PISA-Ergebnisse
Verbesserungen in Mathe und Naturwissenschaften
03.12.2007
Mit praktisch keiner Veränderung der Leistungen hat Österreich bei der PISA-Studie erstmals überdurchschnittliche Ergebnisse in Naturwissenschaften und Mathematik erzielt.
Kleine Verbesserungen in Mathemaitk und in den Naturwissenschaften, Reformbedarf beim Lesen und Benachteiligungen für Migranten: Zu diesem Ergebnis kommt die OECD in ihrer am Dienstag präsentierten Auswertung der PISA-Studie für Österreich. Rund 5.000 Jugendliche und Kinder aus Österreich wurden in der internationalen Bildungsvergleichsstudie PISA getestet.
Benachteiligung für Migranten
"Sehr stark
benachteiligt" das österreichische Schulsystem laut OECD Jugendliche
mit Migrationshintergrund. Die österreichischen PISA-Experten weisen darauf
hin, dass fast jeder dritte Schüler zur Risikogruppe in einem der drei
getesteten Kompetenzbereiche gehört, zehn Prozent bringen in allen drei
Bereichen besonders geringe Leistungen.
Für Aufmerksamkeit in der österreichischen Schulreform-Diskussion wird der Befund der OECD sorgen, dass "Jugendliche in gegliederten Schulsystemen weder besser noch schlechter abschneiden als Jugendliche in Systemen mit nur einem Schultyp." Allerdings spiele "das Elternhaus beim Schulerfolg eine größere Rolle, je früher die Kinder auf verschiedene Schultypen verteilt werden".
Kinder wollen lernen und nicht Spielball der Politik sein (Foto:
Reuters/Str)
Über dem Durchschnitt
Im Bereich Naturwissenschaften, dem
Schwerpunkt von PISA 2006, erzielten die österreichischen Schüler
durchschnittlich 511 Punkte. Sie liegen um elf Punkte - und damit erstmals
signifikant - über dem OECD-Schnitt (500). Innerhalb der 30 OECD-Länder
bedeutet das Rang 12, berücksichtigt man die statistische Unsicherheit,
rangiert Österreich zwischen Rang 8 und 15.
Ein direkter Vergleich mit den Naturwissenschafts-Ergebnissen der PISA-Studien 2000 und 2003 ist aufgrund des erstmaligen Schwerpunkts in diesem Bereich nicht möglich. Laut OECD bedeutet das bessere Ergebnis in diesem Bereich allerdings "keinen Leistungszuwachs", sondern ist durch die Erweiterung und Modernisierung des Erhebungskonzepts verursacht. Vergleicht man die 22 Fragen, die die Schüler 2003 und 2006 beantworten mussten, zeigten sich in der aktuellen Studie keine besseren Ergebnisse, heißt es seitens der OECD.
Auch in Mathematik bessere Ergebnisse
Auch im Bereich Mathematik
liegen die Ergebnisse der Österreicher mit 505 Punkten erstmals statistisch
signifikant über dem OECD-Schnitt (498). Das bedeutet Rang 13 unter den 30
OECD-Ländern, bzw. die Bandbreite von Rang 10 bis 16 bei Berücksichtigung
der statistischen Unsicherheit. Gegenüber 2003 (506 Punkte) bedeutet dies
keine Veränderung.
Weiterhin im OECD-Schnitt (492 Punkte) liegt Österreich mit 490 Punkten im Bereich Lesen. Unter den OECD-Ländern bedeutet dies Platz 16 bzw. wegen des statistischen Fehlers die Bandbreite von Rang 12 bis 20. Gegenüber den PISA-Studien 2000 (492 Punkte) und 2003 (491) ist die Leseleistung der österrDie Ergebnisse in Kurzformeichischen Schüler damit unverändert geblieben.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Ergebnisse in Kurzform
GESAMTERGEBNIS
Beim Schwerpunktthema Naturwissenschaften
erreichten die österreichischen Schüler bei PISA 2006 Rang zwölf unter den
30 OECD-Staaten bzw. 511 Punkte und lagen damit signifikant über dem
OECD-Mittelwert (500). Beim Lesen waren es 490 Punkte und Platz 16, was
praktisch dem OECD-Mittelwert (492) entspricht, in der Mathematik 505 Punkte
und Platz 13, das ist signifikant über dem OECD-Mittelwert (598 Punkte).
