Der Wiener Bürgermeister kritisiert Sparmaßnahmen an Universtitäten.
Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (S) hat am Montagabend im Zigarrenklub die Diskussionen über die Einschränkungen des Hochschulzugang, des Lehrbetriebs und über Schließungen von Universitäten kritisiert. Sie seien eine "schlichte Katastrophe für den Forschungsstandort Österreich und für den Forschungsstandort Wien", erklärte er.
Häupl für Forschungscluster
"Wer heute von Wissenschaft und Forschung spricht, spricht darüber, wie sich die Wirtschaft in Zukunft entwickelt", betonte der Wiener SPÖ-Chef. Er ortete im Universitätsbereich einen massiven Aufholbedarf. Die Akademikerquote ist viel zu niedrig, kritisierte er. "Wenn man die Akademikerquote in Relation zu den eingesetzten Mitteln setzt, würde sich jeder Betriebswirt die Füße über dem Kopf zusammen schlagen und nicht die Hände", so der Parteichef. Es gäbe eine Menge zu tun: in den Universitäten selbst, aber auch in Hinblick auf die Universitätsreform.
So spricht er sich für die Bildung von Forschungsclustern aus, wo Institute verschiedener Universitäten zusammen arbeiten. Als Beispiel nannte er die britische Universität Cambridge. Dort hätten sich rund um die Universität wirtschaftliche Kapazitäten gebildet: Betriebsansiedlungen, sogar Unternehmen hätten sich aus den Universitäten heraus entwickelt. Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft seien dort fließend. Auch in Wien, gäbe es bereits Cluster, er nannte als Beispiel die Forschungscluster in der Bohrgasse und in der Muthgasse.
Häupl: "Studiengebühren Verrat an Bruno Kreisky"
Zudem wartete Häupl mit einer Idee auf: Er sei mit dem Vorschlag für ein "Haus des Lichts" an Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) herangetreten. Dort sollen Grundlagenforschungen im Bereich der Quantenphysik und der Optik mit der angewandeten Forschung im Bereich der Lasertechnik zusammen gespannt werden. Er erklärte sich bereit, bei der Grundstückssuche und beim Bau "oder was immer man als Stadt oder Land machen kann, mitzuhelfen".
In Bezug auf die Studiengebühren erklärte Häupl, dass diese für die Sozialdemokraten eine "total emotionelle Geschichte" sind. "Man würde es als Verrat an Bruno Kreisky ansehen, als Verrat an seinen Ideen, wenn man jetzt wieder zustimmen würde, dass Studiengebühren eingeführt werden." Kreisky hatte sie einst abgeschafft.