ÖSTERREICH-Interview
Darabos: "Hoffe noch auf Profi-Heer"
13.06.2011
Am 17. Juni finden wieder rot-schwarze Heeresverhandlungen statt. SP-Verteidigungsminister Darabos will dann Wehrpflicht-Aus bereden.
ÖSTERREICH: In der aktuellen Gallup-Umfrage sprechen sich 48 Prozent für die Abschaffung der Wehrpflicht aus. Zufrieden?
Norbert Darabos: Das spiegelt ungefähr das Bild wider, das ich durch zahlreiche Gespräche mit der Bevölkerung habe. Die jungen Menschen und natürlich auch viele Eltern sind für die Abschaffung der Wehrpflicht. Ich fühle mich in meinem Kurs durch diese Umfrage bestätigt.
ÖSTERREICH: Trotzdem ist die Abschaffung der Wehrpflicht in weite Ferne gerückt.
Darabos: Ja, das ist für mich in dieser Form überraschend und unbefriedigend. Die ÖVP hat einen Justament-Standpunkt eingenommen. Dabei war die ÖVP unter Wolfgang Schüssel für ein Berufsheer.
ÖSTERREICH: Sie haben Ihre Meinung doch auch geändert, oder?
Darabos: Ich habe meine Meinung insofern geändert, dass ich mir Modelle habe vorlegen lassen und aufgrund von Fakten für das Ende der Wehrpflicht bin. Es geht darum, dass wir den Katastrophenschutz mit einem Profi-Heer sogar besser garantieren können als mit Wehrdienern.
ÖSTERREICH: Wann verhandeln Sie wieder mit der ÖVP? Bislang wurde in den Sicherheitsverhandlungen das Thema Wehrpflicht stets ausgeklammert...
Darabos: Die ÖVP hat hier bislang auf eine Verzögerungstaktik gesetzt. Aber ich werde in der nächsten Verhandlungsrunde im Juni die Wehrpflicht ansprechen und versuchen, die ÖVP zu überzeugen.
ÖSTERREICH: Aber ist das mit dem neuen VP-Verhandlungsteam nicht noch schwerer geworden? Immerhin lehnt die ÖVP nun eine Volksbefragung ab.
Darabos: Stimmt. Aber ich werde Innenministerin Mikl-Leitner und Klubchef Kopf die Diskussion um die Abschaffung der Wehrpflicht trotzdem nicht ersparen. Jetzt geht es ans Eingemachte. Und ich werde am 17. Juni die Schlagzahl erhöhen. Ich werde versuchen, die ÖVP mit Sachargumenten zu überzeugen. Die VP versucht, das Thema immer zu verwässern. Ich bin allen Wünschen des neuen VP-Teams – das nicht eingearbeitet war und bei null starten musste – entgegengekommen und habe alle Informationen bereitgestellt. Jetzt muss was weitergehen.
ÖSTERREICH: Aber selbst Kanzler Faymann dürfte bereits aufgegeben haben und die Volksbefragung auf 2013 verschieben wollen.
Darabos: Selbst wenn der Bundeskanzler gesagt hat, es gibt einen Plan B, dann muss man aber sagen, dass derzeit noch der Plan A aufrecht ist. Ich hoffe noch, dass wir die Profi-Armee etablieren können.