Faymann und Pröll stürzen in der Sympathie der Österreicher dramatisch ab.
Eine Woche vor der Steiermark- und drei Wochen vor der Wien-Wahl rutscht die Bundesregierung im Gallup-Politbarometer für ÖSTERREICH ins Debakel. Acht von 14 Regierungsmitgliedern verlieren im Vergleich zu Anfang September an Sympathie. Vor allem Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und sein Vize Josef Pröll (ÖVP) sinken in der Wählergunst.
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Pröll verliert mit 8 Prozent sogar soviel Sympathie wie sonst kein anderer Minister und liegt mit minus ein Prozent jetzt schon im Negativbereich.
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Das färbt auch auf Faymann ab, der gegenüber Anfang September fünf Prozent Zustimmung verliert. Für Politexperten Peter Filzmaier ist das eine logische Folge der Streitigkeiten in der Regierung. "In der Sommerpause herrschte Stillstand und trotz Pause wurden Unfreundlichkeiten ausgetauscht".
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Ebenfalls auffallend: Die Bildung stürzt nach dem Hickhack um Studiengebühren und Lehrerkompetenzen komplett ab. Sowohl Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) als auch Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) gehören mit einem Minus von sechs Prozent zu den großen Verliererinnen.
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Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) liegt mit einem Minus von 6 Prozent auf dem vorletzten Platz. Mit ihren Aussagen zum Thema Zuwanderung polarisiert sie extrem.
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Auf den letzten Platz abboniert ist Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ). Der Grund für sein Minus von zwei Prozentpunkten liegt im aufkommenden Heeresstreit.
- Zu den Verliererinnen zählt auch Frauenministerin Gabriele Heinisch Hosek (SPÖ). Ihre Forderung nach Frauenquoten kommt nicht bei allen gut an.
Einzige Gewinner des Politbarometers: Erstmals liegt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) mit einem Positivsaldo von 16 Prozent an der Spitze, knapp vor SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer (15 Prozent).
Die Sonntagsfrage: Die Regierung verliert deutlich.
Die Sonntagsfrage zu Wien: Häupl greift nach der Absoluten.
Die aktuelle Umfrage aus der Steiermark: Voves überholt die ÖVP.
"Regierung verliert, weil sie streitet"
Interview: Experte P. Filzmaier analysiert
ÖSTERREICH: Die Regierung, allen voran Vizekanzler Josef Pröll, stürzt in der Gunst der Wähler fatal ab. Was sind die Gründe dafür?
Peter Filzmaier: Die Regierung streitet derzeit viel heftiger als zuvor und das kommt bei den Österreichern einfach nicht gut an. Im Sommer hat vorwiegend Stillstand geherrscht. Zudem wurden trotz der Pause immer wieder gegenseitige Unfreundlichkeiten ausgetauscht, ob über Pressesprecher oder andere. Die Regierung läuft Gefahr, Fehler wie die Regierung zuvor zu machen.
ÖSTERREICH: Auffallend ist auch, dass gerade das Ressort Bildung verliert.
Filzmaier: Sowohl bei Wissenschaftsministerin Beatrix Karl als auch bei Bildungsministerin Claudia Schmied ist der Absturz ein thematisch bedingter. Beide waren an stark polarisierenden Fronten wie Lehrerkompetenzen und Unigebühren tätig.
ÖSTERREICH: Innenministerin Maria Fekter verliert gegenüber Anfang September sechs Prozent. Wie ist das zu erklären?
Filzmaier: Fekter polarisiert extrem und fällt durch gezielte provokante Aussagen auf – das kommt nicht immer gut an. Der Verdacht liegt nahe, dass sie innerhalb der Parteistruktur diese Rolle annehmen muss.
ÖSTERREICH: Zu den Gewinnern: Erstmals liegt Reinhold Mitterlehner an der Spitze, auf Platz 2 liegt Rudolf Hundstorfer.
Filzmaier: Es ist augenscheinlich, dass beide Minister von der abflauenden Wirtschaftskrise und der Erholung am Arbeitsmarkt profitieren. Das schlägt sich natürlich auch im Stimmungsbild nieder.