Änderung bei Wohlstandsverteilung, Bildungs- und Fremdenpolitik.
Eine kunterbunte Menschenmenge hat am Samstag am Wiener Heldentor ihrem Wunsch nach einem Kurswechsel bei Wohlstandsverteilung, Bildungs- und Fremdenpolitik Ausdruck verliehen. Bei der Kundgebung "Machen wir uns stark", veranstaltet und unterstützt von zahlreichen NGOs, sprachen sich die Protagonisten gegen "Zauderer, Zyniker und Zündler" und für "Vielfalt und Gerechtigkeit in einer lebendigen Demokratie" aus. Die Polizei sprach von rund 2.200 Teilnehmern, die Veranstalter von "einigen Tausend".
Bereits um 16 Uhr startete eine Studenten-Demo, die Armutskonferenz lud um 17.30 Uhr zu einem Smartmob am Ballhausplatz. Danach führte der Weg beide Gruppen vor den Heldenplatz, wo ab 18 Uhr unter anderem Flüchtlingshelferin Ute Bock, ÖGB-Präsident Erich Foglar, ATTAC-Gründer Christian Felber, der Rennrollstuhl-Olympiasieger Thomas Geierspichler und die Journalistinnen Susanne Scholl und Barbara Stöckl zu Wort kamen. Neben klassischen Redebeiträgen wurde dem Publikum auch Musikprogramm geboten - so konnte man den Kabarattisten und Schauspieler Josef Hader im Duett mit Wolfgang Ambros erleben, Mitinitiator Willi Resetarits erhob ebenfalls die Stimme. Polizeiangaben zufolge kam es zu keinerlei Zwischenfällen.
Resetarits, Ambros und Hader
Moderatorin Onka Takats sprach von einem "heißen politischen Herbst", zu dem der Abend einen Gegenpol darstelle. Die überparteiliche Plattform steht für all jene, die "mit Ingrimm beobachten, dass nichts weitergeht", erläuterte Willi Resetarits. "Machen wir uns stark" wolle der Unzufriedenheit mit dem Stillstand in Zukunftsfragen gegensteuern. Die vier Hauptthemen sind Wohlstand, Zusammenleben, Bildung und Demokratie.
Ambros und der vor seinem Gesangsauftritt sichtlich nervöse Hader solidarisierten sich mit den Anliegen. Hader betonte: "Was heute hier gefordert wird, ist nicht weltfremd, sondern entspricht dem gesunden Menschenverstand. Barbara Stöckl ergänzte: "Wenn uns das zu naiven Gutmenschen macht, bin ich eben einer". Ähnlich argumentierte auch ÖGB-Präsident Foglar, der hervorhob, es nehme nicht nur in seiner offiziellen Funktion teil, sondern stehe auch persönlich hinter der Plattform. Der kompromisslose Kampf für Schwächere sei immer schon Aufgabe der Gewerkschaft gewesen.
Unter dem Motto "Wir bauen nicht auf Sündenböcke. Wir bauen auf eine Zukunft" will "Machen wir uns stark" das "Zeitfenster Budgetverhandlungen" nützen und ein Zeichen für Vielfalt und gegen Ausgrenzung setzen. "Für eine Politik, die Chancen nutzt und Probleme angeht". Als erste Schritte verlangen die Verantwortlichen die Schaffung eines Ressorts für Diversität und Integration, die signifikante Erhöhung des Bildungsbudgets, Investitionen in Zukunftssektoren wie Kinderbetreuung, Pflege und soziale Dienstleistungen und die "Beseitigung aller rechtlichen und informellen Barrieren beim Zugang zu Politik, Medien, Wirtschaft und Kultur". Dies bedeutet etwa die Einführung eines kommunalen Wahlrechts für alle.
Getragen wurde die Großveranstaltung von Privatpersonen, die im Vorfeld kleinere Beträge spendeten, um die Aktion zu ermöglichen. Ins Leben gerufen wurde sie von SOS-Mitmensch, M-Media und dem Integrationshaus, unzählige NGOs, Institutionen und Privatpersonen haben sich angeschlossen. Laut Veranstalter Philip Sonderegger, SOS-Mitmensch, übten sich die Parteien - trotz Wiener Wahlkampfs - bei der Veranstaltung überwiegend in Zurückhaltung. Nur da und dort war ein grüner Luftballon zu sehen.