Fall Nussbaumer
Verweigerte die Regierung Lösegeld?
06.04.2008
Hätte die Ermordung der Irak-Geisel Nussbaumer verhindert werden können? Ließen drei Minister den Oberösterreicher im Stich?
Atemberaubendes Geflüster in Geheimdienstkreisen macht Furchtbares im Fall Nussbaumer denkbar. Und offenbar ist auch der Grüne Sicherheitsspecher Peter Pilz informiert. Denn er wird morgen, Montag, im Fall Nussbaumer eine parlamentarische Anfrage an drei Regierungsmitglieder einbringen: an Außenministerin Ursula Plassnik, deren Ressort die Verhandlungen im Irak führte. An Innenminister Günther Platter, dem das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) untersteht. Und an Verteidigungsminister Norbert Darabos, verantwortlich für das Heeresnachrichtenamt (HNA), neben dem BVT Österreichs zweiter großer Geheimdienst.
Wer war von Lösegeldforderungen informiert?
Inhalt der
Anfrage: „Wurden Sie je aus irakischen oder US-Quellen über Forderungen
informiert, deren Erfüllung zur Freilassung von Bert Nussbaumer geführt
hätten?“ Und: „Können Sie ausschließen, dass Sie in irgendeiner Form von
der Möglichkeit einer Verhandlungslösung in Kenntnis gesetzt wurden?“
Kontakt zu den Entführern
Die Bombe dahinter: Spezialisten
des Geheimdienstes soll es gelungen sein, etwa fünf Monate nach Nussbaumers
Verschleppung mit seinen Entführern in Kontakt zu kommen. Als Drahtzieher
wird Dr. Gert-René Polli genannt, damals Leiter des BVT (der Agentenchef
wurde vor Kurzem überraschend abgelöst), und ein Mann mit weitreichenden,
diskreten Beziehungen zu seinen Kollegen im Vorderen Orient.
Lösegeld ausverhandelt?
Spezialist Polli soll es gelungen
sein, ein überschaubares Lösegeld für Nussbaumer auszuhandeln, kolportiert
werden 75.000 Dollar. Und der Geheimdienst-Boss soll bereits ein konkretes
Szenario für den Austausch vereinbart haben: Ein Delegierter der Republik
fliegt mit dem Geld in den Irak und mit Nussbaumer nach Wien zurück.
Unwiderlegte Medienberichte bestätigen die Forderungen der Entführer nach
Lösegeld.
Minister sollen Deal verweigert haben
Doch geflüstert wird: Die
verantwortlichen Minister gingen auf den Deal, der die Rettung Nussbaumers
bedeutet hätte, nicht ein. Mag sein, weil als Leitsatz gilt, dass sich die
Republik nicht erpressen lässt und sie keine Geschäfte mit Verbrechern
macht. Mag aber auch sein, weil das FBI (gemeinsam mit dem Oberösterreicher
wurden auch vier US-Securitys entführt) Druck machte, keine eigenen Wege zu
gehen. Denn die US-Regierung lehnte jede Lösegeldforderung kategorisch ab.
Grüner Pilz vermutet Druck aus den USA
Konsequenz für
Spürnase Pilz: „Es ist zu klären, ob es Druck aus den USA gegeben hat, nicht
zu verhandeln, und ob damit das Leben Nussbaumers aufs Spiel gesetzt wurde.“
Kommende Woche wird das Mordopfer begraben.