Prozess in Wien

Stronach:"Wie Vater zu Westenthaler"

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Nächster skurriler Auftritt des Milliardärs. Diesmal vor Gericht.

Mit dem Zeugenauftritt von Frank Stronach ist am Dienstag im Wiener Straflandesgericht der Prozess gegen Peter Westenthaler fortgesetzt worden. Auf die Belehrung von Richter Wolfgang Etl, dass er als Zeuge die Wahrheit sagen müsse, entgegnete Stronach: "Ich sag' immer die Wahrheit."


Stronach sagt im Westi-Prozess aus



"War wie ein Vater"

Stronach war von 1999 bis 2005 Aufsichtsratsvorsitzender der österreichischen Bundesliga. Unter ihm wurde Peter Westenthaler als Bundesliga-Vorstand installiert. Auf die Frage, was Westenthaler dazu qualifiziert habe, erwiderte Stronach: "Er war ein sehr starker Anhänger der Austria. Wenn ich dort war (im Stadion des FK Austria Wien, Anm.), war er auch immer dort. Wir haben viel über Fußball gesprochen. Er hat sich gut ausgekannt." Er, Stronach, sei Westenthaler gegenüber "wie ein Vater" aufgetreten: "Ich hab' ihm gesagt, du musst dich zivilisierter ausdrücken, dann sind Stellen für dich offen."

Stronachs Auftritt vor Gericht:



 Stronach sollte Auskunft über die Drittschuldnerklage geben, welche die Finanzprokuratur gegen die Bundesliga eingebracht hatte, weil TV-Gelder widerrechtlich an den zu diesem Zeitpunkt bereits insolventen FC Tirol ausbezahlt worden waren. Laut Anklage sollen Westenthaler und sein Co-Vorstand Thomas Kornhoff eine vom Nationalrat zur Förderung des Fußball-Nachwuchses genehmigte Subvention in Höhe von einer Million Euro zweckwidrig verwendet haben, um mit einem Vergleich die anhängige Klage aus der Welt zu schaffen. Die Anklage sieht dadurch den Tatbestand der Untreue erfüllt, Westenthaler und Kornhoff bekennen sich "nicht schuldig".

"Millionen reingegeben"
Auf die Frage, ob er sich an die Drittschuldnerklage erinnern könne, meinte Stronach: "Ein bisschen. Wenn Sie mir ein Dokument zeigen können, dass ich mich weiter erinnern kann." Sodann geriet der ehemalige Bundesliga-Präsident ins Philosophieren: "Wir haben immer versucht, die Politik rauszuhalten aus dem Fußball." Fußball sei "an und für sich kein Geschäft. Die gesamten Präsidenten verlieren viel Geld". Man müsse "den ganzen Präsidenten ein 'Danke' aussprechen, die viel Geld reingeben". Auch er habe "nur gegeben, Millionen reingegeben".

Stronach:
© TZ ÖSTERREICH/Artner

(c) TZ ÖSTERREICH/Artner, Westenthaler erscheint vor Gericht


Der Richter führte Stronach zurück zum Prozessgegenstand und kam auf die Förder-Million zu sprechen. Über die Nachwuchsförderung sei "sehr viel gesprochen worden", so der Ex-Bundesliga-Chef und spätere Parteigründer. Fußball sei "vielleicht doch der wichtigste Sport. Die Jugend ist sehr wichtig. Ohne Nachwuchs geht nichts. Nachwuchs, Forschung ist alles das gleiche." Der heimische Nachwuchs sei ihm ein großes Anliegen gewesen. Um Fußball zu spielen, brauche man "Turnschuhe, eine Turnhose und ein Ruderleiberl".

