Ab 1. Juli
Verbot in Kraft: Österreich qualmt weiter
25.06.2010
Nächste Woche ist es so weit: Die Übergangsfrist ist zu Ende, das Rauchverbot tritt in Kraft. Doch: Die Mehrheit der Lokale hat Raucherbereiche.
Die Schonfrist ist zu Ende: Ab Donnerstag, 1. Juli, tritt in Österreich das neue Rauchverbot von Minister Alois Stöger (SPÖ) in Kraft. Größere Lokale müssen Raucher- und Nichtraucher-Bereich räumlich voneinander trennen, kleinere Lokale unter 50 Quadratmeter müssen sich als Raucher- oder Nichtraucherlokal deklarieren. Die aktuelle ÖSTERREICH-Umfrage zeigt, dass zwar die Mehrheit der Österreicher das Gesetz befürwortet (siehe Story unten). Mehr als Hälfte (59 Prozent) zweifelt aber daran, dass es in Wirklichkeit funktionieren wird.
Berühmtes Café Hawelka als Nichtraucher-Lokal
Fest
steht: Trotz des Verbots wird in den meisten Lokalen weiter gequalmt. Eine
Studie der Wirtschaftskammer zeigt, dass es in zwei Drittel der insgesamt
70.000 Lokale Bereiche für Raucher geben wird. Nur 22.000 Restaurants werden
reine Nichtraucherlokale – darunter sind auch Lokale, die nicht anders
können. So muss auch Österreichs bekanntestes Café, das Hawelka in Wien,
wegen der Regelung den Rauch abschaffen. „Ab 1. Juli wird nicht mehr
geraucht. Uns bleibt nichts anderes übrig.Ein Umbau ist nicht möglich, weil
wir dann zu viele Tische verlieren würden. Das kann man sich bei dieser
Größe nicht erlauben“, sagt Junior-Chef Michael Hawelka. Mit gerade einmal
30 Prozent Nichtraucherlokalen hinkt Österreich im Europa-Vergleich
hinterher.
Den Wirten schmeckt das neue Gesetz überhaupt nicht: Entweder sie müssen wie Hawelka die Lokal-Philosophie ändern oder eben in die nötige räumliche Trennung investieren.
Neues Gesetz bringt teure Umbaukosten für Wirte
Das Casino
in Velden musste etwa 200.000 Euro in den Umbau investieren. Gastronom
Stefan Gergely aus Wien: „Ich habe für den Umbau 45.000 Euro für meine drei
Lokale investiert. Ich halte das Gesetz vom Grundsatz für gut, es ist aber
technisch nicht einfach zu lösen. Vor allem die kleinen Lokale werden unter
der Umstellung leiden. Es wäre besser gewesen, das über die Lüftungsqualität
zu regeln“, sagt Gergely zu ÖSTERREICH.
Viele Wirte warten mit dem Umbau die Schanigarten-Saison ab. Günther Hager vom Stadtbräu Linz sagt: „Es wird bei uns Räume für Nichtraucher geben, der Umbau wird aber erst im Sommer fertig.“ Der bekannte Koch und Gastronom Manfred Buchinger (Zur Alten Schule) aus Niederösterreich spricht vielen Wirten aus der Seele: „Die Teillösung ist nicht sinnvoll. Für uns Wirte ist das ein Nachteil. Machen wir‘s gleich wie Irland und Italien. Wenn in zwei Jahren das generelle Rauchverbot kommt, haben wir alle draufgezahlt.“
Mehrheit glaubt: Gesetz wird nicht funktionieren |