Sparen ihm Mühe & Geld
Stronach-Team: Alles außer grün
15.08.2012
Frank Stronach hat vieri Nationalratsabgeordnete für seine Partei gewonnen.
Frank Stronach hat für sein Team eine bunte Runde eingesammelt, mit der er kommendes Jahr den Einzug in den Nationalrat schaffen will. Bisher hat er im Nationalrat einen SPÖ-Bürgermeister (Gerhard Köfer, siehe Interview), zwei ehemalige BZÖ-Mandatare (Robert Lugar und Erich Tadler) und eine bis vor kurzem noch im Bündnis aktive Abgeordnete (Elisabeth Kaufmann-Bruckberger) rekrutiert. Dazu kommen noch die frühere Klubobfrau der steirischen Freiheitlichen, Waltraud Dietrich, vermutlich der ehemalige SPÖ-Nationalratsabgeordnete Christian Faul und als Neueinsteigerin Karin Prokop, Tochter der verstorbenen früheren ÖVP-Innenministerin Liese Prokop.
Sollte es Stronach schaffen, insgesamt fünf Abgeordnete zusammenzubekommen, könnte er möglicherweise einen Klub bilden und somit einerseits Vorteile in der Geschäftsordnung des Nationalrats lukrieren und andererseits auf Einladungen des ORF bei den diversen Vor-Wahlsendungen hoffen. Ist es ein Quintett, das bei der letzten Wahl auf der selben Liste angetreten ist, wäre der Klubstatus gemäß dem Präzedenzfall LIF wohl fix, kommen die fünf aus unterschiedlichen Klubs müsste allenfalls sogar das Plenum entscheiden, was Stronachs Chancen deutlich schmälern würde.
Probleme mit den Namen
'Dass Stronach seine neuen Weggefährten nach diesen Kriterien ausgewählt hat, bestreitet er natürlich. Allzu gut kennen dürfte er die Mitstreiter allerdings nicht. Bei einem "Puls4"-Interview fiel ihm zwar der Name des Spittaler Bürgermeisters Gerhard Köfer ein, beim "wilden" Abgeordneten Robert Lugar hatte er den Nachnamen allerdings nicht parat, denn ein "Robert Krüger" ist bisher unter den Stronach-Kandidaten nicht bekannt.
Wer sind also die Mitstreiter im Team Stronach. Gerhard Köfer (51) ist bereits seit 1997 Bürgermeister von Spittal, im Nationalrat sitzt er zumeist unauffällig seit 2006, davor gehörte er dem Kärntner Landtag an. Dort könnte er jetzt wieder einziehen, sollte Stronach wie erwartet mit ihm als Spitzenkandidaten in die Landtagswahl ziehen. Überregionale Aufmerksamkeit erhielt Köfer nach seiner Entdeckung, über Heilkräfte zu verfügen. Als Energetiker soll er sich auch der Pferde Stronachs angenommen haben.
Robert Lugar (42), der sich in den letzten Wochen als eine Art Sprachrohr der Stronach-Partei versucht hatte, kam durch den Überraschungserfolg des BZÖ bei der letzten Nationalratswahl ins Parlament. Im Bündnis galt er von Beginn an als einer der Ambitioniertesten. Als der Tiroler auf einem niederösterreichischen Ticket Christian Ebner nicht als Generalsekretär folgen durfte, mutierte er 2011 zum "wilden Abgeordneten".
Unfreiwillig war der Abgang aus dem BZÖ-Klub bei Erich Tadler (54). Der Wahl-Salzburger wurde im Jänner 2010 aus der Fraktion geschmissen, nachdem er angeblich finanzielle Wünsche für seinen Verbleib im orangen Nationalratsklub geäußert hatte, was Tadler bestritt. Als "wilder Abgeordneter" fiel er seither nicht gerade als Vielredner auf, dafür während der Fußball-EM in Polen, da er in Warschau einen steinernen Löwen mit den deutschen Nationalfarben beschmiert haben soll. Auch hier dementierte Tadler - im Gegenteil habe er die Statue säubern wollen.
