"Tapferes Herz"

Türkei jubelt über Skandal-Botschafter

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Die türkischen Medien finden lobende Worte für Tezcans Österreich-Kritik.

Der Wirbel um den türkischen Botschafter Kadri Ecvet Tezcan erregt auch in seinem Heimatland große Aufmerksamkeit. Mit Überschriften wie "Ghetto-Krise" und "Botschafter-Krise" druckten viele türkische Zeitungen die Nachricht über die österreichischen Proteste gegen Tezcans "Presse"-Interview am Donnerstag auf der Titelseite. Mehrere Medien zeigten Unterstützung für den Diplomaten. Einige Blätter und Internetmedien brachten Tezcans Interview im Wortlaut.

Wien "aufgemischt"

Der Botschafter habe Wien "aufgemischt", meldete die Zeitung "Bugün". In "Hürriyet", der größten Zeitung des Landes, wurde wie in vielen anderen Blättern die Äußerung Tezcans zum Kopftuch zitiert: "Wenn es hier die Freiheit gibt, nackt zu baden, sollte es auch die Freiheit geben, Kopftücher zu tragen."

Lob für "tapferes Herz" des Botschafters
Die Mehrzahl der Zeitungen beschränkte sich auf eine nachrichtliche Berichterstattung über das Interview, die Kritik in Österreich und die Bemühungen des türkischen Außenministers Ahmet Davutoglu um eine Entschärfung der Krise. Immer wieder wurde aber auch dabei Unterstützung für den Botschafter sichtbar: Die rechtsgerichtete Zeitung "Takvim" lobte Tezcans "tapferes Herz". Die Oppositionszeitung "Cumhuriyet" kritisierte, Davutoglu habe es versäumt, sich schützend vor den Botschafter zu stellen. Der türkische Außenminister hatte sich am Mittwoch ausweichend zu der Frage geäußert, ob Tezcan nach der Affäre auf seinem Posten bleiben könne.

Tezcan: "Diskussion anstoßen"
Tezcan selbst hofft, dass der Streit um seine integrationspolitischen Äußerungen letztlich positive Folgen für Österreicher und Türken gleichermaßen haben wird. Er habe mit seinen Äußerungen niemanden kränken oder beschuldigen wollen, bekräftigte Tezcan bei einem Empfang seiner Botschaft anlässlich des Todestages von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk am Mittwochabend in Wien. Seine Absicht sei vielmehr gewesen, eine Diskussion anzustoßen.

"Würdiges Resultat für beide Seiten"
Diese Diskussion solle sowohl den in Österreich lebenden Türken als auch den Österreichern selbst nutzen, sagte der Diplomat. "Ich hoffe, dass am Ende für beide Seiten ein sehr schönes, sehr würdiges und überaus zufriedenstellendes Resultat stehen wird." Ziel sei eine "Integration im wirklichen Sinne", fügte er hinzu.

"Realitäten angesprochen"
Vertreter türkischer Verbände in Österreich äußerten bei dem Empfang ihre Unterstützung für den Botschafter. So sagte der Chef des Österreichisch-Türkischen Handelsverbandes, Yavuz Kuscu, der Diplomat habe in dem Interview "Realitäten" angesprochen, die bisher von türkischen Verbänden im Land nicht thematisiert worden seien.

Rückendeckung türkischstämmiger Kulturschaffender
Zu den aufsehenerregenden Äußerungen des Botschafters bezogen auch Kulturschaffende mit türkischem Migrationshintergrund Stellung:

Der Linzer Filmregisseur Ünal Uzunkaya warnte davor, die Debatte rund um das umstrittene Interview des türkischen Botschafters Kadri Ecvet Tezcan zu personifizieren. "Diese Diskussion um seine Person ist irreführend und letzten Endes irrelevant, denn das Problem bleibt trotzdem. Man sollte stattdessen diese Gelegenheit nutzen, nicht das Übel in einer Person zu suchen, sondern ihn als Spiegel für den Unmut der 'Integranten' zu betrachten, nicht anders hat er auch agiert." Letztendlich habe er "unüblich für einen Diplomaten kommuniziert" und das Publikum "genutzt" - "stellvertretend für jene Migranten, mit denen er im Austausch ist".

Komponist Gürkan: "Integration ist ein Ablehnbegriff"
"Man fragt sich manchmal, ob man hier wirklich noch erwünscht ist", zeigte sich Serkan Gürkan, seit 18 Jahren in Österreich lebender Komponist türkischer Herkunft, durchaus kritisch angesichts der Integrationsdebatte. "Ich kann auch mit dem Wort 'Integration' nicht viel anfangen." Niemand definiere, was genau er darunter verstehe: "Der Begriff mutiert zu einem Ablehnbegriff." Das Gleiche gelte für den Ausdruck "Ausländer", der auch schon zum Schimpfwort geworden sei.

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