Auch die neuerliche Stichwahl wird zum Krimi, dessen Ausgang völlig offen ist.
Kann sich der Wahlanfechter Norbert Hofer Hoffnungen auf den Präsidentensessel machen? Er kann. Laut der aktuellen ÖSTERREICH-Umfrage des Gallup-Institutes (600 Befragte vom 22. bis 23. 6.) liegen auch vor der Widerholungs-Stichwahl im Herbst die beiden Kandidaten denkbar knapp beisammen: Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen käme demnach auf (hochgerechnete) 50,6 % – der freiheitliche Kandidat Norbert Hofer auf 49,4. Das wäre beinahe das Wahlergebnis vom 22. Mai – damals hatte Van der Bellen 50,3 %, Hofer 49,7 %.
Und auch diesmal heißt es: Dem Grünen gehören die Städte, der Blaue hat die Oberhoheit am Land. In Wien käme Van der Bellen etwa auf knapp 60 % – Hofer führt dafür in der Steiermark, in Kärnten, Niederösterreich und dem Burgenland.
Laut dem Polit-Experten Thomas Hofer (nicht mit Norbert Hofer verwandt – Anm.) erwartet uns auch im Herbst ein heißer Wahlkampf. Der Sieger sei völlig offen.
Polit-Experte: »Das wird ein heißer Wahlkampf«
ÖSTERREICH: Wer gewinnt die Wahlwiederholung?
THOMAS HOFER: Das ist derzeit nicht zu sagen. Es könnte sein, dass die Wahlbeteiligung bei der Neuwahl sinkt. Wahrscheinlich wird es aber wieder ein polarisierender und heißer Wahlkampf. Das kann die Beteiligung natürlich wieder auf das Niveau der ersten Stichwahl führen.
ÖSTERREICH: Was spricht für Van der Bellen?
HOFER: Dass die Leute sagen: Er ist ja der gewählte Präsident und nur ein bloßer Formfehler hat zur Wahlaufhebung geführt. Das kann schon zu einer gewissen Mobilisierung führen. Und die FPÖ ist durchaus unter Erfolgsdruck: Sie muss jetzt nach der Wahlanfechtung liefern, also den Wahlsieg einmal schaffen.
ÖSTERREICH: Und was spricht für Norbert Hofer?
HOFER: Zunächst einmal die Finanzkraft: Das war schon im ersten Wahlkampf zu sehen. Die Grünen haben da deutliche Nachteile. (gü)