OECD-Studie
Unsere Lehrer sind zu faul
13.09.2011Die neue OECD-Studie zeigt: Lehrer verbringen zu wenig Zeit in der Schule.
Die neue Studie der OECD „Bildung auf einen Blick“ stellt Österreich kein gutes Zeugnis aus
(ÖSTERREICH berichtete). Einer der Hauptkritik-Punkte: Österreichs Lehrer verbringen im Vergleich zu den anderen OECD-Ländern wenig Zeit in den Schulklassen: In der Unterstufe sind es 607 Stunden pro Jahr (Zahlen von 2009), im OECD-Schnitt unterrichten die Lehrer über 700 Stunden. In den USA sind es sogar über 1.000.
Das heißt: Österreichs Lehrer stehen abzüglich aller Sonn- und Feiertage nur 2,02 Stunden pro Tag in der Klasse. Außerhalb des Klassenzimmers arbeiten die Lehrer allerdings etwa 100 Stunden mehr als im Schnitt. Das bedeutet: Sie sind viel mit Vorbereitung sowie mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt.
Die Studie zeigt auch: Die Lehrer verdienen hierzulande überdurchschnittlich gut. Die Höchstgehälter liegen für Unterstufen-Lehrer bei 63.781 Dollar pro Jahr (die Studie rechnet alle Gehälter in Dollar). Der OECD-Schnitt beträgt nur 51.317 Dollar. Bei den Volksschullehrern ist der Unterschied noch größer.
Im Land der PISA-Sieger, in Finnland, verdienen die Lehrer nur knapp 60.000 Dollar im Jahr. Studienautor Andreas Schleicher bemängelt im ÖSTERREICH-Interview die Effizienz im österreichischen Bildungssystem: „Es ist wichtig, die Lehrer angemessen zu bezahlen, aber dann kann man auch eine bessere Leistung er warten.“
Weitere alarmierende Zahlen aus der Studie
- Jeder fünfte 15- bis 19-Jährige befindet sich nicht mehr in Ausbildung. Dass viele österreichische Jugendliche in diesem Alter schon arbeiten gehen, sieht Schleicher negativ: „Heute ist es besonders wichtig, Grundlagen zu legen.“
- Die Bildungsausgaben sind zwar hoch, aber im Verhältnis zum BIP liegen sie in ÖSTERREICH unter dem OECD-Schnitt.
- Besonders niedrig ist in Österreich der Anteil an Akademikern. Er beträgt nur 19 %. In Kanada sind es 50 Prozent. Schleicher warnt: „Österreich wird weiter zurückfallen.“
Die zuständigen Minister Schmied (SPÖ) und Töchterle (ÖVP) sehen sich mit den Ergebnissen dennoch in ihren Reform-Vorhaben bestätigt.