2. Prozesstag

Strassers brisante ­E-Mails

27.11.2012

DerEx-Innenminister schlittert in Bredouille. Großes Kino: Die Strasser-Videos.

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Am zweiten Prozesstag gegen Ernst Strasser (Anklage wegen Bestechlichkeit) war der Schwurgerichtssaal prominent besetzt: Star-Anwalt Manfred Ainedter (Grasser-Anwalt) wollte die Video-Show nicht versäumen. Auch der Ex-Chef des Sicherheitsbüros, Maximilian Edelbacher (er gilt als Strasser-Opfer), war unter den Gerichtskiebitzen. „Man sieht an Strassers Körpersprache, dass er lügt“, so seine Analyse.

Panne. Der Tag startete mit einer Panne. Das Videogerät funktionierte nicht. Die Akustik war eine Katastrophe. „Das ist Schrott. Elektroschrott“, so Richter Olschak. Der Saal lacht. Erklärung: Strasser sollte Lobbying für die Elektroschrott-Verordnung betreiben.

Zeit zum Durchatmen für den Ex-Innenminister. Denn bevor die Videovorführung startete, schlitterte Strasser in Erklärungsnot. Staatsanwältin Alexandra Maruna konfrontierte ihn mit E-Mails, die deutlich machten, dass Strasser – im Gegensatz zu seinen Aussagen – bei seinen Kollegen Othmar Karas und Hella Ranner versuchte, einen Abänderungsantrag zu einer EU-Richtlinie einzubringen.

Hintergrund: Britische Journalisten wollten wiederholt testen, wie bestechlich Strasser sei. Sie boten ihm 100.000 Euro, damit er bei zwei Richt­linien ihre angeblichen ­Interessen vertrete.

Großes Kino
Dann der Höhepunkt: Die Video­anlage funktioniert. Und das Gericht erlebt eine sechsstündige Show mit Strassers dilettantischem Englisch. Die Lacher waren dem Innenminister sicher. Er schaute nie auf, sondern starrte auf das schriftliche Protokoll. Das Urteil wird erst im Jänner 2013 erwartet. Unsicher ist, ob am Montag die britischen Journalisten auftauchen.

E-Mails belasten den Ex-Innenminister
Oberstaatsanwältin Alexandra Maruna brachte Strasser ordentlich in Bedrängnis. Sie konfrontierte ihn mit E-Mails, die beweisen sollen, dass er sehr wohl versuchte, bei seinen Kollegen Othmar Karas und Hella Ranner zu intervenieren. Strassers Assistentin hatte recherchiert, wer für die Behandlung der Richtlinie zuständig war und ob ihr Chef (Strasser) einen Abänderungsantrag einbringen könne.

Dabei erfuhr sie, dass die Frist dafür abgelaufen war. Darauf schickte sie an Ranners Büro die E-Mail: „Denkst du, dass Ranner noch etwas retten kann?“ Eine Mitarbeiterin von Karas erhielt eine E-Mail mit dem Text: „Mein Chef müsste dringend wissen, ob euer Chef bereit wäre, einen Abänderungsantrag einzubringen.“ Danach fragte Strasser einige Male persönlich am Telefon nach.

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