In der Sache richtig

Treichl tut "rüder Satz" leid

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Der Erste Bank-Chef erklärt, warum er sich über den Stillstand ärgert.

In der Sache blieb er hart, aber für die Wortwahl sagte er zumindest teilweise „Sorry“: Erste-Group-Chef Andreas Treichl nahm gestern in einer Pressekonferenz Stellung zu seinem umstrittenen Sager von letztem Freitag, Politiker seien „blöd und feig“ und hätten „keine Ahnung von Wirtschaft“. „Ich habe einen rüden Satz von mir gegeben, der mir für all die Politiker leidtut, die mit vollem Einsatz für dieses Land arbeiten und kämpfen“, sagte Treichl.



„Habe pauschal verurteilt, und das ist immer schlecht“
Er habe pauschal verurteilt – „und das ist immer schlecht“, so der Banker. Allerdings wünsche er sich, dass auch seine Branche nicht mehr pauschal als Spekulanten und Krisenverursacher verurteilt werde.

Dass laut einer aktuellen Umfrage über 50 % der Österreicher Inhalt und sogar Wortwahl seiner Aufreger-Äußerung für richtig empfinden, sei aber ein „ernstes Zeichen“, so Treichl. Ebenso ernst sei, dass Österreich im Ranking der wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandorte stark zurückgefallen sei. „Es gibt viele Menschen, die sich über den Stillstand in der Politik ärgern. Diese sollte man nicht ignorieren.“ Die meisten seien halt höflicher als er, meint Treichl: „Die sagen nicht ‚zu feig und zu blöd‘.“

Treichl warnt vor einer neuen Kreditklemme
Inhaltlich erläuterte Treichl erneut den Auslöser seines „Aufschreis“. Die Politik müsse sich in Brüssel für eine Entschärfung der neuen Kapitalregeln (Basel III) einsetzen. So wie Basel III jetzt konzipiert sei, torpediere es die klassischen Geschäftsbanken in Österreich sowie Osteuropa. Konkret brauchen Banken für Kredite an vertrauenswürdige Unternehmer künftig eine viel höhere Eigenkapitalunterlegung, während für Euro-Staatsanleihen (auch an das marode Griechenland) nach wie vor keinerlei Kapital erforderlich ist. Das müsse geändert werden, „sonst droht eine Kreditklemme“, warnt Treichl.

„Noch nie so viele SMS 
wie nach jener Aussage“
VP-Chef Michael Spindel­egger habe ihm eine Task Force aus Wirtschaft und Politik zugesagt, so der Erste-Chef. Er habe große Hoffnung, dass es auch von Kanzler Werner Faymann (SPÖ) Unterstützung gebe.

Wenn sein „rüder Satz“ dazu führe, dass sich nun tatsächlich etwas bewege, habe er etwas Gutes gehabt, meint Treichl. Er habe jedenfalls „noch nie so viele SMS bekommen wie nach jener Aussage“. Es sei „traurig und bedenklich“, so der Banker, dass es eines solchen Aufschreis bedurfte, um ein Problem zu thematisieren. Natürlich habe er schon häufig auch mit Politikern über die diversen Problemlagen geredet, aber das sei meist so verlaufen: „Man hört uns freundlich zu, sagt, das ist interessant – aber es geschieht dann nichts.“ (Angela Sellner)
 

Auf der nächsten Seite Treichls PK zum Nachlesen >>

 

 

Nach seiner Schelte für Politiker in einem Vortrag in Salzburg geht Erste Bank-Chef Treichl in die Offensive. Sein Auftritt zum Nachlesen.

11:10 Uhr: Treichel tritt nun ab, die PK ist somit beendet.

11:06 Uhr: "Andere Wirtschaftsführer sind höflicher als ich. Ich bin halt jetzt mal aufgestanden. Dass andere das jetzt auch machen sollten, ist keine legitime Forderung. Oder dass jetzt Manager in die Politik gehen sollten - das ist schwierig, wäre aber natürlich gut, wenn das möglich wäre. Mehr Personal-Austausch zwischen Wirtschaft und Politik wäre wünschenswert. Wir haben das auch oft angeboten, das wäre für beide Seiten sensationell. Ich wünsche mir mehr Mobilität zwischen Wirtschaft und Politik!"

10:58 Uhr: "Ich könnte mir vorstellen, dass die ganze Sache schlau war - wenn sich jetzt wirklich etwas tut. Die Reaktionen waren sehr vernünftig, man ist betroffen, beginnt nachzudenken. Mit ÖVP-Chef Spindelegger wurde besprochen, dass eine Task Force aufgestellt werden soll. Den Kanzler werden wir auch dafür gewinnen, hoffentlich."

10:48 Uhr: "Wären Sie als Spitzenverdiener bereit dazu beizutragen, mehr Steuern zu zahlen?" - "Ich bin durchaus bereit mehr beizutragen, aber man muss Österreich in der internationalen Konkurrenz sehen. Man muss aufpassen, dass man nicht in einem Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu Russland oder China kommt."

