"Heiliges Silentium"

Vatikan verlangte Schweigen von Groer

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Rom wollte offenbar den Skandal vertuschen statt aufklären. Jahre danach gibt es nun einen neuen Zeugen.

Ein bisher unbekannter Brief des früheren Wiener Kardinals und Erzbischofs Hans Hermann Groer könnte belegen, dass er sich einem Schweigegebot des Vatikan zu den Missbrauchvorwürfen unterwerfen musste. "Durch ein heiliges Silentium, 'secretum' lange verpflichtet veröffentlichte ich eine mir vorgelegte Erklärung, fühlte aber, dass viele sie nicht als genügend finden würden, wie das auch mit den 3 'Erklärungen' von 1995 war", schrieb Groer laut dem Nachrichtenmagazin "profil" an einen Freund im Mai 1998 aus seinem Exil in einem Frauenkloster in Sachsen.

Kein Schuldbekenntnis
Tatsächlich hatte damals einen Monat davor die Nuntiatur in Wien ein Kommuniqué veröffentlicht, in dem Groer ohne Schuldbekenntnis aber mit der Bitte um Vergebung, "wenn ich Schuld auf mich geladen habe", die Aufgabe seines "bisherigen Wirkungskreises" bekanntgab.

Bischöfe und Vatikan lang informiert
Nun meldet sich auch ein ehemaliger Zögling von Groer zu Wort. Die Bischofskonferenz und der Vatikan hätten über die Missbrauchsfälle schon vor Veröffentlichung im Jahr 1995 Bescheid gewusst, so der langjährige Angestellte der Erzdiözese Wien, der anonym bleiben will.

Möglicher Beweis?
Nach seiner Kündigung im Jahr 1993 habe er die ihm zu Unrecht vorenthaltene Abfertigung durch einen Brief an Groer mit Kopien an die Glaubenskongregation im Vatikan, den Nuntius und weitere Stellen eingefordert und mit der Bekanntmachung der "Vorkommnisse in Hollabrunn vor dreißig Jahren" gedroht. Innerhalb kürzester Zeit habe ihm Groer das Geld von dessen Privatkonto überwiesen.

Schönborn gegen Untersuchung
Während Kardinal Schönborn eine Untersuchung der Causa Groer ablehnt, zeigt sich die "Unabhängige Opferschutzanwaltschaft" unter der Leitung der ehemaligen Landeshauptfrau der Steiermark, Waltraud Klasnic, dazu grundsätzlich bereit. Zwar ist der Kommission noch kein "konkreter Fall" gemeldet worden, aber prinzipiell gehe es um größtmögliche Transparenz.

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