Erdrutschsieg für die SPÖ in Kärnten. FPÖ schwächelt. VP mit minimalem Plus.
Die SPÖ hat bei der Landtagswahl in Kärnten vom Sonntag einen klaren Sieg eingefahren. Laut dem vorläufigem Endergebnis kam die Partei von Landeshauptmann Peter Kaiser auf 47,7 Prozent der Stimmen. Platz zwei ging an die FPÖ vor der ÖVP, die beide zulegten. Gerhard Köfers Team Kärnten schaffte knapp den Wiedereinzug, Grüne und NEOS sind gescheitert.
Gegenüber der letzten Wahl bedeutet das vorläufige Endergebnis für die SPÖ ein Plus von rund zehn Prozentpunkten. 2013 hatte die Partei 37,1 Prozent eingefahren, was damals ebenfalls den ersten Platz brachte.
Grüne fliegen aus dem Landtag
Die FPÖ legte gut sechs Prozentpunkte zu und erreichte 23,4 Prozent. Beim letzten Urnengang war die Partei von Landesparteichef Gernot Darmann noch bei 16,9 Prozent gelegen. Die ÖVP verzeichnete ein leichtes Plus und kommt auf 15,4 Prozent (2013: 14,4). Das aus dem Team Stronach hervorgegangene Team Kärnten von Landesrat Köfer erreichte 5,8 Prozent - ein Minus von rund 5,4 Prozentpunkten gegenüber 2013, als das Team Stronach noch auf 11,2 Prozent kam.
Aus dem Landtag verabschieden müssen sich die Grünen, die mit 3,0 Prozent klar an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten. Gegenüber 2013 bedeutet dies ein Minus von rund neun Prozentpunkten. Auch die NEOS verpassten bei ihrem erstmaligen Antreten mit 2,1 Prozent den Einzug. Keine Rolle spielten die Kleinparteien. Auch die Grün-Abspaltung der ehemaligen Landessprecherin Marion Mitsche, die "Liste Fair", erreicht weniger als ein halbes Prozent - ebenso das BZÖ.
SPÖ verfehlt Asbsolute
Im neuen Kärntner Landtag wird Wahlsieger SPÖ laut dem vorläufigen Endergebnis künftig knapp die Hälfte der Sitze halten. Die Sozialdemokratie kommt demnach auf 17 Mandatare - um drei mehr als bisher. Auch die FPÖ legte an Sitzen zu und ist künftig mit neun statt bisher sechs Abgeordneten vertreten. Die ÖVP erreichte sieben Mandate (plus 2) und das Team Kärnten drei (minus 1).
Die Verteilung der Mandate könnte sich mit dem Vorliegen der Briefwahlstimmen am Montag noch etwas ändern. Möglich wäre, dass die ÖVP ihr siebtes Mandat noch verliert, dieses könnte laut ARGE Wahlen entweder zur SPÖ oder zur FPÖ wandern. Die rund 20.000 Wahlkarten werden erst am Montag ausgezählt.
Die Wahlbeteiligung lag (ohne Briefwahlstimmen) bei 63,6 Prozent. Inklusive dieser dürfte die Beteiligung laut ARGE Wahlen auf knapp 69 Prozent steigen. 2013 waren noch 75,2 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen gegangen.
Peter Kaiser: „Mit so großem Erfolg nicht gerechnet“
Frage: Wie geht es Ihnen mit der ersten Hochrechnung?
Peter Kaiser: Großartig. Ich bedanke mich sehr bei allen Wählerinnen und Wählern und natürlich auch bei allen Helferinnen und Helfern, die in den vergangenen Wochen wirklich Großartiges geleistet haben. Wir haben zwei Drittel aller Haushalte in Kärnten besucht – die Menschen haben uns gesehen und gespürt. Ich freue mich wirklich über dieses großartige Ergebnis.
Frage: Hätten Sie mit einem so großen Erfolg für die SPÖ gerechnet?
Kaiser: Ehrlich gesagt, in diesem Ausmaß nicht. Aber ich muss schon sagen, es hat sich bereits in den letzten Tagen abgezeichnet, dass die Menschen unsere Art Politik zu machen und auch wie wir diesen Wahlkampf geführt haben, akzeptieren. Die Stimmung war wahnsinnig positiv in den letzten Tagen.
