ÖSTERREICH-Interview
Stronach: "Über EU abstimmen"
26.01.2013
Milliardär Frank Stronach schlägt härtere Töne an: Er zielt eindeutig auf bisherige FPÖ-Wähler.
Über sechs Wochen war Parteigründer Frank Stronach weg von der politischen Bühne, schon befindet sich sein „Team“ für die nächste Nationalratswahl im Umfrage-Sinkflug
.
Doch jetzt hat sich der Milliardär wieder aus Kanada zurückgemeldet, will sich bis zu den Entscheidungen in Niederösterreich und Kärnten am 3. März voll im Wahlkampf einbringen.
Ausländer: „In unserem Boot ist kein Platz mehr“
Im Interview mit ÖSTERREICH schießt er sich auf seinen ersten Gegner, NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll, ein. Er steckt aber auch die bundespolitische Stoßrichtung ab – und die liegt eindeutig im Umfeld der FPÖ, bzw. leicht rechts davon: Stronach stellt ebenfalls eine Volksabstimmung über den Verbleib in der EU in Aussicht und meint zum Thema Ausländer: Das Boot ist voll.
ÖSTERREICH: Sie meinen das „System Pröll“? Ihr Wahlziel ist es, die absolute Mehrheit der ÖVP zu „brechen“ …
Stronach: Ja, ich will die Absolute brechen, damit wir das Land endlich reformieren. Ich werde viel durch das Land fahren. Ich werde viel von meinem eigenen Geld und meiner Zeit dafür investieren. Ich werde auch unseren Kärntner Spitzenkandidaten Gerhard Köfer unterstützen. Aber ich konzentriere mich besonders auf Niederösterreich. Die Landesschulden sind von einer Milliarde auf fünf gestiegen. So geht es nicht weiter.
ÖSTERREICH: Die ÖVP plant ein „Dossier Stronach“, darin wird Ihnen vorgeworfen, dass Sie mehr in Kanada seien als hier.
Stronach: Ich könnte hier nicht das Geld verdienen, das ich dann in Österreich wieder investiere …
ÖSTERREICH: Der Vorwurf lautet auch, dass Sie durch Ihre anderen Wohnsitze hier zu wenig Steuern zahlen?
Stronach: Ich investiere hier mehr Geld, als ich jemals an Steuern zahlen müsste.
ÖSTERREICH: Sie planen ein direktes Duell gegen Pröll …?
Stronach: Ich kenne ihn schon lange. Es geht nicht um ihn als Menschen, aber er kann nicht wirtschaften. Das hat er mit dem politischen System in Österreich gemeinsam. Die können das alle nicht.
ÖSTERREICH: Meinen Sie, Kanzler Faymann könne das auch nicht?
Stronach: Hat Faymann je selbst Löhne gezahlt? Nein, er war wie die meisten Politiker immer nur in staatsnahen Betrieben und in der Politik tätig. Daher weiß er nicht, wie man richtig wirtschaftet. Das will ich mit unseren Werten verändern.
ÖSTERREICH: Wie viel Geld werden Sie in die Wahlkämpfe pumpen?
Stronach: Für die Landtagswahlen und die Nationalratswahl rund 25 Millionen Euro.
ÖSTERREICH: Was wollen Sie mit Ihrem Antreten in Niederösterreich erreichen?
Stronach: Wir wollen das System verändern und die absolute Mehrheit von Pröll brechen. Wir brauchen mehr Transparenz und müssen Demokratie aufbauen. Dort, wo es keine Transparenz gibt, blüht Korruption. Das ist in Niederösterreich und im ganzen Land ein Problem.
ÖSTERREICH: Ihnen mangelt es in NÖ an Demokratie?
Stronach: Ja, das ist ja kein Geheimnis. Alle wissen es, aber die Menschen trauen sich das nicht sagen, weil sie sonst Probleme bekommen. Ich bin unabhängig, brauche keine Angst zu haben.
ÖSTERREICH: Großbritannien will ein Referendum über einen EU-Austritt abhalten. Klug?
Stronach: Die Briten sind vernünftig. Wenn es zur Abstimmung kommt, werden sie für einen Austritt stimmen, weil die EU nicht funktioniert.
ÖSTERREICH: Sollte auch in Österreich abgestimmt werden?
Stronach: Man soll zunächst versuchen, das System in der EU zu verändern. Wenn das nicht funktioniert, dann muss man das Volk fragen, ob wir in der EU bleiben oder gehen sollen. Es ist unfassbar, dass die rot-schwarze Regierung sich für Milliardenbeträge verpflichtet und damit auf Generationen hinweg Schulden macht. Jede Stunde zahlen wir eine Million Euro an Zinsen für Schulden.
ÖSTERREICH: In welche Koalition würden Sie eher gehen: Rot-Grün oder Schwarz-Blau?
Stronach: Mit jenen Parteien, mit denen wir unsere Werte durchsetzen können: Ein ausgeglichenes Budget, vereinfachtes Steuersystem. Wenn die Werte passen, ist es egal, ob Rot-Grün oder Schwarz-Blau.
ÖSTERREICH: Was halten Sie von FP-Chef Strache?
Stronach: Ich kenne ihn kaum. Aber er tritt zumindest gegen das System und diese Koalition auf. Das ist zumindest etwas.
ÖSTERREICH: Und seine strikte Zuwanderungspolitik?
Stronach: Österreich ist ein kleines Land. In unserem Boot ist kein Platz mehr. Zudem gibt es kaum noch Diktaturen um uns. Das heißt, es sind nur Wirtschaftsflüchtlinge. Da muss man strenger sein.
ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu den Skandalen um Ihren Ex-Schützling Grasser?
Stronach: Für mich ist jeder unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist.
Interview: I.Daniel