Komplementärförderung

Ob die Million zur Erledigung der Drittschuldnerklage verwendet wurde, konnte Stronach nicht eindeutig beantworten. "Was sagt Ihnen Komplementärförderung?", wollte der Richter wissen. "Komplementärförderung ist ein weitläufiger Begriff. Da kann alles Mögliche drunter fallen", sagte Stronach. Er könne sich "nicht genau erinnern". Ob das Geld für die Tilgung der Schuld verwendet wurde, "kann ich nicht genau sagen. Da müsste ich alle Akten durchlesen." Er wisse "eines", betonte Stronach: "Wir haben das Beste gemacht für den Fußball." Geld habe "kein Mascherl", wenn das eine Geld da reingehe, gehe das andere Geld wo anders rein: "Letzten Endes sind alle Gelder rein." Wenn man in einen Brunnen Wasser rein gebe, könne man ein paar Wochen später nicht sagen, "welches Wasser drinnen ist".

Auf Vorhalt des Richters, ihm, Stronach, seien doch Werte wichtig und ob es da nicht zu hinterfragen sei, dass die Bundesliga öffentliche Mittel erhalten habe, bemerkte Stronach: "Werte sind wichtig. Aber die Bundesliga ist kein privater Verein. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Fußballs."
 

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 10:35

Stronach aus dem Zeugenstand entlassen

Jetzt suche man ein Opfer, sagt Stronach zum Prozess um Kornhoff und Westenthaler. "Aber es hat ja keinen Schaden gegeben." Manche Aufsichtsräte seien "vielleicht nicht ganz glücklich" gewesen, dass Westenthaler im Vorstand war. Dahinter sieht er politische Überlegungen.

Eine kurze Frage des Vertreters der Bundesliga, dann ist Stronach aus dem Zeugenstand entlassen.

 10:24

Es fliegen die Fetzen

Kurzes Wortgefecht zwischen Kornhoffs Verteidiger Dohr und Stronach. Erster will wissen, welchen Sinn es macht, dass der Staat der Bundesliga Geld gibt, um deren Schulden beim Staat zu begleichen. "So kann man das nicht sagen", so Stronach. Er verweist auf die gemeinnützige Funktion des Fußballs. Man habe den Fußball aufrechterhalten wollen, und da sei besonders der Nachwuchs gefragt gewesen. Dohr hakt nach, doch Stronach geht nicht darauf ein. "Geld hat kein Mascherl." Mit seiner Frage spielte Dohr auf eine frühere Aussage Stronachs an, dass man Geld zur Begleichung der Schulden erhalten werde.

"Es war ja nicht sein (Westenthalers, Anm.) Geld", so Stronach. Er und Dohr reden aneinander vorbei. "Wir hatten ja die Schulden schon bezahlt. Wir hatten ja selber auch Mittel. Wenn du in einen Brunnen Wasser gibst, kannst du ja auch nicht sagen, welches Wasser welches ist." Gelächter in den Zuschauerreihen.

 10:21

Richter schmunzelt

Stronach erklärt jetzt, dass die verstärkte Förderung der Jugend auch dem Legionärsproblem entgegenwirken sollte. Er habe Millionen in den österreichischen Fußball investiert, da dieser Massensport für die Gesellschaft sehr wichtig sei.

Kralik will wissen, wie die Bundesliga selbst ihre Kosten gedeckt habe. Stronach erklärt, dass das zum Großteil aus Fernsehgeldern gedeckt wurde und dass der Rest der Gelder an die Clubs ausgeschüttet wurde.

"Wie hätte die Bundesliga diese Summe (die Schulden aus der Drittschuldnerklage, Anm.) zahlen sollen?" "Vielleicht hätte es einen Gönner gegeben. In Konkurs wäre sie nicht gegangen, ich hätte da schon einen Vorschuss geleistet", so Stronach.

Der Richter schmunzelt. Kralik fragt weiter, wie er Westenthaler bewertet habe. In der Zeitung sei ihm vorgekommen, dass Westenthaler politisch ein bisschen zu stark aufgetreten ist, antwortet Stronach. "Ich habe ihm gesagt, sei vorsichtig. Ich war fast ein bisschen wie ein Vater. Ich habe gesagt, du musst dich zivilisiert ausdrücken, dann werden auch Stellen für dich frei."

Ob er den Eindruck hatte, dass Westenthaler im Aufsichtsrat jemals eine falsche Aussage gemacht hat? "Dann hätte ich ihn ja nicht vorgeschlagen", so Stronach. Man werde ja auch nach der Gesellschaft beurteilt, in der man sich bewegt.

