Kärntner Neonazi
Thierry in Vorstand der NPD gewählt
07.04.2009
Der frühere Paintball-Partner von FPÖ-Chef Strache verstärkt jetzt die "authentische nationale Kraft" Deutschlands.
Ein gebürtiger Österreicher ist am Wochenende als Beisitzer in den Bundesvorstand der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) gewählt worden. Der Kärntner Andreas Thierry erhielt die erforderliche Stimmenanzahl.
Kärntner Neonazi
Thierry ist kein unbeschriebenes Blatt: In
Österreich wurde er im Zuge der Affäre um Fotos von FPÖ-Obmann Heinz
Christian Strache im Tarnanzug einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als
er als früherer Paintball-Partner Straches geoutet wurde und sich danach
auch selbst zu Wort meldete. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen
Widerstandes nennt Thierry einen "aus Kärnten stammenden Neonazi".
Ziehsohn von SS-Untersturmführer
Darüber hinaus gilt Thierry
als politischer Ziehsohn des Steirers Herbert S. Dieser trat wiederholt auch
bei Veranstaltungen der NPD auf und gilt laut Experten in der
deutschsprachigen Szene als eine der Ideologie bestimmenden Gestalten sowie
als Kultfigur. Mit der Wahl Thierrys ist der Einfluss des 1924 geborenen
ehemaligen SS-Untersturmführers Herbert S. auf die NPD jedenfalls nicht
kleiner geworden.
NS-Nostalgie lebt
NPD-Vorsitzender Udo Voigt hat seinen Posten am
Wochenende verteidigen können - sich dafür aber noch enger an den
neonazistischen Flügel der Partei gebunden, lautet die Einschätzung des
deutschen Wochenmagazins "Zeit". Er habe sich "mit dem offen
NS-nostalgischen Flügel der Partei" verbündet. Als Beispiel führt die "Zeit"
die Wahl Jürgen Riegers als einzigen Partei-Vize an: der "offen
antisemitische und rassistische Anwalt aus Hamburg". Und weiter: "Auch
dessen Vertrauten Thomas Wulff, der sich nach einem SS-General mit
Spitznamen 'Steiner' nennen lässt, schlug Voigt für einen Vorstandsposten
vor."
"Neben Rieger und Wulff sitzen im Bundesvorstand künftig mindestens zwei weitere Vertreter des neonazistischen Flügels: Thorsten Heise und Andreas Thierry", schrieb "Die Zeit". Die NPD könne sich nun noch weniger als davor als gemäßigte Partei präsentieren.
"Kompromißlose Fundamentalopposition"
Geht es nach
Thierry selbst, soll sie das auch gar nicht. Der "Hauptschriftleiter" von
"Volk in Bewegung" - Eigendefinition "nationale Zeitschrift" - zeigt in
seinem Leitartikel in der jüngsten Ausgabe seine Geisteshaltung: "Auch
scheint man (bei Teilen der NPD) nicht verstehen zu wollen, weshalb man
eigentlich gewählt wurde, nämlich, um die Unzufriedenheit der eigenen
Wählerschaft zu artikulieren: Das geht (...) nur mit kompromißloser
Fundamentalopposition und dem permanenten 'Abwatschen' der Systemparteien,
wie dies zwar im Zusammenhang mit dem Bombenholocaust von Dresden, insgesamt
aber viel zu selten passiert ist."
"Authentische nationale Kraft"
Bezeichnungen für die
NPD als "national-konservative Partei" oder als "bundesdeutsche FPÖ"
empfindet Thierry als "geradezu eine gefährliche Drohung!". Vielmehr könne
der Kurs der NPD "und aller authentischen nationalen Kräfte (...) nur in
Richtung Systemopposition" gehen. "Das Ziel ist eine Neue Ordnung, die das
Überleben des deutschen Volkes im 21. Jahrhundert sicherstellt. Unser
blutsbedingter Volkstumsbegriff ist genauso wenig verhandelbar, wie das
Bekenntnis zum Selbstbestimmungsrecht der Völker und des daraus
resultierenden Anspruchs auf Wiederherstellung des Deutschen Reiches. Alles
andere ist aus nationaler Sicht: Verrat!", schreibt der Kärntner "in
volkstreuer Verbundenheit".