Präsidentschaftskandidat würde Strache und Hofer nicht angeloben.
Der von den Grünen unterstützte Präsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen ist optimistisch, auch bei der Wiederholung der Bundespräsidenten-Stichwahl als Sieger hervorzugehen. Dass der Wahlkampf für die Partei finanziell schwierig zu meistern ist, räumte er im "Journal zu Gast" auf Ö1 am Samstag ein. Eine Anfechtung des Wahlergebnisses im Oktober schloss er nicht grundsätzlich aus.
"Bin optimistisch"
Die Mobilisierung werde ein "ganz wichtiger Punkt" im nun dritten Wahlkampf. Unter anderem will er versuchen, in ländlichen Gegenden "präsenter" zu sein und die Nichtwähler aus den vorangegangenen Wahlgängen anzusprechen. "Das wird schon gehen, bin ganz optimistisch", erklärte Van der Bellen. Bei der Finanzierung sei das Team stark auf private Spenden angewiesen, denn die Finanzen der Grünen seien nach zwei Wahlkämpfen "angespannt, das ist keine Frage", so der Kandidat.
Angesprochen auf ein von seinem Wahlkampfmanager gefordertes Fairnessabkommen mit einer Nicht-Anfechtungsklausel, betonte Van der Bellen, hierbei handle es sich um ein "Missverständnis". Niemand könne verhindern, dass das Ergebnis erneut angefochten wird. Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) habe das letzte Wahlergebnis aufgehoben: "Das ist zu akzeptieren." Sollte jemand auch den dritten Durchgang anfechten, werde es eben einen vierten geben, meinte der Präsidentschaftskandidat. Gänzlich ausschließen wollte er daher auch keine Anfechtung , allerdings sei sein Vertrauen in die Wahlbehörden groß. "Aufgeschreckt" durch die Aufhebung werde nun wohl alles versucht, das Wahlgesetz "möglichst nach Punkt und Beistrich umzusetzen", zeigte sich Van der Bellen von der Korrektheit überzeugt.
Keine Strache-Angelobung
Ablehnend gab sich Van der Bellen einmal mehr zu einer etwaigen Angelobung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer als Bundeskanzler bzw. Minister. Ein ein Politiker, der "leichtfertig" mit einem Austritt aus der EU spiele, erfülle nicht die Kriterien für einen Kanzler- oder Minister-Job, so der Kandidat. Die Position der FPÖ zum Thema "Öxit" hält Van der Bellen für unehrlich, denn wenn man mit dem Austritt kokettiere, könne man solche Positionen "nicht über Nacht weglegen".
Stellung nahm der Präsidentschaftskandidat auch zu den aktuellen Vorgängen in der Türkei sowie zum Anschlag in Nizza. Zwar seien die genauen Umstände des Putschversuchs in der Türkei nicht bekannt, es sei aber "beruhigend, dass alle politischen Parteien sich dagegen ausgesprochen haben". Er rechnet nun mit einer "raschen" Beruhigung der Lage und erklärte: "Eine demokratisch gewählte Regierung kann nur über die Wahlurne abgelöst werden, nicht durch militärische Gewalt." Die EU werde nun aber gut beraten sein, sich nicht bedingungslos den Forderungen von Erdogans Regierung anzupassen. Bis die Türkei EU-"beitrittsreif" ist, vergehen "noch viele Jahre", stellte Van der Bellen außerdem fest.
In Zusammenhang mit dem Anschlag in Nizza dürfe man sich "nicht in Panik versetzen lassen", denn genau das sei das Ziel von Terroristen. Die Zusammenarbeit von Militär und Polizei könne jedenfalls "in Ausnahmefällen" notwendig sein, grundsätzlich dürften die Aufgaben aber nicht vermischt werden.