Trotz aller Beschuldigungen

Strache will's wissen: "Ja, trete zur Wien-Wahl an"

26.02.2020

Der Polit-Aschermittwoch: Während die FPÖ in Ried gegen die österreichische Medienlandschaft propagiert, verkündete Heinz-Christian Strache beim DAÖ-Aschermittwoch in der Prateralm seinen Antritt zur Wien-Wahl.

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Wien. Der ehemalige FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache kehrt endgültig in die Politik zurück. Er hat beim Aschermittwochstreffen der Allianz für Österreich (DAÖ) in der Wiener Prater Alm verkündet, für die neue Partei bei der Wien-Wahl ins Rennen gehen zu wollen. "Es wird diesen Neustart mit mir geben."
 
 
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"Sagen wir dem Politestablishment den Kampf an. Überwinden wir demokratiepolitisch die rot-grüne Mehrheit", forderte er seine Fans auf. Nach den Anwürfen gegen ihn sei die Entscheidung in ihm gereift, bei der Wahl als Herausforderer gegen Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) anzutreten. Strache deutete jedoch an, dass der Name der Liste sich noch ändern wird. Er wolle noch nicht alles verraten: "Es braucht ja immer wieder Überraschungen."
 
Die Allianz muss allerdings noch Unterstützungserklärungen für ein Antreten sammeln. Denn nur Parteien die laut letztem Wahlergebnis den Einzug in das Stadtparlament geschafft haben, brauchen keine Unterschriften. Die DAÖ war Ende 2019 von abtrünnigen FPÖ-Mandataren gegründet worden.
 

"Endprodukt" in einigen Wochen zu erwarten

 
Der Ex-FPÖ-Chef kündigte an, in den nächste Wochen gemeinsam mit den DAÖ-Verantwortlichen zu klären, wie die "neue Bürgerbewegung" gestaltet werde. Er wolle seine Vorstellungen dabei einbringen. Das "Endprodukt" solle dann präsentiert werden - also wohl auch der neue Name, wobei dies Strache nur andeutete.
 
Er erinnerte an Jörg Haider, der die FPÖ verlassen habe. "Bei mir ist es umgekehrt." Ihn hätten seine Nachfolger - "ehemalige Sekretäre" - verlassen und damit eine Spaltung herbeigeführt. Er sei jedoch das Original, schwor er.
 
Strache musste heute auf einem Sessel Platz nehmen, da er noch an seiner Knieverletzung laboriert. Strache war beim Skifahren gestürzt und am Knie operiert worden. "Man kann niederfallen, aber man muss immer wieder aufstehen", hielt er heute fest - am Beginn einer mehr als eine Stunde dauernden Rede.
 
"Ich bin froh, heute bei euch zu sein, bei den wirklich freiheitlichen Freunden und Patrioten", sagte der einstige Vizekanzler. Egal wie viele Fallen man ihm gestellt habe, "manchmal ist es wichtig, diese Hindernisse wegzuräumen und sich nicht aufhalten zu lassen". Er werde auch in Zukunft den Mund nicht halten, versprach er seinen Unterstützern, von denen es bereits Tausende gebe, wie er versicherte.
 
Man wolle Menschen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen ansprechen. In der neuen Bewegung müsse man keine "Ochsentour eines Funktionärsapparats" durchlaufen, warb er um tatkräftige Unterstützung. Gemeinsam müsse man "unsere Werte" wieder stärken: "Da geht's um soziale Fairness und Gerechtigkeit, um unsere Kultur und Identität. Dagegenzuhalten ist das entscheidende."
 
Die gegen ihn laufenden Ermittlungen schnitt er heute ebenfalls kurz an: "Ich habe ein reines Gewissen, ich sehe dem gelassen entgegen." Anders als bei seinem ersten DAÖ-Auftritt in den Sofiensälen verzichtete er auf allzu harsche Kritik an der FPÖ. Er habe nicht vor, groß mit seinen ehemaligen Mitstreitern und Nachfolgern abzurechnen: "Das werde ich nicht tun." Auch wenn es in der FPÖ einige gebe, die dort "kopflos herumschlingern" würden: "Da fehlt's sowohl am Master als auch am Mind."
 
Die ersten drei Politiker, so scherzte er, seien die Heiligen Drei Könige gewesen. Sie hätten die Arbeit niedergelegt, sich schöne Gewänder angezogen und seien auf Reisen gegangen. Strache zog entsprechende Vergleiche mit dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
 
"Was abgehobene Politiker wollen, brauchen wir nicht", befand er. Man sei auch mit immer mehr Verboten und Regeln konfrontiert - etwa angesichts der neuen Nichtrauchergesetze. "Wir wollen ein Österreich, das für seine Bürger da ist und nicht für Funktionäre und Lobbyisten aus Brüssel." Kritik setzte es einmal mehr an Menschen, die sich in der "soziale Hängematte" ausruhen würden oder an der Flüchtlings-Situation 2015.
 
Strache wetterte gegen "muslimische Parallelwelten" - versichert aber : "Es gibt so viele anständige Menschen, die zu uns gekommen sind, gleich woher. Diese Menschen unterstützen uns heute." Mit großem Applaus wurde die Kritik an einer bestimmten Gruppe von Verkehrsteilnehmern bedacht: "Während die Autofahrer sich immer an neue Regeln und Verbote gewöhnen müssen, sind für Radfahrer Verkehrsregeln offenbar nur unverbindliche Empfehlungen."
 
Strache warnte, dass die Grünen eine massive Reduktion der Pkws in Wien als Ziel ausgegeben hätten: "Ich werde alles dazu beitragen, dass wir das nächste Mal die Hälfte der Grünen im Wiener Rathaus sitzen haben." Wien sei ohnehin eine politische Dauerbaustelle geworden, beklagte er.
 
Verhaltenes Lob gab es immerhin für den früheren Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) - nicht zuletzt ob seiner Vorliebe für den "Spritzwein". Ludwig sei hingegen eher ein "ein stilles abgestandenes Wasser". Und nicht jedes stille Wasser sei tief, gab Strache zu bedenken. Auch ein Rätsel bekamen die Besucher des rustikalen Praterlokals - in dem auch die FPÖ oft Veranstaltungen abhält - zu hören: "Was ist der Unterschied zwischen dem Wiener Riesenrad und dem Rathaus? Beim Riesenrad sind die Nieten außen."
 
 

Gegenveranstaltung der FPÖ in Ried

Die FPÖ begeht den Aschermittwoch seit Jahrzehnten in der Rieder Jahnturnhalle. So auch heuer – doch erstmals seit 14 Jahren ohne Heinz-Christian Strache als Hauptredner.
 
Seinem Nachfolger Norbert Hofer, der diesmal an seiner statt bei den Blauen die Rede halten sollte, richtete Strache vorab aus: „Die letzten 14 Jahre war das Programm der FPÖ für die Aschermittwochsrede ‚HC Strache‘.“ Eines hat sich aber geändert: Strache schrieb ­seine Rede heuer selbst, wie er vorab erklärte – in der Vergangenheit lag dies ja eher im Aufgabenbereich von FP-Klubchef Herbert Kickl.
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