Während die Reichen immer reicher werden, zahlt ganz Österreich das Hypo-Desaster. Gerecht?
Es kling absurd. Während der Staat durch das Finanzdesaster der Hypo-Bank eine Rekordverschuldung von fast 80 Prozent einfährt und der rigorose Sparkurs der Regierung vom Bundesheer bis zur Bildung reicht, werden in Österreich die Reichen immer reicher. Und sie werden auch immer mehr. Aktuell gibt es – laut dem Lichtensteiner Finanzhaus Valluga – 82.300 Menschen, die über eine Million besitzen – ein absoluter Rekordwert.
Unsere Millionäre könnten Budgetdefizit zahlen
Das heißt in Zahlen: Die Millionäre sitzen auf einem Vermögen von 262 Milliarden Euro (Immobilien noch gar nicht eingerechnet). Damit ließe sich locker das gesamte Budgetdefizit der Republik begleichen. Umso erstaunlicher, dass sich gerade einer der ganz großen Millionäre für eine Millionärssteuer ausspricht, die schon lange ergebnislos in Österreich diskutiert wird. Daniell Porsche, Spross der Porsche-Dynastie, die mit 45,2 Milliarden die reichste Familie Österreichs ist, spricht sich im ÖSTERREICH-Interview klar für eine Vermögenssteuer aus. „Wer mehr Geld hat, hat auch mehr Verantwortung“, so Porsche, der an eine Steuerabgabe aber zwei Bedingungen knüpfen würde (siehe Interview).
»Es gibt genügend
Millionäre in diesem Land«
Steuerreform. Ein „klarer Elfmeter“ ist hingegen das rasante Wachstum der Millionäre in Österreich (allein 2013 kamen mehr als 4.000 dazu) für Gewerkschafter Wolfgang Katzian. „Das zeigt, dass es genügend Millionäre in dem Land gibt.“ Und er will das politisch nützen. „Bis Jahresende muss es einen Weg zu einer Steuerreform geben. Und eine Millionärssteuer ist dafür unbedingt notwendig.“
Millionär im ÖSTERREICH-Interview
Daniell Porsche: »Ich bin für Millionärs-Steuer«
ÖSTERREICH: Herr Porsche, Ihre Familie ist die reichste Österreichs, Sie selbst sind Millionär. Sind Sie für eine Reichensteuer?
Daniell Porsche: Ja, ich bin grundsätzlich schon für eine Vermögenssteuer. Aber unter zwei Bedingungen. Erstens müsste dazugerechnet werden, wenn man privat Geld für soziale Projekten ausgibt und ich wüsste dann gerne, wofür man die Steuer verwendet.
ÖSTERREICH: Sie selbst geben viel Geld für soziale Projekte aus und behalten sich „nur“ 200.000 Euro pro Jahr, das sind 20 Prozent ihres Jahreseinkommens. Warum schenken Sie 80 Prozent her?
Daniell Porsche: Weil mehr Geld auch mehr Verantwortung heißt. Deshalb sage ich auch, eine Vermögenssteuer wäre gut, aber nicht, um Budgetlöcher zu stopfen.
ÖSTERREICH: Das größte Budgetloch reißt derzeit das Hypo-Debakel in unser Budget. Sollen Millionäre die Hypo-Schulden zahlen?
Daniell Porsche: Nein, das fände ich ja die größte Sauerei. Das wäre ein Grund, Österreich zu verlassen.
ÖSTERREICH: Na ja, jetzt müssen diese Schulden eben alle Steuerzahler zahlen...
Daniell Porsche: Das ist genauso eine Sauerei, natürlich. Und man muss sich in Zukunft echt überlegen, welchem Politiker man eigentlich noch vertrauen kann.
Moody’s: Hypo-Anleihen auf "Ramsch-Niveau"
Die geplante Beteiligung der Gläubiger an den Kosten für die Abwicklung der Hypo Alpe Adria ruft die Ratingagentur Moody’s auf den Plan: Sie senkte am Freitag die Bonitätsnote für die garantierten nachrangigen Schulden der verstaatlichten österreichischen Bank von „Baa3“ auf „B3“. Das Rating liegt nun tief im Ramsch-Bereich – bisher lag es gerade noch im Investmentbereich.
Verlustrisiko. Die Bonitätsnote für die garantierten vorrangigen unbesicherten Schulden ist nun mit „Ba1“ (zuvor: „Baa2“) ebenfalls auf Ramschniveau. Damit habe die Ratingagentur auf das gestiegene Verlustrisiko für die Anleihegläubiger reagiert, erklärte Moody’s gestern.