Bundespräsident Van der Bellen
Superstar in der Hofburg
01.06.2019Alexander Van der Bellen zieht im Hintergrund die Fäden. Seine Beliebtheit steigt rasant.
Wien. Von der High Society bis zum Stammtisch: Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist der Star der Regierungskrise. Lange verstummt sind die heftigen Diskussionen um die Sinnhaftigkeit seines Amtes, spätestens mit der Präsentation der neuen Kanzlerin (siehe links).
Sogar die Polit-Gegner loben ihn. Peter Westenthaler (Ex-FPÖ, BZÖ): „Als einer, der ihn nicht gewählt hat: Ich ziehe den Hut.“ Online überschlagen sich die Würdigungen. Da ist von „Fels in der Brandung“ zu lesen, ebenso wie „der liebe Opa der Nation“.
Krise. Wenn die TV-Kameras auf die Tapetentür in der Hofburg gerichtet sind und der Bundespräsident herauskommt, weiß die Öffentlichkeit, der oberste Krisenmanager hat eine Lösung. Trotz hektischen Treibens spricht er von „normalen demokratischen Vorgängen“.
Erdbeben. Das Ibiza-Video löste vor zwei Wochen ein innenpolitisches Erdbeben aus. Im Hintergrund leitet seitdem der Bundespräsident eine Mission Impossible: Er versucht, die völlig zerstrittenen Parteien zu vereinen. Nach außen gibt er sich ruhig, erklärt der Öffentlichkeit Kompliziertes ganz einfach. Die Verfassung vergleicht er zum Beispiel mit einem Computer: „Sie ist quasi das Betriebssystem unserer Demokratie.“
Angelobung. Am Montag wartet das nächste Highlight. Der Präsident wird voraussichtlich die neue Experten-Regierung angeloben.
Hugo Portisch: "Besser als Van der Bellen kann man es nicht machen"
Journalismus-Legende und Polit-Analyst Portisch über VdB und die Kanzlerin.
ÖSTERREICH: Wie bewerten Sie den Umgang Van der Bellens mit der Krise?
Hugo Portisch: „Er hat das großartig gemacht. Er macht das in völliger Ruhe mit großer Präzision und großer Kenntnis, wie man es von einem guten Bundespräsidenten erwartet. Er hat perfekt gehandelt.
ÖSTERREICH: Er hat Brigitte Bierlein zur ersten Kanzlerin gemacht. Eine gute Wahl?
Portisch: Ich wüsste nicht, was er hätte besser machen können oder sollen. Ich hoffe sehr, dass sie das bewältigen kann, was sie zu bewältigen hat.
(wek)