Die Regierung trage die Schuld an Cains Tod, meint der FPÖ-Chef.
Über 3.000 Strache-Fans stürmten am Samstag in Vösendorf bei Wien die „Pyramide“. Nicht nur um zünftig mit Bier und Musik ins politische Jahr 2011 zu starten. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sollte ihnen sagen, wo’s langgeht. Das lag für den FPÖ-Chef auf der Hand: ins Kanzleramt. Erneut erhob er den Führungsanspruch, beflügelt von den aktuellen Umfragen – laut Gallup-ÖSTERREICH-Umfrage liegt seine FPÖ derzeit bei 25 % und damit nur einen Punkt hinter der SPÖ.
Strache zieht wieder die Ausländer-Karte
Strache in Vösendorf unter dem Jubel seiner teilweise schon etwas illuminierten Fans: „Die FPÖ wird bis 2013 die stärkste Partei in Österreich werden.“ Gleichzeitig wetterte der FPÖ-Chef gegen die Regierung, „die das Geld der Steuerzahler ins Ausland verschiebt“, und wandte sich gegen die Milliardenhilfe für den Euro. „Das nutzt nur den Banken.“ Gleichzeitig zog Strache wieder die Ausländer-Karte: Indirekt machte der FPÖ-Chef sogar die Regierung für den Tod des dreijährigen Cain aus Vorarlberg verantwortlich: „Wäre dieser Gewalttäter sofort nach seiner ersten Straftat abgeschoben worden, dann würde der dreijährige Bub heute noch leben.“ Der Schutz unserer Kinder sei ihm „wichtiger als versponnene und absurde Multikulti-Fantasien“: „Verbrecher gehören abgeschoben.“ Lautstarker Applaus der biertrinkenden Fan-Gemeinde.
FPÖ-Chef sieht sich als legitimer Erbe Kreiskys
Im Interview mit ÖSTERREICH erklärt Strache – etwas ruhiger – seine Strategie für den Sturm auf Platz 1: Wieder beschwört er den Geist Kreiskys und präsentiert sich als legitimer Erbe des seinerzeitigen SPÖ-Kanzlers: „Kreisky würde sich angesichts dessen, was seine Nachfolger treiben, im Grabe umdrehen. Faymann und Darabos wollen ein Berufsheer und damit die Neutralität abschaffen. Wir wollen nun die Tradition Kreiskys verteidigen.“ Und auch die ÖVP greift Strache frontal an und präsentiert seine Partei als die Familienpartei, die ÖVP sei dies nicht mehr. Die FPÖ will sich – angespornt durch Umfragen – mehr um Pensionisten und Junge kümmern.
Strache: "Wir verteidigen die Tradition Kreiskys"
"Werden nicht zulassen, dass Faymann Österreich in den Abgrund führt."
ÖSTERREICH: Ihre Rede beim FPÖ-Neujahrstreffen klang wie ein Wahlkampfauftakt, oder?
Heinz-Christian Strache: Wir haben uns bei unserem Neujahrstreffen über unsere bisherigen Erfolge – die FPÖ kam in den letzten fünf Jahren von drei auf 25 Prozent – gefreut. Dieses Kapitel der Konsolidierung haben wir abgeschlossen.
ÖSTERREICH: Und wie soll das nächste Kapitel ausschauen? Laut aktuellen Umfragen liegen Sie ja bereits Kopf an Kopf mit SPÖ und ÖVP.
Strache: Genau, daher schlagen wir das zweite Kapitel auf: Wir wollen stärkste Kraft im Land werden, um Österreich zu reformieren. Die Menschen haben das rot-schwarze Abkassierer- und Proporzsystem satt. Wir wollen Österreich von diesem Mief befreien.
ÖSTERREICH: Und das wollen Sie mit Ihrem Thema „Ausländer“ erreichen?
Strache: Wir sind bei den unter 30-Jährigen bereits auf Platz eins. Natürlich sprechen wir als Einzige auch die Zuwanderungsproblematik an, aber wir geben Antworten. SPÖ und ÖVP sagen nur zu allem Nein. Daher wollen die Menschen auch aus dieser rot-schwarzen Erdrückung ausbrechen. Wir wollen in den kommenden Monaten auf sämtliche Zukunftsfragen Antworten geben.
ÖSTERREICH: Sie erarbeiten neue Programme?
Strache: Wir sind bereits die einzige Familienpartei. Wir werden uns auch noch stärker der Jungen und Pensionisten annehmen, die von dieser Regierung ja nur geschröpft werden. Das wird unter dem Motto „Österreich und Österreicher zuerst“ stehen.
ÖSTERREICH: Ihr Anti-Ausländervolksbegehren also?
Strache: Das wird kein Anti-Ausländervolksbegehren. Aber wir müssen gegen die unverantwortliche Politik der Regierung – ab 1. Mai 2011 fallen ja die Arbeitsbeschränkungen in der EU – vorgehen. Da werden bis zu eine Million Arbeitslose aus dem Osten zu uns drängen. Und Österreicher vom Arbeitsmarktprozess verdrängen.
ÖSTERREICH: Sie haben in Ihrer Rede auch Bruno Kreisky gewürdigt. Er hätte wenig Freude an solch einer Agitation gehabt …
Strache: Kreisky war der prägendste Bundeskanzler der Zweiten Republik. Er hatte seine Fehler, aber Kreisky hatte dem Land Selbstbewusstsein und Hoffnung zurückgegeben. Er würde sich angesichts dessen, was seine Nachfolger treiben, im Grabe umdrehen. Faymann und Darabos wollen ein Berufsheer und damit die Neutralität abschaffen. Das hätte Kreisky nie zugelassen. Wir wollen nun die Tradition Kreiskys verteidigen. Wir werden nicht zulassen, dass Faymann und Pröll Österreich in den Abgrund führen.
Interview: Isabelle Daniel