Landesparteivorstand empfahl Oberländer Bürgermeister.
Die Tiroler SPÖ steht vor einem Führungswechsel. Der Landesparteivorstand hat sich am Montag für den Bürgermeister der Oberländer Gemeinde Roppen und Gewerkschafter, Ingo Mayr (48), als Kandidaten ausgesprochen. Dies sagte der geschäftsführende, Parteichef, LAbg. Gerhard Reheis nach der Sitzung bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.
Reheis erklärte, er selber habe dem Parteivorstand Mayr als Kandidat vorgeschlagen. Eine Abstimmung sei in dem Gremium nicht erfolgt, die Statuten würden dies nicht zulassen, meinte Reheis. Schließlich hätten auch noch weitere Kandidaten die Möglichkeit, sich um das höchste Amt de Partei zu bewerben. Die Stimmung im Parteivorstand Mayr gegenüber sei "hervorragend" gewesen. Dieser könne eine "positive Stimmung mitnehmen", sämtliche Wortmeldungen seien wohlwollend gewesen.
Verzicht auf Kandidatur
Den Verzicht auf eine eigene Kandidatur begründete Reheis damit, dass er die "Weichen für die Zukunft der Partei" habe stellen wollen. Schließlich sei ihm schon nach der Landtagswahl im April 2013 klar geworden, dass er nicht mehr der Spitzenkandidat der SPÖ beim nächsten Urnengang im Jahr 2018 sein werde. Sein Rückzug sei "keine spontan getroffene Entscheidung", sondern eine reiflich überlegte. Klubobmann des SPÖ-Landtagsklubs werde er bleiben, betonte Reheis. Schließlich sei er in dieser Funktion bis zum Jahr 2018 gewählt.
Mayr erklärte vor Journalisten, dass er die Empfehlung des Parteivorstandes "sehr wohlwollend zu Kenntnis genommen" habe. Er rechne mit einem Gegenkandidaten beim Parteitag und wünsche sich dies auch, sagte er der APA. Die Frage, ob er auch beabsichtige, im Falle seiner Wahl zum Parteichef auch Spitzenkandidat der SPÖ bei der Landtagswahl 2018 zu werden, wollte Mayr nicht beantworten. Dies entscheide das dafür vorgesehene Gremium. Welches das sei, werde durch die am Parteitag zu beschließende Parteireform vorgegeben. Der Roppener Bürgermeister ortete jedenfalls ein "großes Verbesserungspotenzial", sowohl generell in der Tiroler Politik als auch in der SPÖ. Die "Kommunikation nach innen und nach außen" müsse verbessert werden. Die SPÖ müsse zusammen mit der Gewerkschaft "die Stimme der Arbeitnehmer in Tirol" werden.
Hobbymusiker
Der begeisterte Hobbymusiker ist Bassgitarrist und tritt mit seiner Band gerne bei Benefizveranstaltungen auf. Die Tiroler SPÖ soll er ab 28. Juni "dirigieren". Mayr wurde am 27. Juni 1965 geboren und seit 2004 Bürgermeister von Roppen im Bezirk Imst, dem Heimatbezirk seines "Vorgängers" Gerhard Reheis. Er ist sowohl in der SPÖ-Bezirksorganisation Imst als auch in der Gewerkschaftsbewegung fest verankert. Mit ihm übernimmt nach vielen Jahren wieder ein FSG-Mitglied das Führungsruder der SPÖ-Tirol. In seinem "Zivilberuf" ist Mayr Angestellter beim AMS Tirol und dort seit 2006 Betriebsratsvorsitzender. Nach der Matura am BRG Imst arbeitete er zunächst in der Jugendberatung des AMS Imst, bevor er als Betriebsratsvorsitzender ins AMS Tirol wechselte.
Der bisher letzte gewählte Vorsitzende der Tiroler SPÖ, Ex-LHStv. Hannes Gschwentner, war Ende Juni 2012 als Parteichef abgetreten. Seitdem führt Reheis geschäftsführend die Partei. Im Februar 2013 wählten ihn die Delegierten bei einem außerordentlichen Landesparteitag mit 98,96 Prozent zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl. Eine Obmannwahl fand nicht statt, sondern wurde zunächst für den Herbst 2013 und schließlich für das Frühjahr 2014 avisiert. Ein Umstand, der seitdem für einigen Unmut sorgte und zu parteiinternen Konflikten führte.
Die SPÖ hatte bei der Wahl am 28. April einen neuerlichen historischen Tiefstand erreicht. Die Sozialdemokraten verloren gegenüber dem Urnengang von 2008 1,74 Prozentpunkte und landeten mit 13,72 Prozent auf dem zweiten Platz. Die SPÖ ist mit fünf Mandaten im Landtag vertreten.