ausschließen, selbst anzutreten? Strache:
Man soll nie etwas ausschließen. ÖSTERREICH:
Bei den Freiheitlichen in Kärnten hat man große Sorge um die
Eigenständigkeit der Partei bei einer Zusammenarbeit mit der FPÖ. Der
Klagenfurter Bürgermeister Schneider sagte, Voraussetzung für die
Zusammenarbeit ist, „dass uns die FPÖ nichts dreinzureden hat“. Strache:
So ist es. Die Kärntner wissen selbst am besten, was für das Land
gut ist. Die FPÖ selbst hat auch ein sehr föderales Statut. Wir
arbeiten mit den Freiheitlichen in Kärnten auf Augenhöhe. ÖSTERREICH:
Werden Sie zum Parteitag der FPK nach Kärnten kommen? Strache:
Die Partei soll dort eigenständig ihre Entscheidung treffen. Ich
werde nicht anwesend sein. Wir werden nachher die gemeinsame
Vorgehensweise besprechen.
Interview: K. Nagele
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