Ernst Strasser im Visier der Anti-Korruptionsbehörde OLAF.
Die EU startet ab sofort eine "Aktion scharf" gegen Ex-Innenminister und EU-Abgeordneten Ernst Strasser. Sein Büro in Brüssel wurde Mittwochvormittag versiegelt
Dabei passierte eine peinliche Panne. Denn die Fahnder beauftragten, laut Infos von Europa-Parlamentarier Martin Ehrenhauser (Liste Martin) ausgerechnet die Sicherheitsfirma G4S Securities Services AG mit der Bewachung der Büros. Beim österreichischen Ableger des Unternehmens war ein gewisser Ernst Strasser bis vor Kurzem Mitglied des Aufsichtsrats.
"Wie wenn man Hunde auf Wurst aufpassen lässt"
Als am Nachmittag dann Mitarbeiter der Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF anrückten, um das Büro zu durchsuchen, passierte das Unvermeidliche. Die Securities verweigerten den Fahndern den Zutritt.
"Das ist so, als würde man einen Hund auf eine Wurst aufpassen lassen", sagt Ehrenhauser. "Das Unternehmen G4S hat schließlich Ernst Strasser während seiner Tätigkeit als Parlamentarier regelmäßig Geld überwiesen."
Trotzdem zieht sich die Schlinge um das Strasser-Imperium enger. Der Chef der Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF, Giovanni Kessler, entschied Mittwoch, ein Schnellverfahren anzuwenden und Ermittlungen gegen den Ex-Abgeordneten zu starten. Die Behörde kann allerdings keine Straf- oder Disziplinarverfahren einleiten – bei ersteren ist sie auf die Justiz der Mitglieder, bei letzteren auf EU-Organe angewiesen.
Im Zentrum der Ermittlungen steht der 100.000 Euro schwere Lobbyisten-Skandal rund um Ernst Strasser und zwei weitere EU-Abgeordnete.
Strasser verliert auch Job in der Staatsdruckerei
Strasser, der die Lobbyismus-Vorwürfe zurückweist, hat unterdessen weitere Funktionen verloren. Er ist nicht mehr Präsident des NÖ-Hilfswerks. Die Österreichische Staatsdruckerei teilte zudem mit, dass Strasser nicht mehr Beirat des Unternehmens ist. Bemerkenswert: Strassers Ex-Kabinettschef Christoph Ulmer war mit seinem Ex-Chef zeitgleich Aufsichtsrat.
© TZ ÖSTERREICH/Niesner
Ernst Strasser wurde 1956 im oberösterreichischen Grieskirchen geboren.
© APA
Der Sohn einer Landwirtefamilie studierte Jus an der Uni Salzburg.
© TZ ÖSTERREICH/Lechner
Während des Studiums leitete er die Österreichische Studentenunion und war Vorsitzender der ÖH der Uni Salzburg.
© TZ ÖSTERREICH/Niesner
1987 wurde Strasser Sekretär Josef Rieglers, des damaligen Landwirtschaftsminister.
© Reuters/Foeger
1992 wurde er Geschäftsführer der ÖVP-Niederösterreich, 1998 ihr Klubobmann im Landtag.
© TZ ÖSTERREICH/Lechner
Strasser ist Präsident des NÖ Hilfswerkes und Vizepräsident des Hilfswerk Österreich.
© TZ ÖSTERREICH/Pauty
Während der Regierung Schüssel, von 2000 bis 2004, war Strasser österreichischer Innenminister.
© TZ ÖSTERREICH/Niesner
2009 trat er als Spitzenkandidat der ÖVP zur Europawahl an.
© TZ ÖSTERREICH/Niesner
Er wurde Delegationsleiter im Europäischen Parlament.
© APA/Pfarrhofer
Seine politische Karriere endete mit der Aufdeckung des Lobbygate-Skandals durch Enthüllungsjournalisten der britischen Sunday Times.
© APA/Hochmuth
Am 20. März 2011 erklärte er auf Grund des Lobbygate-Skandals seinen Rücktritt.