Rund 100 Demonstranten fanden sich am Stephansplatz ein.
Die Neulerchenfelder Kirche muss katholisch bleiben: Um dieser Forderung Ausdruck zu verleihen, haben sich am Samstagvormittag rund 100 Pfarr-Aktivisten am Wiener Stephansplatz versammelt, um gegen die Übergabe des Gotteshauses in Ottakring an die serbisch-orthodoxe Gemeinde zu protestieren. Veranstaltet wurde die Demonstration von Mitgliedern der Pfarre Neulerchenfeld. "Die Kernfrage, warum eine funktionierende Pfarre aufgelöst werden soll und nicht eine, die weniger Zuspruch hat, wurde nicht beantwortet", ärgerte sich Gerd Grün, einer der Organisatoren.
Toni Faber anwesend
Die Demonstranten hielten Transparente mit Botschaften wie "Herr Kardinal (Christoph Schönborn, Anm.), wir verlassen unsere Kirche nicht" oder "Wir bleiben katholisch trotz ihrer Bemühungen, Herr Kardinal" und sangen Lieder. Als Vertreter der Erzdiözese war Dompfarrer Toni Faber bei der Veranstaltung anwesend, um "Proteste, Sorgen und Nöte entgegenzunehmen", wie er erklärte.
Übergabe
Die Entscheidung, die Neulerchenfelder Kirche an die serbisch-orthodoxe Gemeinde zu übergeben, sei "gefällt", betonte Faber. Es sei eine Tatsache, dass es in der Neulerchenfelder Pfarre eine geringere Anzahl an Katholiken gebe als in anderen Pfarren. Außerdem würden viele Serben in diesem Gebiet leben. Angesichts der Protestveranstaltung meinte er: "Es wird noch weiter Überzeugungsarbeit zu leisten sein."
Einverständnis
Faber unterstrich, dass vor der Entscheidung zur Übergabe der Neulerchenfelder Kirche das Einverständnis des Pfarrers und des Pfarrgemeinderats einholt worden sei. Das bestritt allerdings ein Mitglied ebendieses Pfarrgemeinderats: "Der Pfarrgemeinderat hat nie zugestimmt, wir wurden überrumpelt", widersprach Karl Womastek. Vielmehr habe man von der Erzdiözese Informationen eingefordert, nachdem serbische Würdenträger bei der Besichtigung des Gotteshauses gesehen worden waren. Daraufhin sei man schriftlich "vor vollendete Tatsachen" gestellt worden. Sollte die Erzdiözese tatsächlich bei ihrer Entscheidung bleiben, kündigte Womastek an:" Wir nehmen das sicher nicht so hin."
Die Erzdiözese will 2011 die Neulerchenfelder Kirche an die serbisch-orthodoxe Gemeinde übergeben. Als Grund für die Maßnahme nannte sie zum einen die gesunkenen Katholikenzahlen, aber auch den starken Zuzug von orthodoxen Christen nach Wien. Faber betonte außerdem: "Wir müssen in den nächsten Jahren noch weitere Kirchen aufgeben." Die Situation sei "nicht so rosig".
Betroffen von den Plänen der Erzdiözese ist neben der österreichischen Gemeinde auch die polnische, die bis dato im Gotteshaus Messen in ihrer Muttersprache abhielt. Die Neulerchenfelder Pfarrgemeinde soll nach der Übergabe der Kirche nicht aufgelöst, sondern mit der Nachbargemeinde Maria Namen vereinigt werden. Damit sind die Pfarr-Aktivisten nicht zufrieden: Maria Namen sei viel zu klein für die bis zu 800 Gläubigen, die jeden Sonntag das Gotteshaus aufsuchen.