Frage: Was werden denn jetzt ihre nächsten Schritte sein? Stichwort: Koalitionsgespräche?
Kaiser: Zunächst einmal möchte ich mich bei allen Mitbewerbern bedanken. – für einen sinnvollen und inhaltsvollen Wahlkampf. Wir haben gezeigt, dass es in der Politik sehr wohl möglich ist, konstruktiv zu sein und die ewigen Querelen zu unterlassen.
Frage: Zeichnet sich für Sie bereits ein Wunschpartner ab?
Kaiser: Wir werden hier vorgehen, wie wir es im Vorhinein gesagt haben: Zunächst werden wir intern beraten und nächste Woche starten wir dann die Gespräche mit allen Parteien – auch mit jenen, die nicht im Kärntner Landtag vertreten sind.
Frage: Laut erster Hochrechnung haben Sie die Absolute knapp verpasst. Sollte sie sich doch ausgehen, werden Sie trotzdem Partner suchen?
Kaiser: Das schauen wir uns dann an. Ich bin bekannt als jemand, der sehr konsensorientiert ist und mit breiten Mehrheiten arbeiten will.
Strache wünscht sich blaue Regierungsbeteiligung
FPÖ-Bundesobmann und Vizekanzler Heinz-Christian Strache wünscht sich eine Regierungsbeteiligung seiner Partei in Kärnten. "Ein sehr guter Erfolg der Kärntner Freiheitlichen ist zu verzeichnen und ein klares Zeichen, dieses Land mitzuregieren." Die FPÖ-Kärnten freue sich auf Gespräche auf Augenhöhe zum Wohle Kärntens und seiner Bürger, so Strache.
"Erfreut" zeigte er sich über das Ausscheiden der Grünen aus dem Landtag. "Deutlich ist zu erkennen, dass die Grünen mit ihrer Zwangs- und Verbotspolitik in Österreich abgewählt wurden und werden."
Wählerstromanalyse
Die SPÖ hat bei der Kärntner Landtagswahl am Sonntag ihre Stammwähler am besten mobilisieren können. Acht von zehn der SP-Wähler aus dem Jahr 2013 machten ihr Kreuz erneut bei der Landeshauptmann-Partei. Darüber hinaus konnte die Partei mit 17.000 Stimmen am meisten von den Nichtwählern dazugewinnen, geht aus der Wählerstromanalyse des SORA-Instituts für den ORF hervor.
Starke Wählerwechsel gab es außerdem von den Grünen hin zur SPÖ: 32 Prozent der ehemaligen Grün-Wähler wechselten ins Lager von Landeshauptmann Peter Kaiser, das entspricht rund 13.000 Stimmen.
Die Grünen verloren aber nicht nur diese 13.000 Wähler an die SPÖ, sondern weitere 14.000 ans Nichtwähler-Lager. Ausgesprochen gering war die Behaltequote mit nur 19 Prozent: Nur 7.000 Wähler entschieden sich auch heuer erneut für die Öko-Partei.
Ebenso wie die SPÖ konnte auch die FPÖ stark auf ihre bisherige Wählerschaft bauen: Von den ehemaligen freiheitlichen Wählern (die Partei kandidierte 2013 noch unter der Bezeichnung FPK) entschieden sich 73 Prozent bzw. 40.000 Wähler erneut für ein Kreuz bei Blau. Die Zugewinne erzielte die Partei von Landesparteichef Gernot Darmann vor allem aus dem Lager des ehemaligen Team Stronach (11.000 Stimmen bzw. 31 Prozent der Ex-Team Stronach-Wähler) sowie von Wählern des BZÖ. Von diesen entschieden sich 32 Prozent (bzw. 7.000 Wähler) für die FPÖ. Ebenso stark war der Abgang von BZÖ-Wählern ins Nichtwähler-Lager.
Die ÖVP konnte 65 Prozent ihrer bisherigen Wählerschaft erneut überzeugen. Die stärksten Zugewinne für die Volkspartei mit rund 4.000 Stimmen kamen von der SPÖ, sowie jeweils rund 3.000 von FPK, Team Stronach und BZÖ.
Das Team Kärnten von Landesrat Gerhard Köfer konnte mit rund 12.000 nur jede dritte Stimme des ehemaligen Team Stronach für sich gewinnen.
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