Das war's
Regierung beendet U-Ausschuss
25.11.2009
Die Koalitionsparteien verweigern weiter die von der Opposition geforderten Minister-Ladungen. Der Endbericht soll Mitte Dezember dem Parlament vorgelegt werden. Die Opposition blockiert nun bis März alle Zweidrittelmaterien.
Die Klubchefs der fünf Parlamentsparteien haben sich am Mittwoch nicht auf eine gemeinsame Vorgehensweise beim Untersuchungsausschuss zur Klärung diverser Justiz- und Spitzelaffären geeinigt. SPÖ-Klubobmann Josef Cap und sein ÖVP-Kollege Karlheinz Kopf verweigerten in der gut eineinhalbstündigen Sitzung weiterhin die von der Opposition geforderte Ladung von Ministern.
Aus und vorbei
Nicht einmal ein Kompromiss war möglich. Im
Anschluss kündigten Cap und Kopf an, den Ausschuss im Dezember zu beenden
und den Bericht am 10. oder 11. Dezember ins Nationalratsplenum zu bringen.
- Erst am Dienstag hatte der Grüne Peter Pilz mit abenteuerlichen Vermutungen bezüglich einer Schwarzgeldübergabe aufhorchen lassen.
"Allgemeine Aussprache"
Vertreter der
Oppositionsparteien bezeichneten das von der Koalition vorgebrachte
Kompromissangebot einhellig als "Provokation". Cap und Kopf hatten
in der Sitzung vorgeschlagen, statt die Minister in den U-Ausschuss zu laden
nach Ende der dortigen Beratungen eine "allgemeine Aussprache" mit
den jeweiligen Regierungsmitgliedern in den zuständigen Fachausschüssen des
Nationalrates abzuhalten.
Keine Wahrheitspflicht
Die Opposition lehnte das allerdings ab,
weil die Minister dort nicht unter Wahrheitspflicht stehen und weil die
Befragungen im Innen- bzw. Justizausschuss unter Ausschluss der
Öffentlichkeit stattfinden würden.
Opposition blockt bis März
Die Opposition droht nun - wie
angekündigt - mit der Einberufung von Sondersitzungen und mit der
Blockade sämtlicher Zweidrittelbeschlüsse bis kommenden März. Eine
entsprechende Vereinbarung haben FPÖ, BZÖ und Grüne am vorigen Donnerstag
unterzeichnet.
BZÖ: "Offene Provokation"
Diese Vereinbarung "muss
aufrecht bleiben, weil die Forderungen unerfüllt sind", bekräftigte
BZÖ-Klubchef Josef Bucher. Er bezeichnete die Vorgehensweise von SPÖ und ÖVP
als "offene Provokation".
FPÖ: "Das ist ein Witz"
Der Dritte
Nationalratspräsident Martin Graf von der FPÖ kritisierte, dass SPÖ und ÖVP
den U-Ausschuss auf jeden Fall im Dezember abstellen wollen - egal, ob die
bis dahin noch vorgesehenen Auskunftspersonen aussagen oder nicht. Auch der
Kompromissvorschlag der Koalition, die Regierungsmitglieder unter Ausschluss
der Öffentlichkeit und ohne Wahrheitspflicht zu befragen, war für ihn
unannehmbar: "Das ist ein Witz, und den Vorschlag haben wir natürlich nicht
angenommen."
Grüne: "Sie haben geschmunzelt"
Auch Grünen-Chefin
Eva Glawischnig empörte sich darüber, dass die Regierungsfraktionen "den
Ausschuss nicht arbeiten lassen". Deshalb werde die Opposition an ihrer
Vereinbarung, sämtliche Zweidrittelbeschlüsse zu blockieren, festhalten. Der
Vorschlag der Regierungsparteien sei für sie unannehmbar gewesen: "Nachdem
sie sogar geschmunzelt haben beim Angebot, konnte ich es nur als Provokation
empfinden."
SPÖ sieht "wirklichen Erfolg"
SPÖ-Klubchef Cap
warnte die Opposition außerdem davor, im Rahmen ihrer Zweidrittel-Blockade
die Verankerung der Kinderrechte in der Verfassung zu verhindern. Außerdem
betonte er, dass der Untersuchungsausschuss "interessanteste" Ergebnisse
zutage gefördert habe, die es nun umzusetzen gelte. Als Beispiel nannte er
etwa den Umgang der Staatsanwälte mit der parlamentarischen Immunität und
die Auflösung der politischen Abteilung der Wiener Anklagebehörde: "Das
heißt, dass das ein wirklich erfolgreicher Untersuchungsausschuss gewesen
ist."
ÖVP erkannte kein Fehlverhalten
ÖVP-Klubchef Kopf erklärte
einmal mehr, warum die Befragung der zuständigen Minister im Ausschuss für
ihn nicht infrage kommt: "Es ist bisher nicht ein einziger Vorwurf eines
Fehlverhaltens gegen einen Minister aufgekommen." Außerdem sei die Koalition
der Opposition sehr wohl entgegengekommen und habe die Ladung von
zusätzlichen Auskunftspersonen vorgeschlagen - nämlich von drei Beamten des
Heeresabwehramts und des FP-Abgeordneten Harald Vilimsky zur Causa
Kasachstan: "Von keinem Entgegenkommen zu reden, ist nicht korrekt."
Die Opposition hatte den Klubobleuten der Regierungsparteien vorgeschlagen, die Zahl der insgesamt noch in den Ausschuss zu ladenden Auskunftspersonen von 20 auf zehn bis zwölf zu reduzieren. Die betroffenen Minister sollten aber im U-Ausschuss aussagen. Die Koalition lehnte das ab. |