Der erste FP-Aufreger im Wiener Wahlkampf rief Aktivisten auf den Plan.
Da traute die versammelte Wiener Polit-Szene ihren Augen nicht: Montag früh hingen in der gesamten Bundesstadt riesige Plakate mit HC Strache. Und einem neuen Slogan aus der Feder seines „Chefideologen“ Herbert Kickl, der einst als Jörg Haiders Gag-Ghostwriter fungiert hatte: „Mehr Mut für unser Wiener Blut“. Im Untertitel: „Zu viel Fremdes tut niemandem gut“.
Facebook-Initiative
Und noch bevor der Chef aus dem Ibiza-Urlaub
in Wien eintraf, war damit der erste handfeste Wahlkampf-Aufreger perfekt:
Binnen weniger Stunden gründete sich eine Facebook-Initiative gegen die
blauen Plakate: „Wiener Blut“ gegen das blaue Wiener Blut sammelte Hunderte
Unterstützer. Der grüne Stadtrat David Ellensohn fühlt sich „durch die Blut-
und Bodenparolen an übelsten Nazi-Jargon erinnert.“
SP-Politiker fragten, ob die drei Bier Straches beim berüchtigten Paintball-Foto in der Blutbahn des FP-Chefs angekommen seien. BZÖ-Mann Walter Sonnleitner ortet pure Verzweiflung, die Strache in die tiefste Schublade greifen lasse. Und für SP-Geschäftsführer Christian Deutsch ist die „Blut und Boden“-Diktion schlicht ein Skandal: „Das ist rassistische Hetze.“
Kickl: Falco durfte auch
Eine rechte Hetz’ hatte mit dem Wirbel
dagegen Slogan-Autor Kickl. Er feixt: „Dann muss man sofort alle Spielpläne
mit der gleichnamigen Operette ändern und Falcos Hit aus den Plattenläden
räumen.“
Dass noch vor 100 Jahren ein Drittel der Wiener kein Wort Deutsch sprach, ficht Kickl nicht an: „Auch die gut integrierten Zuwanderer fürchten zu viel Fremdes. Wie das in unserem Slogan steht.“
Strache mit Hitler-Bart
So oder so: Manchem Wiener sind die
Strache-Plakate ein Dorn im Auge. Bereits am Montag waren einige Aufsteller
beschmiert worden. Dem FP-Chef wurde ein Hitler-Bärtchen verpasst.
Auch der Spruch wurde ausgebessert. So wurde bei "Zuviel Fremdes tut niemanden gut" das "Fremdes" durchgestrichen.
"Damit man ins Gespräch kommt"
Mit einem Tag
Verspätung hat sich auch der Wiener Bürgermeister Michael Häupl zu Wort
gemeldet. "Dieses Plakat ist die mieseste und übelste Provokation, nur damit
man ins öffentliche Gespräch kommt. Und das scheint ihnen ja auch gelungen
zu sein", so Häupl am Dienstag. Und er befürchtet noch Schlimmeres: "Ich
habe den Eindruck, den Tiefpunkt haben sie noch gar nicht erreicht."