Mireille Ngosso

Enormer Hass gegen Vize-Bezirkschefin

13.04.2018

Hass-Kommentare auf Facebook gegen afroösterreichische SPÖ-Politikerin.

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© APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Wiener SPÖ hat am Dienstag die neue stellvertretende Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt vorgestellt. Die 37-jährige Mireille Ngosso ist die einzige afroösterreichische Vize-Bezirkschefin der Stadt. "Dass ich als Frau mit sichtbarem Migrationshintergrund in diese Funktion gewählt wurde, ist ein Signal für die Weltoffenheit dieser Stadt und vor allem auch der SPÖ Innere Stadt", sagte sie.
 
Sie sehe sich auch als Vorbild für andere Menschen aus der afroösterreichischen Community, sich verstärkt in der Politik zu engagieren. "Ich bin sicher, dass dadurch auch andere motiviert werden", sagte Ngosso im Rahmen der Pressekonferenz, bei der sie ihre Ziele für den Bezirk präsentierte. Insgesamt habe sich in letzter Zeit schon etwas getan. So sei etwa kürzlich mit der gebürtigen Irakerin Saya Ahmad (SPÖ) im Alsergrund die erste Bezirksvorsteherin mit Migrationshintergrund gewählt worden.
 

Hass im Netz

In den sozialen Medien wurde die neue Vize-Bezirksvorsteherin jedoch mit unglaublichem Rassismus und Hass-Kommentaren überhäuft. Die Facebook-Seite "FPÖ-Fails" sammelte die beleidigenden Kommentare, die sowohl von Privatpersonen als auch von FPÖ-Politikern abgegeben wurden.

So schrieb der Redakteur der Neuen Freien Zeitung NFT, dem offiziellen Parteiblatt der FPÖ: "Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob ich noch weiß, welche Wurzeln und Identität meine Heimatstadt hat..." während die Landtagsabgeordnete und Frauenbeauftragte der FPÖ Tirol, Evelyn Achhorner, "Frau oder Mann?" kommentierte.

Auch Hass-Kommentare wie "Ab in den Dschungel!", "Afrika für Affen", "Die soi Bananen pflücken geh" oder "Warum haben die Roten immer nur potthässliche Weiber?" waren auf Facebook zu finden.
 
 

"Viel Elan und Energie"

Ngosso ist seit 2015 Bezirksrätin in der Inneren Stadt. Sie löst im Juni Daniela Ecker-Stepp ab, die zwölf Jahre lang stellvertretende Bezirksvorsteherin war. "Sie ist eine Frau mit viel Elan und Energie, da fällt es leicht, das Amt abzugeben", sagte Ecker-Stepp über ihre Nachfolgerin. Für sie selbst sei immer klar gewesen, nicht als Politikerin in Pension gehen zu wollen.
 
Wichtigstes Anliegen der designierten Vize-Bezirkschefin ist es, dass "der erste Bezirk ein Wohnbezirk" bleibt. Als eine Ursache dafür, dass der Wohnraum immer weniger und weniger leistbar werde, macht Ngosso Online-Zimmervermittler wie Airbnb verantwortlich. Über 200 Wohnungen würden ganzjährig gewerblich vermietet. Ngosso will einen Runden Tisch zu dem Thema einberufen und fordert eine Beschränkung der Vermietungsdauer auf 60 Tage. Außerdem sollen die sogenannten Wohnzonen im Bezirk ausgeweitet werden.
 
Einen weiteren Schwerpunkt will Ngosso, die als Ärztin tätig ist, auf das Thema Gesundheit legen. Rund 90 Prozent der Ärzte in der Inneren Stadt würden ihre Leistung auf privater Basis anbieten. Um den ersten Bezirk für Kassenärzte attraktiver zu machen, soll etwa geprüft werden, ob leer stehende Geschäftslokale als Gemeinschaftspraxen genutzt werden können. Außerdem will sich Ngosso für den Nichtraucherschutz einsetzen und Gastronomiebetriebe davon überzeugen, freiwillig Nichtraucherlokale zu werden.
 

Im Kongo geboren

Ngosso wurde 1980 in der Demokratischen Republik Kongo geboren. Als sie drei Jahre alt war, flohen ihre Eltern mit ihr nach Wien. "Wir haben sehr viel Hilfe durch die Bevölkerung erhalten, aber auch von der Kirche und der SPÖ", erzählte Ngosso: "Es war für mich nicht immer eine einfache Zeit, aber eine schöne Zeit." Für die Politik interessierte sie sich schon früh. Als Kind habe sie ihren Vater zu Hausbesuchsaktionen begleitet. Seit 2010 ist sie in der Wiener SPÖ aktiv. Ngosso studierte Medizin und arbeitet als Turnusärztin im Krankenhaus Hietzing. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.
 
Der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl (ÖVP), bedankte sich in einer Aussendung bei Ecker-Stepp für ihr Engagement in den vergangenen Jahren und gratulierte Ngosso zu ihrer neuen Aufgabe: "Herzlich Willkommen und auf weiterhin gute Zusammenarbeit."
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