Interview
Studiengebühr-Lösung für ÖH eine Farce
08.01.2007
60 Stunden Sozialarbeit statt Studiengebühren sei ein absurder Vorschlag, kritisiert ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha gegenüber ÖSTERREICH. Die SPÖ habe ein Wahlversprechen gebrochen und sei nicht mehr glaubwürdig.
ÖH-Vorsitzende Blaha übt heftige Kritik am Kompromiss der neuen Regierung in Punkto Studiengebühren. Damit werde nichts an der Situation geändert, dass Studierende arbeiten müssen, um sich ihr Leben und die Studiengebühren leisten zu können: "Viele Studierende sind armutsgefährdet, viele brechen aus finanziellen Gründen ihr Studium ab. Immer mehr gilt: Wer keine reichen Eltern hat, kann entweder gar nicht zu studieren beginnen, oder wird im Studium früher oder später Probleme bekommen“.
"Diese Maßnahme ist eine Farce"
Die vorgestellte
Maßnahme zur Verbesserung der Situation von Studierenden könne "größtenteils
nur als Farce bezeichnet werden. Denn bis auf kleine Änderungen bleibt alles
beim Alten. (…) Die nun vorgeschlagene Möglichkeit, 60 Stunden Sozialarbeit
pro Semester zu leisten, statt Studiengebühren zu zahlen, ist zynisch. Denn
gerade das Problem, dass Studierende nebenbei arbeiten müssen, um sich ihren
Lebensunterhalt und die Studiengebühren zu verdienen, wird damit nicht
gelöst. Im Gegenteil: Studierenden wird eine Berufstätigkeit mit einem
Stundenlohn von 6,05 Euro angeboten - sogar in Call-Centern verdienen
Studierende mehr.“
Reiche können sich freikaufen
Besonders in seiner konkreten
Ausgestaltung sei der Vorschlag absurd: "Denn als 'Sozialarbeit' sollen
nur ausgewählte, 'messbare' Dienste zählen, beispielsweise bei der
Unterstützung sozial bedürftiger Schüler und in der Hospizbewegung. Keine
Rede von Kinderbetreuung (mehr als zehn Prozent der Studierenden), sonstiger
Freiwilligenarbeit, oder anderem Engagement. Und: diese Regelung betrifft
natürlich nur sozial benachteiligte Studierende - die Übrigen können sich
von diesem Sozialdienst freikaufen.“
Glaubwürdigkeit nicht mehr vorhanden
Vom freien
Hochschulzugang oder dem Abbau sozialer Selektion könne keine Rede mehr
sein. Die Verbesserung der Situation von Studierenden finde nicht statt, "sondern
ein weiteres Verfestigen von Bildung als Ware anstatt Recht. Sozial gerechte
Bildungspolitik sieht anders aus. Die Glaubwürdigkeit der SPÖ ist nicht mehr
vorhanden.“