Ausweisung
Vielen Kindern droht die Abschiebung
16.10.2010
Innenministerin Fekter hat "humanere Abschiebungen" versprochen.
Ina (7) wohnt mit ihrer Mutter Nara (27) in Wien. Sie ist hier geboren und geht hier auch zur Schule. Vor wenigen Tagen musste sie miterleben, wie ihre besten Freundinnen Donalle und Dorentina (8 Jahre) in den Kosovo abgeschoben wurden. Man hat ihr erklärt, dass ihre Freundinnen bloß auf Urlaub sind. Ina weiß noch nicht, dass sie die Nächste ist, der eine Abschiebung droht. Nach Armenien, in ein Land, das Ina noch nie gesehen hat und dessen Sprache ihr fremd ist.
Rafael ist schwer krank und braucht Behandlung
Die Eltern von Inas Freunden Rafael (7) und Eva (5) sind ebenfalls aus Armenien. Sie sind vor acht Jahren wegen des Konflikts mit Aserbaidschan nach Österreich geflohen. Der kleine Rafael leidet unter epileptischen Anfällen und leichtem Autismus. Hier in Wien bekommt er die notwendigen Medikamente gegen seine Anfälle. Wegen seiner Behinderung besucht er eine Sonderschule in Wien-Meidling, wo auf seine Bedürfnisse eingegangen wird. Würde man ihn aus seiner gewohnten Umgebung reißen, wo er die Sprache versteht, besteht die Gefahr, dass er sich völlig zurückzieht.
Szenenwechsel nach Oberösterreich: In Linz-Urfahr wohnt die Familie Hajojan. Die Eltern stammen aus Armenien. Die Familie war im November 2004 nach Österreich gekommen und hatte hier einen Asylantrag gestellt.
„Beten jeden Abend, dass wir hier bleiben können“
Die drei Kinder Arman (9), Armine (8) und Arziom (7) gehen hier zur Schule und sprechen perfekt Deutsch. Erst vor vier Monaten kam der Ausweisungsbescheid.
Jetzt zittert die Familie täglich vor der Abschiebung. Mutter Susan: „Jeden Abend, bevor wir schlafen gehen, beten wir zu Gott. Denn wir haben Angst, dass die Fremdenpolizei uns aus den Betten holt. Es ist schrecklich!“
Der Familienvater hatte einen Job in einer Fleischhauerei gefunden, die Mutter als Abwäscherin in einem Restaurant. Nun haben die Eltern die Arbeitsbewilligung verloren, obwohl ihre Arbeitgeber ihnen weiterhin einen Job anbieten würden. Die Familie Hajojan ist jetzt auf die Hilfe der Caritas angewiesen. Auch die Stadtpfarre Linz-Urfahr hilft der Familie.
Eine ähnliche Situation auch in Linz: Die kleine Sara Lakota (12) hält der ständigen Angst vor einer Abschiebung nicht mehr stand – sie wird psychiatrisch behandelt.
Schule kämpft um Asyl-Mädchen Araksya
Für große Aufregung sorgt der Fall der 14-jährigen Araksya, die mit ihrer Mutter im Jahr 2006 über Ungarn aus Armenien eingereist ist. Die Polizei wollte sie direkt aus ihrer Schule in Wien-Landstraße abschieben. Das Mädchen konnte flüchten. Ihre Mutter wurde in Schubhaft genommen, wenig später aber wieder freigelassen.
Weil die Frau psychisch am Ende ist, wird sie stationär betreut. Solange wird Araksya hier bleiben können. Ihre Schule kämpft nun für einen dauerhaften Verbleib der 14-Jährigen und ihrer Mutter.