Harald Vilimsky im Interview
Vilimsky: Kurs auf Platz zwei
07.08.2019Der Wahlkampf-Stratege der FPÖ im Sommergespräch.
oe24: Wie haben Sie Ihren Wahlkampf organisiert? Wer macht was?
Harald Vilimsky: Wir waren immer schon ein Team mit dem Joachim Stampfer als organisatorische Speerspitze. Die begleitende strategische Festlegung machen die Bundesgeschäftsführer und die beiden Generalsekretäre.
oe24: Und welche Rolle spielt Herbert Kickl in diesem Wahlkampf?
Vilimsky: Er ist Kandidat Nummer zwei, er wird auch am Plakat stark vertreten sein und er wird mit Norbert Hofer die personelle und inhaltliche Bandbreite der Partei nach außen visualisieren.
oe24: Kickl ist bekannt für pointierte Sprüche. Haben Sie da bereits etwas auf Lager?
Vilimsky: Wir haben immer gute Sprüche, die wir bei Wahlen bringen – lassen Sie sich überraschen.
oe24: Wann starten Sie den Wahlkampf richtig? Bei der FPÖ hat man immer den Eindruck, dass sie lange zuwartet …
Vilimsky: Na ja, in Wahrheit hat der Wahlkampf längst begonnen mit all den Planungen und Vorbereitungen, Listenerstellungen, Formalismen, strategischen Beratungen. Der formelle Wahlkampfstart wird der 7. September sein in Oberösterreich – und dann gibt es bis zum Wahltag ein ganz dichtes Programm, Touren, Mediendiskussionen, Konfrontationen, Interviews, Bürgerdiskussionen etc.
oe24: Teilt sich die Doppelspitze Kickl–Hofer auch den Wahlkampf auf? Motto: Wo der Hofer nicht hinkommt, fährt der Kickl hin?
Vilimsky: Ich würde es durchaus so sehen. Ursache dafür ist, dass sich Wahlkämpfe generell verändert haben in den letzten Jahren. Die Medien stellen ungeheure Anforderungen mit Konfrontationen, Interviews, Duellen oder Elefantenrunden. Die brauchen alle Vorbereitung und Nachbereitung. Da kann ich nicht den ganzen Tag in Kärnten unterwegs und am frühen Abend bei einem TV-Duell in Wien sein. Allein geht sich das logistisch oft nicht aus. Daher haben die beiden sich auch verständigt, wann der jeweils andere Zeit hat.
oe24: Mit welchen Themen wollen Sie punkten?
Vilimsky: Wir wollen die inhaltliche und personelle Bandbreite der FPÖ als Überbau visualisieren – von sanft bis hart, wenn Sie wollen, von Hofer bis Kickl. Auf der einen Seite zeigen, wie regierungsfähig die
FPÖ ist. Wir wollen das noch offene Regierungsübereinkommen mit neuen Facetten abarbeiten, weil es ja die mehrheitliche Zustimmung der Bevölkerung gehabt hat. Auf der anderen Seite möchten wir dann im Bereich Kriminalitätsbekämpfung, Asylwesen den Kurs weiterführen, den wir auch in dieser Regierung in Einvernehmen beschritten haben. Rot-Weiß-Rot steht ganz oben als unser politisches Leitmotiv. Und auch die Warnung vor Schwarz-Grün ist uns ganz wichtig.
oe24: Welche Rolle wird die Weigerung der ÖVP spielen, mit Kickl keine Koalition mehr mit Ihnen einzugehen?
Vilimsky: Ich glaube, man sollte da weder die ÖVP noch die FPÖ fragen, sondern den Wähler. Der wird den einzelnen politischen Parteien Stärken zuweisen und diese Stärken werden dann eine Gravität in den Verhandlungen auf sich ziehen. Dann erst kann man über Personalien reden – unter der Voraussetzung, man kommt inhaltlich wieder zusammen.
oe24: Ich höre von keinem FPÖler außer Kickl, der auf das Innenministerium besteht …
Vilimsky: Weil ich zuerst den Wähler fragen muss. Vorher kann ich nicht mit Forderungen in eine Diskussion gehen.
oe24: Wie können Sie eigentlich mit einer Partei in eine Koalition gehen, die Sie aus der Regierung geschmissen hat?
Vilimsky: Für eine Koalition ist es nicht entscheidend, ob man sich großartig lieb hat, sondern, ob es eine ausreichende inhaltliche Schnittmenge gibt. Darauf kommt es an.
oe24: Kann es sein, dass die Regierung am Bundespräsidenten scheitert, der ja angekündigt hat, Kickl nicht mehr anzugeloben?
Vilimsky: Es kann nur am Wähler scheitern, der einen anderen Kurs möchte. Wir sind freilich überzeugt, dass der Wähler ein deutliches Signal in unsere Richtung sprechen wird. Ich gehe davon aus, dass jeder am demokratischen Prozess Beteiligte das auch entsprechend akzeptieren wird.
oe24: Was ist Ihr Wahlziel? Was wäre ein Erfolg am Abend des 29. 9.?
Vilimsky: Wir wollen den 20er deutlich überspringen, die Sozialdemokraten überholen und Schwarz-Grün darf rechnerisch keine Mehrheit haben.
oe24: Wie viel Geld werfen Sie in Ihren Wahlkampf? 7,4 Millionen dürfen Sie …
Vilimsky: Wie haben fünf in Planung und wenn die Dynamik des Wahlkampfes es nicht notwendig macht, eine kleine Überschreitung notwendig zu machen, dann werden wir uns bei diesen fünf einpendeln. Die sieben werden wir in keinem Fall überschreiten.