Prozess in Wien
Stronach:"Wie Vater zu Westenthaler"
18.11.2014
Nächster skurriler Auftritt des Milliardärs. Diesmal vor Gericht.
Mit dem Zeugenauftritt von Frank Stronach ist am Dienstag im Wiener Straflandesgericht der Prozess gegen Peter Westenthaler fortgesetzt worden. Auf die Belehrung von Richter Wolfgang Etl, dass er als Zeuge die Wahrheit sagen müsse, entgegnete Stronach: "Ich sag' immer die Wahrheit."
"War wie ein Vater"
Stronach war von 1999 bis 2005 Aufsichtsratsvorsitzender der österreichischen Bundesliga. Unter ihm wurde Peter Westenthaler als Bundesliga-Vorstand installiert. Auf die Frage, was Westenthaler dazu qualifiziert habe, erwiderte Stronach: "Er war ein sehr starker Anhänger der Austria. Wenn ich dort war (im Stadion des FK Austria Wien, Anm.), war er auch immer dort. Wir haben viel über Fußball gesprochen. Er hat sich gut ausgekannt." Er, Stronach, sei Westenthaler gegenüber "wie ein Vater" aufgetreten: "Ich hab' ihm gesagt, du musst dich zivilisierter ausdrücken, dann sind Stellen für dich offen."
Stronachs Auftritt vor Gericht:
Stronach sollte Auskunft über die Drittschuldnerklage geben, welche die Finanzprokuratur gegen die Bundesliga eingebracht hatte, weil TV-Gelder widerrechtlich an den zu diesem Zeitpunkt bereits insolventen FC Tirol ausbezahlt worden waren. Laut Anklage sollen Westenthaler und sein Co-Vorstand Thomas Kornhoff eine vom Nationalrat zur Förderung des Fußball-Nachwuchses genehmigte Subvention in Höhe von einer Million Euro zweckwidrig verwendet haben, um mit einem Vergleich die anhängige Klage aus der Welt zu schaffen. Die Anklage sieht dadurch den Tatbestand der Untreue erfüllt, Westenthaler und Kornhoff bekennen sich "nicht schuldig".
"Millionen reingegeben"
Auf die Frage, ob er sich an die Drittschuldnerklage erinnern könne, meinte Stronach: "Ein bisschen. Wenn Sie mir ein Dokument zeigen können, dass ich mich weiter erinnern kann." Sodann geriet der ehemalige Bundesliga-Präsident ins Philosophieren: "Wir haben immer versucht, die Politik rauszuhalten aus dem Fußball." Fußball sei "an und für sich kein Geschäft. Die gesamten Präsidenten verlieren viel Geld". Man müsse "den ganzen Präsidenten ein 'Danke' aussprechen, die viel Geld reingeben". Auch er habe "nur gegeben, Millionen reingegeben".
(c) TZ ÖSTERREICH/Artner, Westenthaler erscheint vor Gericht
Der Richter führte Stronach zurück zum Prozessgegenstand und kam auf die Förder-Million zu sprechen. Über die Nachwuchsförderung sei "sehr viel gesprochen worden", so der Ex-Bundesliga-Chef und spätere Parteigründer. Fußball sei "vielleicht doch der wichtigste Sport. Die Jugend ist sehr wichtig. Ohne Nachwuchs geht nichts. Nachwuchs, Forschung ist alles das gleiche." Der heimische Nachwuchs sei ihm ein großes Anliegen gewesen. Um Fußball zu spielen, brauche man "Turnschuhe, eine Turnhose und ein Ruderleiberl".
Komplementärförderung
Ob die Million zur Erledigung der Drittschuldnerklage verwendet wurde, konnte Stronach nicht eindeutig beantworten. "Was sagt Ihnen Komplementärförderung?", wollte der Richter wissen. "Komplementärförderung ist ein weitläufiger Begriff. Da kann alles Mögliche drunter fallen", sagte Stronach. Er könne sich "nicht genau erinnern". Ob das Geld für die Tilgung der Schuld verwendet wurde, "kann ich nicht genau sagen. Da müsste ich alle Akten durchlesen." Er wisse "eines", betonte Stronach: "Wir haben das Beste gemacht für den Fußball." Geld habe "kein Mascherl", wenn das eine Geld da reingehe, gehe das andere Geld wo anders rein: "Letzten Endes sind alle Gelder rein." Wenn man in einen Brunnen Wasser rein gebe, könne man ein paar Wochen später nicht sagen, "welches Wasser drinnen ist".
Auf Vorhalt des Richters, ihm, Stronach, seien doch Werte wichtig und ob es da nicht zu hinterfragen sei, dass die Bundesliga öffentliche Mittel erhalten habe, bemerkte Stronach: "Werte sind wichtig. Aber die Bundesliga ist kein privater Verein. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Fußballs."
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