Grosz gesagt: Der kritische Blick

''Van der Bellen hat eigenartigen Zugang zur Demokratie''

27.01.2023

Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz kommentiert für Sie die Polit-Woche in seiner bekannt charmanten Art. 

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Lieber User und Seher von oe24
Willkommen bei Grosz gesagt, dem überaus kritischen Blick auf die aktuellen Geschehnisse unserer Zeit. Kritisch, direkt, unabhängig und scharf wie Messer. Versprochen.

Heimat bist Du großer Söhne, stöhnte es aus dem sanierten Parlament. Der formell größte Sohn unserer Heimat, der politische Ötzi aus Tirol, Alexander Van der Bellen, wurde für seine zweite Amtszeit als Bundespräsident angelobt.

Standing Ovations bekam der Hüter des republikanischen Aschenbechers in der Hofburg. Und ebenso viel Weihrauch setzte es im ehrwürdigen Reichsratssitzungssaal. Die Mächtigen des Landes, die Präsidenten, die Minister, die Exzellenzen und Eminenzen, die Bankiers und Industriellen, die Lobbyisten und zwei Schulklassen haben sich versammelt, um einen der Ihren, wieder aufs Schild zu heben. Die Erleichterung ist ja in diesen Kreisen nach wie vor spürbar, dass es wieder ihr guter alter Sascha geworden ist.

Auch Karl Nehammer und Werner Kogler war die Entspannung regelrecht im Gesicht abzulesen. Fast zärtlich wie Jungverliebte blickten sie sich an und freuten sich, dass sie dank des Staatsgerontokraten noch zwei Jahre wie die Klimaterroristen am Sessel kleben können. Alle applaudierten. Wirklich alle? Nein, eine kleine Gruppe von politischen Galliern verweigerte dem Staatsoberhaupt den Applaus. Die Freiheitlichen gingen auf Widerstand! Und mit ihnen wahrscheinlich ein Großteil der Bürger unseres Landes, die das erste Interview des neuen Staatsoberhauptes im Dark Room des ORF mit angemessenem Entsetzen mitverfolgten. Da sagte der selbstgekrönte Hüter der Schönheit unserer Verfassung doch tatsächlich, dass ihm ein Nationalratswahlergebnis am Allerwertesten vorbeigeht und er auch im Falle eines Wahlsiegs der FPÖ diese nicht mit Regierungsämtern beauftragen würde.

Da schimmerte es wieder durch, das alte Demokratieverständnis eines in allen Fasern gefärbten Linken, der zuerst Kommunist, dann Sozialist und dann Grüner war. Und was vermittelt er damit dem Wahlvolk Österreichs: Egal was Ihr auch immer wählt, der Staat bin ich. Und jetzt meine bescheidene Frage: Wundert es wen? Er war doch der Kandidat jenes Systems, das wie das Fettauge auf der Rindssuppe immer oben schwimmt. Er war doch der gehätschelte und gepflegte Favorit eines Establishments, das sich längst über das Volk erhoben hat. Und nun leistet er in demokratieverachtender Dankbarkeit seinen Anteil. Die Freiheitlichen wird’s nicht stören. Denn ohne es zu wollen, hat das Staatsoberhaupt der FPÖ ein Alleinstellungsmerkmal und den „jetzt erst recht“ Moment gegeben. Bereits am Sonntag kann es daher soweit sein, dass ausgerechnet die Niederösterreicher Herrn Van der Bellen ihre Antwort auf seinen eigenartigen Zugang zur Demokratie geben.

Da könnte es knallen, in den Parteistuben zu Wien. Wenn die Sozialdemokraten der glücklosen Pamela Joy eine aufs Mützchen bekommen. Weil sie eben bei den entscheidenden Fragen der Menschheit in Österreich immer auf der falschen Seite stehen. Da könnte es wahrlich tuschen, wenn die ÖVP in Niederösterreich ihren Denkzettel vom Wähler für Sebastian Kurz, Alexander Schallenberg, Karl Nehammer, Thomas Schmid, Gernot Blümel, Gerhard Karner, Wolfgang Sobotka, ÖBAG, Corona, Asylchaos, Sanktionen, Teuerung, Gust Wöginger, Werner Kogler, Sigi Stinkefinger Maurer, ORF-Interventionen, Chataffäre, Armut, fehlende Kinderbetreuung, Ghettoklassen, Traiskirchen, Pflegeskandale, Wolfgang Brandstätter, Josef Pröll, Neutralitätsbruch, CO2-Steuer, Beinschab-Tool, Karmasin, Inflation, Mieterhöhungen, Treibstoffpreise, Heizölpreise bekommt. Habe ich etwas vergessen? Ich glaube nicht, denn mein Gedächtnis ist ebenso gut, wie das der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher. Die mit der Faust in der Tasche auf den Tag der Abrechnung sehr lange gewartet haben.

Könnte sein, dass am Sonntag ein Meer der Tränen aus dem Büro von Johanna Mikl-Leitner, der wahren Chefin dieser ÖVP, rinnt. Und dass danach innerhalb der ÖVP der Krieg zwischen Schwarz, Türkis, den Landeshauptleuten, der Regierung, den Bünden und den übrig gebliebenen Mitgliedern ausbricht. Apropos Krieg: Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. Die Außenministerin dieser G7 Nation, amtsbekannte Kriegerin gegen die Sprache, hat in Brüssel fahrlässig oder mit Vorsatz gemeint: „Wir führen Krieg gegen Russland“. Und dazu passt, dass Deutschland Angriffspanzer in die Ukraine entsendet und erstmals seit 1945 wieder deutsche Panzer auf ehemals sowjetischem Staatsgebiet im Einsatz sind.

Die Solidarität hat Deutschland dazu gezwungen. Denn man kämpft für europäische Werte am Donbas. Und auch die USA entsenden Panzer. Ja, das wird eine große Schlacht. Wenn NATO Staaten, angeführt von den USA, in den Krieg gegen Russland marschieren. Hätte sich wer vor 2 Jahren gedacht, dass tatsächlich ein III. Weltkrieg droht, nur weil politische Führer ihrer Emotion freien Lauf lassen, anstatt auf Vernunft und Diplomatie zu setzen. Auf weitere Unterstützung setzt der ukrainische Präsident Selensky. Die Panzer sind ihm zu wenig, er will Raketen und Kampfjets. Wahrlich, wahrlich ich sage Euch: Er will Eure Söhne. Denn erst wenn dieser Krieg eskaliert, wird kein Mensch mehr fragen, wer die Schuld dafür trägt. Die Eskalationsspirale dreht sich weiter, auf Aktion erfolgt Reaktion. Der Krieg ist eben ein teuflisch gutes Geschäft. Der Friede ist langweilig. Könnte man ja fast meinen. Ich meine nächste Woche wieder, was ich mir denke. Bleiben Sie mir bis dahin treu, wenn es wieder heißt: Grosz gesagt.

  

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