Kein Minister eines anderen EU-Landes verdient so viel wie in Österreich. Bundespräsident Heinz Fischer toppt sogar US-Präsident Obama.
Der Vergleich macht Sie sicher. Was der gelernte Österreicher längst ahnt, wird nun durch ein EU-Ranking bestätigt: Österreichs Politiker sind EU-weit Spitzenreiter bei den Gehältern. Das zeigt Experte Hubert Sickinger in seinem neuen Buch "Politikfinanzierung in Österreich“ auf. Kein Minister eines anderen EU-Staates kommt auf die 17.587 Euro, die ein österreichischer Amtskollege verdient.
„Mandatare sollten sich nicht zu sehr abheben“
Minister
verdienen hierzulande 8,3-mal so viel wie der Durchschnittsbürger,
Parlamentarier immerhin noch viermal so viel. „Bei Ministern kann man sagen:
Das sind die Manager der Republik. Die gehören entsprechend entlohnt. Aber
bei Parlamentariern ist die Sache schon nicht mehr so klar. Denn sie sind
die Vertreter ihrer Wähler und sollten sich daher auch nicht zu sehr von
ihnen abheben“, so Sickinger im Gespräch mit ÖSTERREICH.
Land |
Minister/Monatsgehalt Brutto |
Parlamentarier/Monatsgehalt Brutto |
Um so viel verdienen Minister mehr als der Durchschnitt |
Um so viel verdienen Parlamentarier mehr als der Durchschnitt |
Österreich |
17.587 |
8.750 |
8,3 |
4,1 |
Italien |
12.930 |
10.975 |
10,5 |
8,5 |
Deutschland |
12.721 |
7.009 |
4,6 |
2,5 |
Dänemark |
11.764 |
5.555 |
3,6 |
1,7 |
Frankreich |
10.411 |
5.206 |
4,9 |
2,5 |
England |
9.614 |
7.107 |
4,1 |
3 |
Schweden |
9.200 |
4.800 |
3,5 |
1,8 |
Spanien |
5.855 |
3.056 |
4,5 |
2,3 |
Ungarn |
3.460 |
805 |
10,2 |
2,4 |
Slowakei |
1.320 |
880 |
4,8 |
3,2 |
Hohe Gehälter feien nicht vor Korruption
Befürworter hoher
Politikergagen führen ins Feld, dass damit Korruption vorgebeugt werde. Doch
Sickinger widerspricht diesem Argument klar: „Italien hat hohe
Politikerbezüge und trotzdem ein hohes Ausmaß an Korruption.
Auch Franz Fiedler, ehemals Rechnungshofpräsident, nun bekanntes Gesicht der Anti-Korruptions-Kämpfer Transparency International, glaubt nicht an die vorbeugende Wirkung hoher Gagen: „Wenn einer angestochen ist, können Sie ihm zahlen, was Sie wollen. Der bleibt korrupt.“ Er fordert stattdessen via ÖSTERREICH, die geplanten Entschärfungen des neuen Anti-Korruptionsgesetzes zurückzunehmen.
Spitzengagen für Spitzenleute?
Dennoch sei das
österreichische System zumindest transparent, meinen Fiedler und Sickinger.
So gebe es keine undurchsichtigen Spesentöpfe, wie etwa in Großbritannien.
Doch ob die Gagen angemessen sind, steht auf einem anderen Blatt. „Wir
wollen keine Durchschnittsleute in der Politik, sondern Spitzenleute. Aber
das nur über die Gehälter zu erreichen, ist schwierig, weil die wirklich
Guten in der Privatwirtschaft mehr verdienen“, so Fiedler. Sickinger
hingegen meint: „Politiker gehören zu den obersten zehn Prozent, was die
Einkommen anbelangt. Dass hier gejammert wird, man könne sich den Job
finanziell nicht antun, halte ich für gewagt.“
Fischer verdient mehr als der US-Präsident
Doch der
lukrativste Politjob bleibt der Bundespräsident. Heinz Fischer verdient
jährlich 319.872 Euro, US-Präsident Barack Obama dagegen „nur“ 308.071 Euro.
Zumindest verzichtete Fischer bei seinem Amtsantritt auf die prunkvolle
Bundespräsidentenvilla auf der noblen Hohen Warte als privaten Wohnsitz.