"Sind Sie blöd?"
Studenten attackieren Ministerin Karl
04.03.2010
Es war das erste Zusammentreffen der Ministerin mit den ehemaligen Hörsaalbesetzern.
Ein rauer Wind ist Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) am Donnerstag Nachmittag bei einem Treffen mit Vertretern der Studentenprotestbewegung im Atelierhaus der Akademie der Bildenden Künste entgegengeschlagen. Begrüßt wurde die Ministerin mit Buh-Rufen und Pfiffen von den rund 350 Teilnehmern der Veranstaltung, und der Ton wurde im Laufe der Veranstaltung nicht freundlicher.
"Sind Sie blöd?"
Ihre Meldungen wurden immer
wieder von Zwischenrufen gestört, die Vertreter der Protestbewegung fühlten
sich offensichtlich nicht ernst genommen. "Sind Sie blöd, nehmen Sie
uns nicht ernst oder sind Sie zu inkompetent, um auf diesem Niveau zu
diskutieren?" rief etwa einer der Studenten unter Applaus.
Erstes Treffen
Es war das erste Zusammentreffen
der Ministerin mit den ehemaligen Hörsaalbesetzern. Während ihr
Amtsvorgänger Johannes Hahn (V) den Kontakt mit der Protestbewegung stets
verweigert hatte, hatte Karl bereits kurz nach ihrer Präsentation als
Ministerin ein Treffen mit den Studenten angekündigt.
Hoffen auf erneuten Zulauf
Die Protestbewegung hatte unter dem
Motto "Uni brennt" zwischen Mitte Oktober und Dezember Hörsäle an
mehreren Unis besetzt und mehr Geld für Bildung gefordert. Über Weihnachten
hatten die Studenten viele Mitstreiter verloren, im Vorfeld der
Jubiläumskonferenz zu zehn Jahren Bologna-Prozess (11. und 12. März in
Budapest und Wien) hoffen sie auf erneuten Zulauf.
Hochschuldialog
Sowohl die ehemaligen Hörsaalbesetzer als auch
die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) haben der Ministerin die
Dialogbereitschaft abgesprochen und einen Ausstieg aus dem Hochschuldialog
angekündigt. Auf die Forderung der Studenten, die Lehre zu verbessern,
kündigte Karl am Donnerstag erneut eine Entrümpelung der Studienpläne an.
Dafür würden derzeit Empfehlungen an die - eigentlich autonomen - Unis
erarbeitet. Sollten diese nicht berücksichtigt werden, kann sich Karl
allerdings auch vorstellen, "klare gesetzliche Richtlinien" festzulegen.
Den Hochschuldialog, Ex-Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V) infolge der Studentenproteste initiiert hatte, will Karl weiterhin nicht aufgeben. Die Ergebnisse wären "wichtige Empfehlungen für ihr weiteres politisches Handeln", betonte sie. Sie habe auch vor, das Parlament einzubinden. ÖH-Chefin Sigrid Maurer (GRAS) warf Karl vor, dass ihr Ministerium keinerlei Visionen habe, die Studenten würden die gesamte Arbeit erledigen. Sie erwog wie auch Martina Pfingstl, Senatsvorsitzende an der Akademie der Bildenden Künste und Hörsaalbesetzerin der ersten Stunde, aus dem Dialog auszusteigen.
Karls prinzipielles Bekenntnis zu Studiengebühren wurde von den rund 350 Anwesenden wie zu erwarten mit Buh-Rufen quittiert, ebenso ihre Bekräftigung, dass in Massenfächern Zugangsvoraussetzungen sinnvoll wären. Das Prädikat "Kindergarten" verlieh einer der Anwesenden Karls Vorschlag, dass Studenten in den nicht beschränkten