Einladung auf 1. Bier
Strache und Kern im Kuschel-Duell
23.11.2016Mittwochabend traten der Kanzler und der FPÖ-Chef im Radiokulturhaus zum Duell an.
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Die Anspannung war sowohl für SPÖ-Kanzler Christian Kern als auch für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache groß. Immerhin standen sie sich am Mittwoch im ORF-Radiokulturhaus zum ersten Mal zum öffentlichen Streitgespräch gegenüber. Über eine Stunde befragte Ö1-Moderator Klaus Webhofer die ungleichen Politiker. Ein Duell, das unerwartet kuschelig ablief.
Kern und Strache starteten auffallend freundlich
Der rote Kanzler bemühte sich, wie auch Strache, zunächst um auffallend freundliche Töne, startete aber zugleich auch seinen inhaltlichen Abwehrkampf gegen die FPÖ.
Abgrenzung
Die klarste Trennung zog er beim Thema Zuwanderung. „Wir dürfen keine Migrationspolitik à la Trump machen und alle raushauen“, kanzelte er Strache ab. „Kern lehnt sich ja lieber an Merkel an, die alle reingelassen hat. Das ist unverantwortlich“, konterte Strache.
Auch als es um die EU ging, schieden sich (noch) die Geister. „Europa darf man nicht Le Pen, Strache und Co. überlassen.“ Darauf folgte die wohl stärkste Strache-Attacke: „Kern ist ein Meister der schönen Worthülsen.“
Strache: "Kern ist ein Meister der Worthülsen"
Doch bei Themen wie Soziales und Wirtschaft (Kern: „Steuerflucht – inakzeptabel“) war man sich sehr einig. Am Ende lud Kern seinen Politkontrahenten sogar auf das „erste gemeinsame Bier“ ein. Über diesen Kuschelkurs konnte sich so mancher Zuschauer nur wundern. Oder wollte Kern mit Lockrufen rot-blaue Wähler zurückgewinnen?
Blau-Rot?
Strache will jedenfalls bei der kommenden Nationalratswahl Nummer eins werden. Er stünde „sowohl für Blau-Rot als auch für Blau-Schwarz“ zur Verfügung. In sämtlichen Umfragen liegen die Blauen in der Sonntagsfrage („Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Wahlen wären?“) klar auf Platz eins.
Polit-Chemie
Auf das versprochene Bier gingen die beiden dann aber schließlich doch nicht. Aber, wie Ö1-Moderator Klaus Webhofer sagte: „Die Chemie zwischen den beiden stimmt.“
Die (amikale) Auseinandersetzung. Kern: "Darüber reden wir nachher, bei unserem 1. gemeinsamen Bier"
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Kern über Strache: „Ich respektiere, dass es auch Strache darum geht, das Land voranzutreiben. Es gibt aber auch viele Unterschiede.“
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Strache über Kern: „Seit Kern hat sich das Verhältnis mit der SPÖ verbessert.“
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Kern über Zuwanderung: „Wir müssen Zuwanderung begrenzen. Aber wir können keine Migrationspolitik à la Trump machen und alle raushauen.“
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Strache über Asylpolitik der Regierung: „Kern lehnt sich ja lieber an Merkel an, die unverantwortlich alle reingelassen hat. Auch in Österreich sieht man bei extremistischen islamistischen Strukturen weg. Das ist unverantwortlich.“
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Kern kontert: „Es ist absurd, die Polizei zu diskreditieren. Es wird scharf vorgegangen gegen Islamisten.“
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Kern zur EU: „Ein Politikwechsel ist notwendig. Gerade bei der EU wird die Kritik nicht ernst genommen. Wir dürfen Europa nicht Le Pen, Strache und Co. überlassen.“
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Strache zur EU: „Wir wollen die EU reformieren. Es soll auch niemals zu einem Beitritt der Türkei kommen. Kanzler Kern ist Meister der schön gekleideten, leeren Worthülsen.“
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Kern zu Strache: „Darüber reden wir nachher bei einem Bier, das wir noch nie zusammen getrunken haben. So ein amikales Gespräch hatten wir noch nie. Ich bin froh, dass wir beide eine gute Kinderstube haben.“