10:44 Uhr: Nun setzt eine Diskussion um einzelne wirtschaftspolitische Fragen ein.

10:40 Uhr: "Sind die Politiker zu faul um zu lobbyiern?" -  (Treichl lacht) "Auch wenn sie es jetzt auch versuchen, sie werden es nicht schaffen mich zu einer neuen Pauschalaussage hinzureißen. Ich habe viele Freunde in der Politik, die extrem engagiert sind. Aber Finanzpolitik ist heute viel schwieriger als vor 20 Jahren. Wenn sie sich Hilfe holen würden, dann wäre Hopfen und Malz nicht verloren. Das alle faul sind, kann man ihnen nicht vorwerfen."

10:38 Uhr: "Würden Sie eine Wirtschaftspartei begrüßen?" - "Ich möchte mich nicht in die Politik einmischen. Ich glaube aber, dass das Potenzial für eine Wirtschaftspartei ziemlich klein ist."

10:37 Uhr: "Wie überrascht waren Sie über die Reaktionen ihres Wutausbruches?" - "Es war ein Aufschrei. ich glaube, dass eine kleine Chance besteht, dass aus dem Aufschrei etwas konstruktives entsteht. Es wurde bis jetzt viel geredet, aber es wird nichts gemacht und ich glaube, dass war der Frust. Ich hoffe, dass wir jetzt auf eine Basis kommen, wo wir etwas leisten können, etwas für dieses Land zu tun."

10:34 Uhr: "US-Präsident Obama verdient um 5.000 Euro weniger als der Bundeskanzler von Österreich. Und ich bin mir sicher Obama ist es dem Bundeskanzler nicht neidig. Ich weiß nicht wie ich das einem Taxifahrer erklären soll."

10:33 Uhr: "Wie erklären Sie meinem Taxifahrer oder einem kleinen Erste-Angestellten, dass sie soviel verdienen?" - "Ich möchte nur eines zu meinem Gehalt sagen. Ich verdiene sehr viel Geld, der Generaldirektor einer amerikanischen Bank verdient mehr das 10-fache von mir. Und ich bin es ihm nicht neidig."

10:31 Uhr: "Kann man bei Basel 3 noch etwas ändern?" - "Ich glaube nur, wenn sich ein Teil der EU dafür einsetzt, kann man noch etwas ändern. Das ist schon einmal 2002 dem deutschen Bundeskanzler Schröder gelungen und wenn wir gemeinsam mit unseren Nachbarländern aufstehen, dann können wir es auch schaffen, was Schröder 2002 gelungen ist."

10:29 Uhr: "Ist Basel 3 nicht ein alter Hut?" - "Sie haben recht, Basel 3 ist alt. Aber wir müssen es lösen, denn die Zeit läuft ab. Gegen Ende des Jahres steht Basel 3 und wenn wir jetzt nicht etwas tun, ist es zu spät."

10:27 Uhr: "Ist es nicht feig von ihnen, wenn sie die Politik pauschal angreifen und nicht konkrete Angriffe machen?" - "Pauschalverurteilungen sind immer schlecht. Aber ich wollte damit einen Hinweis machen, dass meine Branche auch nicht immer pauschal verurteilt werden will."

10:26 Uhr: Jetzt stellen die Journalisten Fragen. "Haben sie Ambitionen in die Politik zu gehen?" - "Nein, ich werde jetzt 59 Jahre alt, ich bin sehr an Politik interessiert, aber ich liebe die Erste Group und ich möchte als Sparkassen-Mann in die Pension gehen."

10:23 Uhr: Über die Partizipationsgeschäfte mit Österreich: "Kein österreichischer Steuerzahler hat dabei Geld verloren. Im Gegenteil der Staat hat 280 Mio. Euro damit verdient."

10:22 Uhr: "Die Regierung muss den Schulterschluss wagen. Es ist ein gemeinsamer Schritt nötig. Wir akzeptieren das nicht. Brüssel muss etwas tun, damit auch die Region Osteuropa ihr traditionelles Kreditgeschäft machen kann."

10:20 Uhr: Treichl wendet sich nun den Fehlern von Basel 3 zu. "Alle Länder in den Ost-Region haben das gleiche Problem wie wir. Wir wollen nicht, das unsere Finanzdienstleister Kredite an Häuselbauer bündeln müssen und weiterverkauft werden müssen. Kann sich keiner mehr erinnern, wie die Krise begonnen hat?"

10:19 Uhr: "Wir müssen etwas tun für das traditionelles Kreditgeschäft. Es geht nicht um uns, sondern um die österreichische Wirtschaft."

10:18 Uhr: Jetzt spricht Treichl über Gefahren der neuen Kreditregeln. "Das Risiko der Staatsanleihen hat sich voll verschärft, noch immer ist keine Kapitalunterlegung für Euro-Staatsanleihen nötig - aber für Unternehmen sehr wohl. Das ist nicht gut."

