Länder wehren sich

Stronach: Sprengt er seine Partei?

03.10.2013

Stronach ist nach Kanada abgerauscht. Nachbaur versucht Wogen zu glätten.

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© apa
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Donnerstag um knapp nach 10 Uhr in der Früh hob ein Privatjet in Wien-Schwechat Richtung Kanada ab. An Bord: Frank Stronach.

Der 81-Jährige hatte in den letzten Tagen beinahe die ­ganze Führungsmannschaft seiner Partei ausgetauscht.

  • Sein Klubchef Robert ­Lugar musste Stronachs engster Vertrauten, Kathrin Nachbaur, weichen.
  • Die Landeschefs von Niederösterreich, Kärnten und Salzburg wurden abgelöst.
  • Nachbaur ist nun auch Stronachs Vizeparteichefin. In seinem Sinne soll sie in der Partei weiter „aufräumen“. Im ÖSTERREICH-Interview kündigt Nachbaur an, dass es künftig in allen Landesparteien eine Trennung zwischen Landesräten und Parteiobleuten geben soll. Nachbaur will ein Bundesdirektorium einsetzen, dass künftig alle Entscheidungen trifft. Auch, wie man mit den Darlehen von Stronach umgehen werde. Denn Stronach verlangt offenbar jene 14 Millionen Euro, die er der Partei als Darlehen geliehen hat, zurück. Nachbaur dazu: "Frank hat zehn Millionen an die Partei gespendet. Den Rest hat er in Form von Darlehen gegeben." Bis wann die Rückzahlung erfolgen soll, werden nun die Gremien entscheiden.

Fest steht: Stellt Stronach das Geld sofort fällig, wäre die Partei ruiniert.

Drei Länder sagen sich jetzt von Stronach los
Niederösterreichs Ex-Landeschefin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger bezeichnet die Ablösen in ÖSTERREICH jedenfalls als „diktatorische Maßnahmen“. Sie und die abgesetzten Landeschefs von Salzburg, Hans Mayr, und Kärnten, Gerhard Köfer, könnten sich zusammenschließen und sich vom Team Stronach abwenden. Am Wochenende wollen sie mit Anwälten die Abspaltung beraten, berichten Insider.

Offenbar wird auch ein Anwalt eingeschaltet, um mögliche finanzielle Haftungen zu prüfen. 3,5 Millionen Euro muss etwa Niederösterreichs Team Stronach an den Multi-Milliardär zurückzahlen.

Stronachs Partei erhält auch Geld vom Steuerzahler: Fünf Millionen Euro im Jahr fließt an Parteieinförderung ans Bundesteam. In drei Jahren könnte die Partei die Darlehen also zurückzahlen ...

Autorin: I. Daniel

Experte Thomas Hofer: "Team auf Messers Schneide"

ÖSTERREICH: Stronach löst sämtliche Landeschefs ab. Ihre Erklärung?
Thomas Hofer:
Dieses Vorgehen ist mit normalen Maßstäben nicht mehr zu erklären. Stronachs erratischer Wahlkampfstil setzt sich nun fort. Es zeugt von politischer Hilflosigkeit.
ÖSTERREICH
: Wie wird es weitergehen?
Hofer:
Kathrin Nachbaur ist Last Woman Standing. Ich rede sie nicht klein, aber sie hat keine politische Erfahrung und steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Das Team steht auf Messers Schneide. Die Gefahr steigt, dass sich Abgeordnete abspalten und zu anderen Klubs wechseln. Alle mit politischer Erfahrung werden handstreichartig abgelöst. Und Stronach lässt sein politisches Baby nun allein.

NÖ-Landesrätin: »Diktator-Methoden«

Elisabeth Kaufmann-Bruckberger muss Landesvorsitz abgeben.

Der „diktatorische“, personelle Kahlschlag des Parteigründers empört dessen NÖ-Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger. Sie muss als NÖ-Parteichefin abtreten: „Man sucht offenbar Schuldige fürs Scheitern bei der Bundeswahl. Der Parteichef sollte sich angesichts des schlechten Abschneidens schon auch selber an der Nase nehmen.“

Autor: wef

 

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