Beschämende Aussage

"Verbaler Tiefschlag": Blau-schwarzer Schlagabtausch um "Herdprämie"

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Die im Rahmen der blau-schwarzen Koalitionsverhandlungen im Bund diskutierte "Herdprämie" - eine von der FPÖ gewünschte finanzielle Unterstützung für Eltern, die Kinder länger zu Hause betreuen wollen - stößt in Tirol offenbar auf ÖVP-Widerstand 

Bildungslandesrätin Cornelia Hagele zeigte sich am Dienstag gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" ablehnend: "Ein Bonus wäre kein probates Mittel, um Kinderbildung auch zur Verfügung zu stellen". Kritik kam prompt von FPÖ-Seite.

Für Hagele stelle sich nämlich neben der Frage der Höhe eines solchen Bonus auch jene der Qualität. Sowohl in privaten als auch in öffentlichen Einrichtungen gelten schließlich genau definierte Standards. "Wer kontrolliert denn dann, wie und ob das Kind erzogen oder nicht einfach nur vor den Fernseher gesetzt wird", fragte sie. Es gehe um die Sicherstellung von gleichen Bildungschancen für alle Kinder. Darüber hinaus warnte die Landesrätin vor einer Abhängigkeit von Frauen.

Hagele arbeitet in Tirol gemeinsam mit dem Koalitionspartner SPÖ bis 2026 an einem tirolweiten Rechtsanspruch auf Vermittlung eines Kinderbetreuungs- und Bildungsplatzes ab dem zweiten Geburtstag. Die Bildungslandesrätin ist indes nicht die erste in den Reihen der ÖVP, die sich dem FPÖ-Ansinnen gegenüber skeptisch zeigte. Salzburgs ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer meinte erst am Wochenende in der ORF-"Pressestunde", dass die sogenannte "Herdprämie" nicht das sei, "was wir unbedingt wollen". Er verwies auf Probleme wie etwa einer Verschärfung des Deutsch-Problems bei Migrantenkindern.

FPÖ: "Verbaler Tiefschlag"

Kritik erntete Hagele indes von der FPÖ. Die "flapsigen Aussagen" der Landesrätin, "wonach man ja nicht kontrollieren kann, ob Kinder daheim auch qualitätsvoll erzogen werden, sind beschämend und ein verbaler Tiefschlag für die unzähligen Mütter und Väter, die sich täglich mit voller Kraft, Liebe und Hingabe um ihre Kinder kümmern", sagte Tirols freiheitliche Familiensprecherin LAbg. Gudrun Kofler in einer Aussendung. Hagele hätte "eigentlich mehr als genug zu tun mit den unzähligen Baustellen in ihrem Verantwortungsbereich", verwies sie auf den Rechtsanspruch auf Vermittlung eines Betreuungsplatzes. Die FPÖ stehe wiederum "zur echten Wahlfreiheit": "Es ist wichtig, dass sich Eltern frei aussuchen können, wie sie die Betreuung ihrer Kinder gestalten möchten, und dass dies nicht nur von finanziellen Aspekten abhängig sein sollte."

Auch am Montag war die FPÖ bereits zur Verteidigung ihrer Betreuungsprämie ausgerückt, nachdem Tirols neue ÖGB-Vorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied in der "TT" die "Herdprämie" als "unglaublich" und "Rückschritt in die 50er-Jahre" bezeichnet hatte. Für FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger zeugten die Worte der ÖGB-Chefin und ehemaligen SPÖ-Landtagsabgeordneten "auch von einer gefährlichen Rückwärtsgewandtheit in der politischen Diskussion. Sie ignoriert die realen Herausforderungen, vor denen viele Familien heute stehen". Grünen-LAbg. Zeliha Arslan wiederum sah "mit der Einführung einer Herdprämie traditionelle Rollenmuster zementiert".

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