Die Mehrheit der Österreicher fordert ein neues Heer.
Eine überwältigende Mehrheit der Österreicher ist für die Abschaffung der Wehrpflicht. 60 Prozent der Bevölkerung sind für das neue Heeresmodell von Minister Norbert Darabos (Details unten). Das ergab eine Gallup-Umfrage für ÖSTERREICH.
Stimmung gekippt
Die neuen Zahlen sind Beleg für ein gesellschaftspolitisches Erdbeben: Noch Anfang Oktober des Vorjahres, wenige Tage vor der Nationalratswahl, waren nur 39 % für die Abschaffung der Wehrpflicht, wie Gallup damals herausfand. Heißt: Innerhalb von nur 14 Wochen ist die Zustimmung zur Wehrpflicht um 21 % abgestürzt.
Alle Gesellschaftsschichten, quer durch Parteien, Jung oder Alt – immer mehr sind für ein neues Heer:
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59 Prozent der Männer und 61 Prozent der Frauen sind für das neue Modell.
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In Wien will die überwältigende Mehrheit von 67 Prozent die Reform. Je weiter westlich, desto skeptischer sind die Menschen.
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Von Arbeitern (65 %) über die Studenten (65 %) bis zu Hausfrauen (51 %) oder Pensionisten (52 %) – sie alle wollen, dass die Wehrpflicht abgeschafft wird.
- Und: Selbst die Anhänger von FPÖ und ÖVP (beide Parteien sind skeptisch) wollen mehrheitlich die Einführung der Darabos-Pläne.
Faymann legt nach
Die SPÖ legte gestern bei ihrer Forderung nach großen Reformen nach. Kanzler Werner Faymann: „Eine Beibehaltung der Wehrpflicht halte ich nicht für zeitgemäß.“ Eine Entscheidung solle es in den nächsten Monaten geben.
ÖVP gespalten
Die ÖVP wurde von der Präsentation der Darabos-Pläne in ÖSTERREICH überrascht – und reagierte kühl. Man wolle zwar „ohne Tabus in die Verhandlungen“ gehen, Vizekanzler Josef Pröll sagte aber: „Die Modelle sind gleich teuer oder teurer, als wir sie jetzt haben, und das mit weniger Leistung.“
Die VP zeigt sich aber gespalten. Ex-Verteidigungsminister Günther Platter (jetzt Landeschef von Tirol) sagt zu ÖSTERREICH: „Das Heer ist ein nicht wegzudenkender Rückhalt in Katastrophenzeiten.“ Er sei „sehr skeptisch“, dass bei der Abschaffung der Wehrpflicht die Versorgung der sozialen Dienste aufrechterhalten bleiben könne. Ex-Minister Martin Bartenstein dagegen: Das Aussetzen der Wehrpflicht sei ein Gebot der Stunde.
So will Darabos das Bundesheer reformieren
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Keine Wehrpflicht mehr: Darabos setzt auf eine Mischung aus Berufs- und Freiwilligenheer. Der verpflichtende Grundwehrdienst fällt komplett weg.
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Personalaufteilung wird neu: Es gibt weniger Berufssoldaten und Zivilbedienstete, aber mehr Zeitsoldaten als jetzt. Diese sollen sich 3–4 Jahre verpflichten.
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Miliz aufgewertet: Darabos will die Milizsoldaten aufwerten. 10.000 Mann sollen nach der Grundausbildung zehn Jahre zur Verfügung stehen und bei Katastrophen eingesetzt werden. Sie machen 14 Tagen Übungen pro Jahr. Die Notfallmiliz (23.000 Mann) ist in Bereitschaft, macht aber keine Übungen.
- Hohe Gagen: Darabos braucht 2.000 Freiwillige pro Jahr. Er ködert sie mit Geld: Es winken 1.500 Euro pro Monat für die Zeit der Grundausbildung. Danach erhalten Milizsoldaten 5.000 Euro pro Jahr (also 50.000 Euro in zehn Jahren) und Zeitsoldaten 7.200 Euro jährlich für internationale Einsätze.
Umfrage zum Darabos-Modell
„Die Wehrpflicht gehört abgeschafft“
Bernhard Weninger: „Der Grundwehrdienst macht wenig Sinn. Ich war selbst beim Heer und bin oft herumgesessen. Wehrpflicht gehört abgeschafft.“
„Bin sicher, es finden sich genug Freiwillige“
Fabian Gießhaber: „Die Wehrpflicht macht keinen Sinn. Ich bin für ein Berufsheer mit Freiwilligen. Ich bin sicher, dass sich genug Freiwillige finden.“
„Wehrpflicht soll ausgeweitet werden“
Josef Grandits: „Ich bin für die Wehrpflicht und den Zivildienst. Beide Modelle müssen aber besser organisiert werden, sonst herrscht Stillstand.“
„Das Darabos-Modell ist eine gute Idee“
Anita Fodor: „Wir brauchen keine Wehrpflicht. Ein Freiwilligenheer ist eine gute Idee. Ein verpflichtendes soziales Jahr wäre jedoch nötig.“
„Brauchen kein Heer, aber soziales Jahr“
Susanna Karpf: „Österreich braucht kein Heer, aber ein freiwilliges soziales Jahr. In dieses System soll auch der Katastrophenschutz integriert sein.“
„Junge Menschen sollen zum Heer“
Herbert Pussovits: „Junge Menschen sollen zum Heer. Es braucht aber Reformen. Das Modell von Darabos ist Unsinn, das wird Österreich nicht helfen.“