"Hellas Kagran"
Streit um Graf auch als Fußball-Präsident
21.01.2009
Eine der suspendierten Spielerinnen berichtet von einer politischen "Umfärbung" des Vereins. Auch der Wiener Fußballverband wird hart kritisiert.
Neuerliche Kritik gibt es am FPÖ-Politiker und Dritten Nationalratspräsident Martin Graf in seiner Funktion als Präsident des Wiener Fußballclubs Hellas Kagran. Demnach treibe Graf die (politische, Anm.) "Umfärbung" des Vereins voran, sagte die derzeit suspendierte Spielerin Margarita Döller in einer Pressekonferenz. So sei kürzlich etwa die Lizenz für das Platz-Buffet an den Graf-Mitarbeiter Marcus Vetter übergeben worden - einem jener parlamentarischen Mitarbeiter Grafs, die wegen Bestellungen beim Online-Versandhandel "Aufruhr" in die Schlagzeilen gekommen sind.
Neuer Vorstand geheim gewählt
Am 6. Jänner sei zudem bei
einer Generalversammlung, von der laut Döller eine Reihe von
Vereinsmitgliedern nichts wusste, ein neuer Vorstand gewählt worden. Dabei
wurden FPÖ-Bezirksräte aus Wien-Donaustadt "inthronisiert".
Getarnte Wahlkampf-Veranstaltung als Auslöser
Begonnen
hatten die Auseinandersetzungen bereits im vergangenen Herbst: Mitte
September hatte Graf eine angebliche Wahlkampf-Veranstaltung auf dem
Hellas-Platz abgehalten, die als "Spanferkelessen des RFJ (Ring
Freiheitlicher Jugend, Anm.) 22" getarnt gewesen sei, so Döller. Sie sowie
ihre Kolleginnen Lucia Döller und Irene Müller hätten ihren diesbezüglichen
Unmut geäußert, worauf sie vom Spielbetrieb suspendiert wurden.
Obwohl sich die Solidarität in der Mannschaft mit den suspendierten Spielerinnen in Grenzen hält, will Döller ihr Team nicht im Stich lassen.
Politische Kampagne
Graf selbst, seit Sommer 2007 Präsident des
Clubs, hatte die Vorwürfe damals als "Schwachsinn" zurückgewiesen. Die drei
Damen hätten mit Unwahrheiten eine politische Kampagne begonnen, linke
Parolen geschmiert und einen "nicht-rassistischen Präsidenten" verlangt.
Deshalb habe sich die Vereinsführung für Suspendierung entschieden.
Vorwürfe gegen WFV
Im Zusammenhang mit dem Konflikt wurden
heute auch Vorwürfe gegen den Wiener Fußballverband laut. Dieser habe fünf
Spieler der U18-Mannschaft des Fußballclubs Union Mauer gesperrt sowie den
Trainer mit einer Geldstrafe von 300 Euro belegt, hieß es. Mittlerweile
laufe ein Berufungsverfahren. Die betroffenen Kicker hatten Mitte November
vor einem Spiel gegen Hellas Kagran "aus Solidarität" T-Shirts mit
Aufdrucken wie "Zeigt Graf die rote Karte" und "Lasst Margarita, Irene und
Lucia spielen" getragen.