10:16 Uhr: "Noch nie haben Banken ihren Ruf so ruiniert wie in der letzten Krise, aber genau hier kann man den Banken in Österreich keinen Vorwurf machen."

10:15 Uhr: "Wenn dieser Satz etwas bewirkt hat, und wir in den nächsten Jahren alles gemeinsam unternehmen, damit Österreich wieder wettbewerbsfähig wird, dann freut es mich."

10:14 Uhr: "Es gibt viele Menschen die sich über diesen Stillstand ärgern. Ich bitte die Politik diese Menschen nicht mehr zu ignorieren."

10:13 Uhr: "Wenn dieser Satz einen kleinen Beitrag geleistet hat, dass einige Politiker aufhören, Banken generell als Spekulanten und Krisenverursacher zu bezeichnen, ist das gut. Es glaubt ihnen eh kaum mehr jemand."

10:12 Uhr: "Ich ärgere mich über den Stillstand der Politik, wie auch andere Unternehmer. Ich habe diesen rüden Satz von mir gegeben, der mir für alle Politiker leid tut, die mit vollem Einsatz kämpfen."

10:10 Uhr: Treichl: "Gestern ist eine Umfrage herausgekommen, dass meine Wortwahl richtig war, meine Damen und Herren - das ist ernst."

10:09 Uhr: Treichl ist nun da.

10:08 Uhr: Immer noch lässt Treichl auf sich warten, inzwischen strömen immer mehr Leute in den Raum.

10:04 Uhr: Es gibt Presseunterlagen mit Infos zu Basel III - dem Auslöser für seine Wutrede.

10:00 Uhr: Kurz vor Beginn sind Unmengen an Journalisten da, vor allem auch eine gewaltige Fotografenmeute. Alle warten auf Treichl.

9:59 Uhr: In Kürze sollte die PK im Gebäude der Erste Group in der Wiener City beginnen.

9:52 Uhr: Der wenig prosaische Titel der heutigen Pressekonferenz lautet "Diskussionsbeitrag zur österreichischen Wirtschaftspolitik vom letzten Freitag":

9:35 Uhr: Heute um 10 Uhr wird der Banken-Chef nun nachlegen und die Gründe für seine Wut-Attacke benennen.

9:30 Uhr: Es war garantiert der politische Aufreger in der letzten Woche. Erste Bank-Chef Treichl attackierte die österreichischen Politiker und bezeichnete diese als „blöd, feig und ahnungslos“.

 

Alle Hintergründe zu Treichls Wutrede auf der nächsten Seite:

 

Jetzt wird’s spannend: Erste-Banker Andreas Treichl , der mit seinem Sager, Österreichs Politiker seien „blöd, feig und ahnungslos“ für einen Sturm der Entrüstung sorgte, will heute noch eins nachlegen – allerdings auf der rein sachlichen Ebene.

Treichl gibt am Vormittag eine Pressekonferenz zum Thema seines „Diskussionsbeitrags zur österreichischen Wirtschaftspolitik“ und will erläutern, was hinter seiner Verbal-Attacke steht – und warum er etwa die neuen Kapitalregeln für Banken kritisiert, die Kreditvergaben an Unternehmen erschweren.

Mit seinem Rundumschlag gegen die Politik hat der Erste-Chef den Anstoß für einen veritablen Aufstand der Wirtschaft gegen die Politik gegeben. Gestern präsentierte die „Market Intelligence GmbH“ von Sophie Karmasin die erste Blitz-Umfrage zu den Treichl-Sagern. Die große Mehrheit der Österreicher gibt dem Erste-Bank-Chef recht:

  • 69 % finden
    Treichl hat völlig recht, wenn er die Kreditvergabe in Österreich hart kritisiert.
  • 59 % stimmen Treichls Wortwahl zu
    33 % sagen sogar ausdrücklich, es sei richtig, unsere Politiker als „blöd“ zu bezeichnen. Nur 16 % lehnen seine Worte ab.
  • 52 % sagen
    "
    Es war notwendig, starke Worte zu wählen!“

Seit Treichls Wutrede schlagen sich immer mehr Unternehmer auf seine Seite. Am Mittwoch stellte sich Industriellen-Präsident Sorger hinter Treichl. „So geht es nicht weiter“, sagte er – und verwies auf den dramatischen Rückfall Österreichs im „World Competitiveness Report“, wo jährlich die Qualität von 59 Staaten als Wirtschaftsstandort verglichen wird. Österreich sei von Rang 14 auf 18 zurückgefallen.

Auch Raiffeisen-Oberösterreich-Chef Ludwig Scharinger hat den Stillstand in der Politik satt. Er stellt sich als erster Banker offen hinter Treichl – und kritisiert die Politik: „So geht es nicht mehr!“ (siehe unten).

Austro-Tycoon Frank Stronach findet im ÖSTERREICH-Interview noch härtere Worte: „Uns droht das Schicksal Griechenlands, wenn’s so weiter geht.“ Er spricht sich im Interview sogar offen für eine neue Wirtschafts-Partei aus.

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