INTERVIEW

Van der Bellen: "Niemand muss sich fürchten"

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Einblick. Der Ex-Chef der Grünen, Alexander Van der Bellen, über Freiheit, Asyl und Präsidentschaft

Alexander Van der Bellen gilt als grüne Hoffnung für die Bundespräsidentschaft. Jetzt präsentiert er in seinem Buch seine Ideen zum Thema "Freiheit".

Entspannt. Er kommt entspannt und gewohnt hemdsärmelig zum Talk in den Wiener Volksgarten -mit Blick auf die Hof burg. Mit im Gepäck hat Alexander Van der Bellen (71) sein Buch Die Kunst der Freiheit (Brandstätter Verlag). Dass das Buch kein "Programm eines allfälligen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten" sei, schreibt Van der Bellen gleich im Vorwort. Dennoch: Im Talk mit ÖSTERREICH am SONNTAG ist dies eines der zentralen Themen ...

ÖSTERREICH: In Ihrem Buch geht es um "Die Kunst der Freiheit". Grenzenlose Freiheit in Europa ist nun das große Thema rund um das Flüchtlingsdrama in Europa. Wie sehen Sie die Diskussion?

Alexander Van der Bellen: Westeuropa ist der Kontinent, der nach der Nazizeit zwei wichtige Dinge zu Verfassungsbestimmungen erklärt hat: die Europäischen Menschenrechtskonvention und die Flüchtlingskonvention. Hier wird eindeutig geregelt, wer asylberechtigt ist: Das sind eindeutig Kriegsf lüchtlinge. Und ich hoffe, dass man sich an die Flüchtlingsströme vor und nach 1945 in Europa erinnert. In meiner Familie ist das sehr präsent, denn meine Eltern sind unabhängig voneinander dreimal gef lüchtet und fanden jedes Mal Aufnahme. Ich will das nicht vergleichen, aber es ist bei mir präsent. Ich schreibe im Buch ja auch, dass ich ein überangepasster Immigrant der zweiten Generation bin. Und? Hat es schon jemand bezweifelt, dass ich ein guter Österreicher bin? Ich finde also, niemand muss sich fürchten.

ÖSTERREICH: Fühlen Sie sich in Österreich frei?

Van der Bellen: Ja, ich fühle mich sehr frei, das ist keine Frage. Österreich hat sich in den vergangenen 40 Jahren auch sehr deutlich verändert, ist in gesellschaftspolitischer Hinsicht liberaler geworden. Dennoch stelle ich im Buch die Frage, ob sich der Staat wirklich in alles einmischen muss und ob wir wirklich so puritanisch sein müssen.

ÖSTERREICH: In welchen Bereichen fühlen Sie sich am wenigsten frei?

Van der Bellen: Ich habe mich oft beklagt, als ich Bundessprecher der Grünen war, dass man zeitlich nicht frei ist. Vor allem lästig und unangenehm fand ich berufliche Zumutungen zu einer Zeit, wenn alle anderen Ferien hatten. Ich habe mich zum Beispiel geweigert, am 24. Dezember zu "Licht ins Dunkel" zu gehen!

ÖSTERREICH: Das kommt aber auf Sie zu, wenn Sie Bundespräsident sind. Der ist am 24. Dezember doch immer bei "Licht ins Dunkel".

Van der Bellen: "Licht ins Dunkel" ist sehr wichtig. Vielleicht kann man sie auch anders unterstützen.

ÖSTERREICH: Sie sprechen das Thema in Ihrem Buch gleich mehrmals an -ohne Antwort, ob Sie kandidieren. Ist die Entscheidung gefallen?

Van der Bellen: Es gibt noch keine Entscheidung, wann die Entscheidung öffentlich gemacht wird. Diese Frage ist noch offen, die anderen sagen es ja auch nicht.

ÖSTERREICH: Gilt das Mikado-Prinzip: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren?

Van der Bellen: Ich würde so sagen: Für Erwin Pröll wäre es sicher nicht uninteressant , zu wissen, ob ich antrete. Umgekehrt gehe ich davon aus, dass er antritt.

ÖSTERREICH: Gegen wen würden Sie nicht antreten?

Van der Bellen
: Barbara Prammer hätte ich unterstützt. Es war tragisch, wie schnell sie gestorben ist. Damit hat sich die Ausgangssituation geändert. Es geht ja, wenn überhaupt, nicht um eine rein grüne Kandidatur, sondern es muss eine sein, die sich an eine Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher richtet.

ÖSTERREICH: Mit einer Art parteiunabhängigem Personenkomitee?

Van der Bellen: Ja, so in der Art! Aber wie gesagt, noch gibt es einige Fragen zu klären (iri)
 

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