Opernball

Streit um gratis Politiker-Logen

31.01.2008

Für den Politologen Peter Filzmaier ist die Finanzierung der Staatsgäste "Entscheidung der Oper".

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Der Opernball bietet für die heimische Politik vor allem die Chance auf einen ungezwungenen öffentlichen Auftritt. Das erklärte Politologe Peter Filzmaier rund um die Finanzierungsdiskussion der Staatsgäste. "Das ist eine Entscheidung der Oper", meinte er zu Holenders Vorwurf im Club 2, er müsse den politischen Spitzen gratis teure Logen zur Verfügung stellen (Lesen Sie hier mehr dazu.)

Statt einem Feilschen um Summe, sprach sich der Politik-Experte für Transparenz aus.

Politiker reagieren verblüfft
Seitens der Politiker reagierte man auf die Vorwürfe von Ian Holender erstaunt: "Bis jetzt war es immer so, dass der Bundespräsident eingeladen wurde", äußerte sich Heinz Fischers Sprecherin Astrid Salmhofer zur Finanzierungsdiskussion. "Sollte der Staatsoperndirektor andere Vorkehrungen treffen, sehen wir uns das an", meinte sie. Die Veranstaltung sei auf jeden Fall der Staatsball, deshalb übernehme der Präsident auch den Ehrenschutz.

Ganz ähnlich auch die Reaktion im Bundeskanzleramt: "Dazu ist zu sagen, das ist der Staatsball und wir sind wie der Bundespräsident immer dazu eingeladen worden", sagte Stefan Pöttler, Sprecher von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S). "Wenn die Organisatoren das anders wollen in Zukunft, stehen wir dem offen." Der Besuch des Opernballs zähle zum "Pflichtprogramm" und den Aufgaben des Bundeskanzlers "und nicht mehr und nicht weniger", so das Kommentar zur Repräsentationsfunktion des Staatsballs.

Wie viel Geld der Oper durch die Gratis-Logen für die Regierungsvertreter verloren gehe, versuchte Holender mit Beispiele zu verdeutlichen. In der Dresdner Oper koste die verhältnismäßig kleinere Mittelloge 70.000 Euro, erklärte er. Für die Proszeniumslogen im Parterre der Wiener Staatsoper müssten 33.000 Euro bezahlt werden. Für die im ersten Rang, in denen die Politiker Platz nehmen, könnten demnach 45.000 bis 50.000 Euro verlangt werden.

Opernball bringt Wien 17 Mio
Der Opernball bringe der Stadt Wien laut Wirtschaftskammer um die 17 Millionen Euro, meinte Holender weiter. Dem gegenüber liege der Gewinn für die Oper durch den Ball bei rund einer Million Euro, nicht mit eingerechnet sei dabei allerdings der Verlust von drei Schließtagen, die zur Vorbereitung der Tanzveranstaltung benötigt werden.

Gefahr der "Überinszenierung"
Medial sei der Opernball für die Regierenden ein Talkshow-Format mit weniger kritische Fragen und einer lockeren Feeling-Good-Atmosphäre, meinte der Politologe Filzmaier. Dabei bestehe derzeit vor allem die Gefahr der Über-Inszenierung, durch die große Zahl und Intensität an öffentlichen Auftritten. Kaum ein politische Ereignis komme derzeit ohne diese aus - Vom fußballspielenden Bundeskanzler über den Sozialminister beim Friseur bis hin zur Kondome-verteilenden Gesundheitsministerin sei alles vertreten.

Showcharakter
Selbst bei ihrer Klausur, einem inhaltlichen Nachdenkprozess, habe die ÖVP kürzlich gekocht, kritisierte Filzmaier. Wichtig wäre es, sich an ein Minimum von politischem Gehalt sowie an ein Maximum an Showcharakter zu halten. "Die Politik läuft Gefahr, da oben aus dem Rahmen zu fallen", warnte er. "Auch beim Opernball sind Politiker zunehmend gefährdet, sehr kritisch beäugt zu werden." Besonders bei Schlagzeilen über Mindestpensionen sei diese Repräsentations-Situation problematisch, egal wer die Logen bezahle.

Tranpsarenz statt Feilschen um Summen
Die Finanzierung des Ballbesuches sieht Filzmaier im Rahmen öffentlicher Auftritte: "Dass es Repräsentationskosten gibt, sei nicht die Frage", betonte er. Die gebe es auch bei anderen Veranstaltungen. Beim Opernball komme das Geld indirekt aus dem Budget der Steuerzahler, den Subventionen für die Staatsoper. Statt einem Feilschen um Summen, wäre Transparenz daher die bessere Lösung.

Überlegt werden müsse natürlich auch, welche Einladungen im Sinne der Unabhängigkeit angenommen werden können, meinte Filzmaier. Im Gegensatz zur Staatsoper wäre dies bei Wirtschaftstreibenden mit gezielten Interessen beispielsweise tragisch. Ein wichtiger Punkt sei auch die Bedeutung des Begriffs Repräsentation, betonte Filzmaier: "Ich kann dort auftreten und die Politik vertreten oder mich vor jede Kamera werfen."

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