"Ein letztes Mal versuche ich es noch", so Kralik. Ob er jemals den Eindruck hatte, dass Westenthaler eine falsche Aussage im Aufsichtsrat gemacht hat. "Nein."

 10:18

Staatsanwältin hakt nach

Die Staatsanwältin: Westenthaler sagte, er habe ein Schreiben mit der Bitte gesendet, aus dem Bundesligavorstand auszuscheiden. Ob er sich daran erinnern kann? "Nein." Wie lange vor Westenthalers Ausscheiden man schon die neuen Vorstände gekannt habe? "Wir haben natürlich immer gesucht." Die Staatsanwältin hakt nach - "wie lange vorher kannten Sie die Nachfolger?" "Ein paar Wochen."

Die Staatsanwältin schließt nach der sehr kurzen Befragung, Westenthalers Verteidiger Thomas Kralik ist am Wort. Er zitiert ein Aufsichtsrats-Protokoll. In dem Protokoll erklärt Westenthaler, dass ein Vergleich in der Sache Drittschuldnerklage abgeschlossen wurde und dass es eine zweckgebundene Förderung (als Kompensation für den Mehraufwand durch das Programm "Challenge 2008", Anm.) gibt. Ob das, wenn es so im Protokoll steht, auch so gesagt wurde? "Man geht davon aus."

 09:59

Fehler in Protokollen?

Ob er zufrieden mit den Rechtsanwälten der Bundesliga war? "Im Großen und Ganzen ja". Ob er die Protokolle der Aufsichtsratssitzungen bekommen habe? "Wir haben die Protokolle immer präsentiert bekommen", so Stronach. Es habe auch die Möglichkeit gegeben, Fragen anzumerken. Er habe sich die Protokolle auch durchgelesen. "Wie war die Qualität, hat es da auch Fehler in den Protokollen gegeben?" "Es kommt in den meisten Protokollen vor. Ich kann nur sagen, ich habe viele Aufsichtsratssitzungen gehabt und bei wichtigen habe ich eben auch 5 oder 10 Anwälte gehabt, die das nochmal durchstudiert haben." Hin und wieder habe es auch Einwände gegeben.

Die Oberstaatsanwältin ist jetzt am Wort.

 09:56

Die Fördermillion

"Haben Sie eine konkrete Erinnerung zu einer Fördermillion?" "Ich habe das in letzter Zeit in den Medien gelesen." Man habe stets in den Nachwuchs investiert. Der Richter bohrt nach, ob er sich konkret an eine Fördermillion erinnern kann. "Also so konkret nicht, da muss es ein Protokoll geben."

Der Richter legt Stronach ein Schreiben des damaligen Sport-Staatssekretärs Karl Schweitzer vor. Es handelt sich dabei um die Mitteilung über das Budgetüberschreitungsgesetz, das eine Million Euro für forcierte Nachwuchsarbeit vorsieht.

 09:52

Die TV-Gelder

Ob es für Stronach, der wertbezogen sei, in Ordnung sei, wenn ein privater Verein sofort zur öffentlichen Hand läuft, um Schulden zu begleichen? "Die Bundesliga ist kein privater Verein, da hat niemand privat einen Gewinn bekommen. Ich und alle Präsidenten haben nur gegeben. Ich sehe das nicht als privaten Verein", so der Austro-Kanadier.

Wer beschlossen habe, wieviele Prozente der TV-Gelder an die Vereine ausgeschüttet werden? "Wir haben das intensiv verhandelt, da gab es einen Ausschuss." "Kann die Bundesliga sagen, wir kürzen jetzt die Gelder, oder müssen da die Präsidenten zustimmen? Wenn Geld da ist und die Bundesliga welches zurückbehalten will, um Schulden zu begleichen?", will der Richter wissen. Stronach weicht aus, eine letztendliche Antwort gibt er nicht. Er verweißt darauf, dass Wirtschafts- und Rechtsprüfer jeden Schritt abgesegnet hätten.