Die vierte im Bunde ist Elisabeth Kaufmann-Bruckberger (42), die Ewald Stadlers BZÖ-Mandat erst im vergangenen Dezember übernommen hatte. Ihre ersten politischen Sporen hatte sie sich in den 90er-Jahren bei den freiheitlichen Wirtschaftstreibenden verdient, beruflich war sie im Verkauf und Marketing tätig. Stadler meinte zuletzt, man sei sich ihrer "Charakterschwächen" immer bewusst gewesen.
Weitere Unterstützer
Außerhalb der Parlamentarier-Gruppe hat Stronach bisher drei mehr oder weniger bekannte Namen an der Angel. Waltraud Dietrich war bis 2005 steirische Klubobfrau der FPÖ, hatte sich dann aber auch nach Kritik an FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zurückgezogen und war seither politisch nicht mehr aufgefallen. Die Abschiedsworte der vierfachen Mutter, Landwirtin und Mentaltrainerin 2005: "Ich möchte die irreale Welt der Politik verlassen."
Ein weiterer Anwärter für eine Stronach-Liste ist Christian Faul (63), der 2010 auf Druck des steirischen SPÖ-Chefs Franz Voves sein Mandat im Nationalrat zurücklegen musste. Davor hatte er für einiges Aufsehen gesorgt, etwa als er BZÖ-Mandatar Gerald Grosz attestierte, im Sternzeichen "Krokodil" zu sein: "Eine große 'Papp'n' und ein kleines Hirn." Als er sich dann auch noch auf der Journalisten-Galerie mit einem Fotografen anlegte und handgreiflich wurde, war es das fürs erste mit der Abgeordneten-Karriere.
Quer eingestiegen im Team Stronach ist Personalberaterin Karin Prokop (46), der das Politische von ihrer verstorbenen Mutter, der ehemaligen Innenministerin Liese Prokop (V), und das Ehrgeizige von ihrem Vater, dem langjährigen Handball-Zampano Gunnar Prokop in die Wiege gelegt wurde. Die oftmalige Handball-Nationalspielerin saß bisher für die ÖVP im Gemeinderat von Maria Enzersdorf. "Christdemokratin" will Prokop übrigens auch in der Stronach-Partei bleiben.
Prominenter Anwalt
Wohl nicht als Kandidaten aber immerhin als Anwalt hat Stronach übrigens einen weiteren Ex-Politiker engagiert. Michael Krüger (56) ging in Österreichs Polit-Geschichte ein, als der Freiheitliche im Jahr 2000 zum Auftakt von Schwarz-Blau nach gerade einmal 25 Tagen als Justizminister das Handtuch warf. Aufgefallen war er in seiner kurzen Ära unter anderem durch die Idee, sich einen Jaguar als Dienstwagen anzuschaffen.
Ex-SP-ler Köfer: "Pferde haben unsere Beziehung befruchtet"
ÖSTERREICH: Warum wechselt ein SPÖ-Politiker zu Stronach?
Gerhard Köfer: Ich kenne Stronach schon lange, er ist inzwischen ein väterlicher Freund. Mich reizt die Herausforderung – von Anfang an ein neues Projekt gestalten, Ideen einbringen. Frei von Kammern, Bünden und Sachzwängen.
ÖSTERREICH: Ihre Ex-Partei haben Sie mit diesem Schritt vor den Kopf gestoßen …
Köfer: Es ist ja nicht so, als würde der Papst aus der Kirche austreten. Ich hab’ zwar einige gehässige E-Mails bekommen, aber es gibt auch sehr viel Zustimmung.
ÖSTERREICH: Hat Ihnen Stronach Geld angeboten?
Köfer: Ich bekomme keinen Cent, brauche kein Geld.
ÖSTERREICH: Ihre Jobs als Spittaler Bürgermeister und als Nationalratsabgeordneter werden Sie aber behalten?
Köfer: Ja. Drei Mal wurde ich direkt zum Bürgermeister gewählt. Die Unterstützung habe ich also vom Wähler, nicht von der Partei.
ÖSTERREICH: Sie arbeiten auch als Energetiker – Heilung durch Hand auflegen. Haben Sie auch Stronachs Pferde behandelt?
Köfer: Abschätzig werde ich als ‚Wunderheiler‘ bezeichnet, das tut weh. Schließlich habe ich vielen Menschen geholfen. Auch Pferde habe ich mit meinen Händen behandelt. Das hat die Beziehung zwischen mir und Stronach befruchtet.
K. Wendl