"RISIKOGRUPPE"
Fast jeder dritte 15- bzw. 16-jährige
Jugendliche in Österreich ist ein "Risikoschüler". Das
bedeutet, dass er bei der PISA-Studie in einem der drei getesteten
Kompetenzbereiche Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften zu den besonders
Leistungsschwachen gehört. Zehn Prozent der Schüler zeigten in allen drei
Bereichen besonders geringe Leistungen, weitere acht Prozent in zwei der
drei Domänen und zwölf Prozent in einem Kompetenzbereich. Im Lesen
erreichten 21,5 Prozent der Schüler nur die unterste Leistungsstufe bei PISA
bzw. nicht einmal diese ("Level 1" oder "Level Unter 1"),
in der Mathematik 20 Prozent und in den Naturwissenschaften 16 Prozent. Dies
entspricht für Mathe und Lesen in etwa dem OECD-Schnitt, in den
Naturwissenschaften liegt Österreich darunter.
SPITZENLEISTUNGEN
21 Prozent der österreichischen Schüler zählen
in zumindest einem Kompetenzbereich zur Spitzengruppe: Vier Prozent
erreichten in allen drei Domänen Spitzenleistungen, sechs Prozent in zwei
von drei Bereichen und elf Prozent in zumindest einem. Beim Lesen erbrachten
in Österreich neun Prozent Spitzenleistungen, in der Mathematik 16 Prozent
und in den Naturwissenschaften zehn Prozent. Das entspricht in Lesen und
Naturwissenschaften in etwa dem OECD-Schnitt, in der Mathematik liegt
Österreich über dem OECD-Schnitt.
GESCHLECHTERDIFFERENZ
Geschlechterspezifische Vorurteile wurden
nur zum Teil bestätigt. Die Mädchen lesen deutlich besser als die Burschen.
Die Differenz im OECD-Schnitt beträgt 38 Punkte, in Österreich sind die
Mädchen sogar um 45 Punkte besser. Umgekehrt ist die Situation in
Mathematik: Hier schnitten die Burschen im OECD-Schnitt um elf Punkte besser
ab als die Mädchen. In Österreich liegen sie sogar um 23 Punkte vorne und
haben damit den weltweit größten Vorsprung in der Mathematik. Bei den
Naturwissenschaften gibt es in praktisch allen Ländern - auch in Österreich
- keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
MIGRANTEN
Die Förderung von Migrantenkindern in der Schule
gelingt in Österreich im Vergleich mit anderen Staaten mit hohem
Zuwandereranteil eher schlecht. Besonders bedenklich: Die Leseleistung von
Migrantenkindern, die bereits in Österreich geboren sind und ihre gesamte
Schullaufbahn hier verbracht haben (2. Generation), ist unerwartet
wesentlich schlechter als jene vom Migrantenkindern, die noch im Ausland
geboren wurden (1. Generation). "Einheimische" Kinder erreichten
einen Mittelwert von 499, Punkten, Migranten der ersten Generation kamen auf
451, Migranten der zweiten Generation auf 420 Punkte. In Kanada, Neuseeland,
Irland und Australien bestehen zwischen einheimischen und Migrantenkindern
keine bzw. nur kleine Unterschiede in der Lese-Kompetenz. In Schweden,
Estland und der Schweiz hat die zweite Migrantengeneration ein weitaus
höheres Leseverständnis als die erste und schließt zu den Einheimischen auf.
EINFLUSS DES SOZIOÖKONOMISCHEN HINTERGRUNDS
Zusammenhänge
zwischen Leistung und Sozialstatus der Eltern wurden in allen
Teilnehmerländern festgestellt. In Österreich ist die Leistung von Schülern,
deren Eltern maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen, je nach
Kompetenzbereich (Lesen, Mathe, Naturwissenschaften) zwischen 90 und 102
Punkten geringer als von Kindern aus Akademikerhaushalten (Absolventen von
Uni, FH, PädAK oder Sozialakademie). Laut OECD entsprechen 38 Punkte auf der
PISA-Skala in etwa dem Leistungszuwachs eines Schuljahrs. In Staaten wie
Japan, Finnland, Kanada, Südkorea, Australien, Italien, Irland, Dänemark und
Schweden gleicht das Bildungssystem familiäre Einflüsse aber weit besser als
in Österreich aus.
PISA UND SCHULSYSTEM
Laut OECD zeigt sich, "dass
Jugendliche in gegliederten Schulsystemen im Schnitt weder besser noch
schlechter abschneiden als Jugendliche in Systemen mit nur einem Schultyp.
Allerdings spielt das Elternhaus beim Schulerfolg eine größere Rolle, je
früher die Kinder auf verschiedene Schultypen verteilt werden. Österreich
ist neben Deutschland das einzige OECD-Land, in dem Kinder schon mit zehn
Jahren auf verschiedene Bildungswege verteilt werden".