 09:46

Der Richter befragt Stronach zu Schulden

Der Richter zitiert eine Aussage Stronachs, dass ihm bekannt gewesen war, dass die Bundesliga einen Betrag für die aussstehenden Schulden bekommen sollte. Um welche Schulden es sich dabei handle? "Schulden im Bezug auf Innsbruck", so Stronach. "Ich kann mich düster erinnern, dass wir Fernsehgelder bekommen haben", sagt Stronach und meint damit die Gelder aus der Drittschuldnerklage.

"Hat die Bundesliga von der öffentlichen Hand Gelder bekommen, um die Schulden im Zusammenhang mit dem FC Tirol zu begleichen?", fragt der Richter. "Das kann ich nicht genau sagen."

stronach_4.jpg © TZ ÖSTERREICH/Artner

(c) TZ ÖSTERREICH: Stronach im Zeugenstand

 09:43

Thema Nachwuchs

"Nachwuchs stand immer groß auf unserer Agenda", so Stronach. Warum er den Nachwuchs anspreche, wenn es um die Drittschuldnerklage geht? "Wir haben in den Nachwuchs viel investiert, jeder Bundesligaverein sollte eine Akademie haben."

Ob ihm der Begriff Komplementärzahlung oder -förderung etwas sage? "Das ist ein weitläufiger Begriff, da kann vieles darunter fallen", weicht Stronach aus, ohne auf die strittige "Komplementärförderung" aus dem Budgetüberschreitungsgesetz einzugehen.

"Im Aufsichtsrat waren wir von der Rechtsberatung, darauf haben wir unsere Entscheidungen getroffen", so Stronach. "Ich kann nur nochmal sagen, ich habe immer wieder betont, wir können etwas beschließen, aber das muss dann nochmal durch die Rechtsabteilung bestätigt werden", dass das im Rahmen der Gesetze ist.

 09:40

Stronach mit Erinnerungslücken

Stronach erklärt zu Beginn, dass alles, was die Bundesliga und deren Vorstand unternommen haben, rechtlich von Experten abgeklärt wurde. An die Drittschuldnerklage könne er sich nicht erinnern, so Stronach. Nachdem ihm der Richter auf die Sprünge hilft, erinnert er sich "im Großen und Ganzen", aber an "keine Details".

Was Westenthaler zum Bundesliga-Chef qualifiziert hat? "Ich glaube, er hat vom Fußball viel verstanden". Ob er seine politischen Kontakte nutzen sollte, um eine Bereinigung der Drittschuldnerklage zu erreichen? "Wir haben immer versucht, die Politik aus dem Fußball herauszuhalten."

 09:34

Blitzlichtgewitter

Stronach hat den Gerichtssaal in großem Blitzlichtgewitter betreten. Er gibt Westenthaler die Hand und nimmt in der Mitte Platz. Der Richter klärt die Personalien und beginnt die Vernehmung des Zeugens.

 09:24

Es kann los gehen

Frank Stronach ist soeben erschienen - mit 10 Minuten Verspätung.

 09:22

Alle warten jetzt auf Frank Stronach

Der Richter, die Staatsanwältin und Peter Westenthaler sind da. Doch vom Hauptzeugen Frank Stronach fehlt bislang jede Spur. Er verspätet sich offenbar.

 09:21

Worum es genau geht

Westenthaler soll als damaliger Bundesliga-Vorstand die Subvention widmungswidrig zur Bezahlung einer Finanzschuld verwendet haben. Nach Stronachs Aussage wird der Schöffensenat erstmals Zeugen zum zweiten Anklagekomplex hören: Die österreichischen Lotterien sollen auf Betreiben Westenthalers und des mitangeklagten, derzeit aber verhandlungsunfähigen Ex-Casinos Austria-Chefs Leo Wallner 300.000 Euro für ein inhaltlich wertloses Pseudo-Gutachten bezahlt haben. Das Geld soll über eine BZÖ-eigene Werbe-Agentur dem Nationalratswahlkampf der Orangen im Herbst 2006 zugeflossen sein.

Stronach sagt im Westi-Prozess aus